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Im Land der Mormonen

Vom Grand Canyon nach Salt Lake City am Großen Salzsee im Bundesstaat Utah

Juni 2011

Am Großen Salzsee im Bundesstaat Utah

Am Großen Salzsee im Bundesstaat Utah

Wohl jeder Besucher des Westens der USA wird dem Grand Canyon im Bundesstaat Arizona einen Besuch abstatten. Seit vier Jahren gibt es eine neue Attraktion – den Grand Canyon Skywalk, eine über den Rand des Canyons hinausragende Brücke mit Glasboden im Westteil des Canyons, noch außerhalb des Nationalparks. Allerdings führt der Skywalk nur über einen Seitenarm des Canyons, der auch nur um die 200 Meter tief ist. Nichts führt daher vorbei an einem Besuch des Nationalparks selbst.

Der Grand Canyon Skywalk im Westen des Grand Canyon
Blick auf den Eagle Point, eine Felsformation in Form eines Adlers

Blick auf den Eagle Point, eine Felsformation in Form eines Adlers

Der Grand Canyon Skywalk im Westen des Grand Canyon

Blick aus dem Helikopter auf den Grand Canyon und den Colorado Fluss

Blick aus dem Helikopter auf den Grand Canyon und den Colorado Fluss

Atemberaubende Aussicht vom South Rim

 

Die Aussicht vom South Rim, dem Südrand des Canyons, auf den 1500 Meter tiefer fließenden Colorado River und den etwa 16 Kilometer entfernten North Rim ist atemberaubend. Sie wird nur noch getoppt durch den Blick aus dem Helikopter. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, im Hubschrauber erst in geringer Höhe über das bewaldete Gelände des Nationalparks zu fliegen und dann fällt plötzlich das Gelände unter dem Hubschrauber in die Tiefe und man hält sich unwillkürlich fest. Dazu ertönt aus den Kopfhörern der Walkürenritt von Wagner – eine sehr passende Musikwahl.

Am South Rim vom Grand Canyon

Man kann kilometerweit am South Rim entlangwandern und auf Felsvorsprünge klettern, ohne dass irgendwelche Gitter den Weg versperren.

Man kann auch in den Canyon absteigen, allerdings ist der Weg jetzt Anfang Juni immer noch vereist und teilweise von Schnee bedeckt. Und es gilt immer zu bedenken, dass auf dem Rückweg auch wieder 1500 Höhenmeter steiler Aufstieg zu bewältigen sind. So manch einer, der sich gut trainiert wähnte, hat dabei schon schlapp gemacht.

Am South Rim vom Grand Canyon

Blick in den Grand Canyon vom South Rim

Blick in den Grand Canyon vom South Rim

Vom Grand Canyon im Bundesstaat Arizona kommend, liegt vor uns der Highway, der durch den Bundesstaat Utah nach Salt Lake City führt. Nach knapp einhundert Meilen Autofahrt Richtung Norden tauchen die ersten schneeweißen Spitzen hoher Bergregionen auf. 

Als der Mormonenführer Brigham Young Mitte des 19. Jahrhunderts mit Gefolgsleuten nach einem geeigneten Siedlungsplatz suchte, um das amerikanische Reich Zion zu gründen, hat er diese majestätisch ruhenden weißen Bergkuppen auch gesehen. Ständig neu einströmende Siedler stärkten seine religiöse Bewegung, die sich nennt: „The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints“. Und 50 Jahre später kurz vor Beginn des 20 Jahrhunderts wurde der Bundesstaat Utah ausgerufen, der Mormonenstaat.

Auf dem Highway ins Mormonenland

Auf dem Highway ins Mormonenland

Ein befestigtes Motel für Postkutschen

 

Auf dem Weg in seine Hauptstadt, Salt Lake City, erreicht man wenige Kilometer vom Highway entfernt, gut ausgeschildert, die Historical Site Cove Fort. Im April 1867 erteilte der rührige Präsident der Mormonen Brigham Young seinem Anhänger, dem Schmied Ira Hinckley, den Auftrag, eine Tagesreise mit der Postkutsche von der Stadt Fillmore entfernt, einen befestigten Ort für Übernachtungen zu bauen. Noch im gleichen Jahr wurde das Fort mit einer Mauer von 100 Fuß Länge und 18 Fuß Höhe fertiggestellt und diente mehr als 20 Jahre den Mormonen wie allen Durchreisenden als sicheres Quartier, ehe eine Eisenbahnlinie die Funktion des Forts erübrigte und es verkauft wurde. Die Nachkommen der Familie Hinckley kauften einhundert Jahre später das Fort zurück und bauten es als einen historischen Platz der Besiedlung in der Pionierzeit Amerikas aus.

Cove Fort – Museum der Mormonen-Pioniere

Cove Fort – Museum der Mormonen-Pioniere

Auf dem großflächigen Parkplatz werden wir von einem freundlichen älteren Herrn begrüßt. Er trägt ein blütenweißes Hemd und einen großen schwarzen breitkrempigen Hut und lächelt.

 

Wie vor 150 Jahren haben der 67-jährige Rentner Ronald Degen und seine Frau von ihrer Mormonengemeinde einen Auftrag bekommen. Sie sollen für ein halbes Jahr die Besucher durch das Cove Fort führen und über seine Geschichte erzählen. Dazu kampieren sie in der Nähe in einem Wohnwagen.

Mormone Ronald Degen gibt den Museumsführer

Mormone Ronald Degen gibt den Museumsführer

Ronald Degen, der jahrzehntelang im Westen der USA Strommasten aufstellte und Elektrokabel spannte, ist ein angenehmer Plauderer. Er erzählt von den Hausherren im 19. Jahrhundert, der Mormonen-Familie Hinckley und ihrem Alltag. In der Küche steht ein langer Tisch, an dem die Fahrgäste der Postkutsche und durchziehende Siedler, nicht selten bis zu 20 Personen, gemeinsam gegessen haben. Hier wurde nur selbst angebautes Obst und Gemüse, Fleisch aus eigener Züchtung oder Jagd aufgetischt. Dann besichtigten wir den Frauenraum. Im Mormonen-Fort schliefen Männer und Frauen, auch Ehepaare, getrennt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In einem der liebevoll historisch eingerichteten Zimmer stellt Ronald Degen die Frage an seine Besucher, ob sie die vier Quellen des Lichts in dem Raum aufzählen können. Es werden das Fenster, der Kamin und die Lampe genannt, doch eine fehlt. „Die wichtigste Quelle der Erleuchtung liegt hier auf dem Tisch“, sagt Ronald Degen andächtig und zeigt auf eine Mormonen-Bibel.

Bibeln für die Welt
Liebevoll eingerichtete Zimmer mit Mormonenbibel auf dem Tisch

Bibeln für die Welt

Liebevoll eingerichtete Zimmer mit Mormonenbibel auf dem Tisch

Tempel mit vielen Kirchturmspitzen

 

Ein toller Service für Touristen, die die Welthauptstadt der Mormonen, Salt Lake City besuchen, ist die kostenlose Straßenbahnfahrt auf einer Ring-Strecke in Downtown. Die Straßenbahn hat kompakte schwergewichtige Waggons, fast wie bei einer Eisenbahn und mit mindestens vier und mehr Waggons eine beträchtliche Länge. Vom Führerstand vorn in der Zugmaschine hört man kein nervöses Klingeln einer Straßenbahn, sondern einen Signal-Ton, der einem kilometerlangen Überland-Express würdig ist.

Mormonen Tabernacle

Mormonen Tabernacle

Im Mittelpunkt des Temple Square der Mormonen-Tempel

Im Mittelpunkt des Temple Square der Mormonen-Tempel

Zentraler Anlaufpunkt für Gläubige wie Ungläubige ist der „Temple Square“. Im Mittelpunkt steht der Mormonen-Tempel, die Hauptkirche. Sie wurde von der ersten Mormonen-Generation in einem Zeitraum von 40 Jahren errichtet und 1893 vollendet. Dieser riesige Tempel mit vielen Kirchturmspitzen ist nicht für die Besucher offen. Der monumentale Bau wird in einem Besucherzentrum an einem Modell genau beschrieben und kann für Hochzeiten und Taufen der Mormonen genutzt werden. Zu dem Gesamtkomplex gehören das Mormonen-Tabernacle, ein großer Konzertsaal mit einer Orgel, zwei Besucherzentren und das erst 2002 eröffnete riesige Konferenz-Center mit 21.000 Plätzen (!).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Besucherzentrum steht die bekannte Christus Statue von dem dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen. Eine Information zu Werk und Autor haben sich die Mormonen gespart. Ein dienstbarer Geist aus dem Mormonenteam begleitet die Neugierigen mit dem Fahrstuhl auf das Dach des Konferenzzentrums.

Übrigens gehört zu der gesamten Kultstätte auch ein Wolkenkratzer, sozusagen das Finanzministerium der Sekte. Immerhin sind alle begehbaren Einrichtungen kostenfrei zugänglich, allerdings lauern überall junge und ältere Mormonen, die ihre Informationen und Botschaften anbringen wollen. Aber niemand ist aufdringlich.

Die Christus Statue von Thorvaldsen von der Sekte eingemeindet

Die Christus Statue von Thorvaldsen von der Sekte eingemeindet

Tempel und die ewige Familie bei den Mormonen

Tempel und die ewige Familie bei den Mormonen

„Heiligenbilder“ des patriarchalisch geprägten Familienlebens

„Heiligenbilder“ des patriarchalisch geprägten Familienlebens

Ganz in der Nähe steht das Beehive House. Hier wohnte der Führer des Mormonenzuges nach Utah, Brigham Young. Gleich daneben wurde das Lion House errichtet. Für die schnell wachsende Familie des Sektenführers, angeblich brachte er es auf 27 Ehefrauen und 56 Kinder, musste Platz geschaffen werden.

 

Die Mehrfach-Ehen, einst ein Markenzeichen vor allem für die Führer der Sekte, sind schon seit hundert Jahren in den USA verboten und werden deshalb offiziell von den Mormonen nicht mehr praktiziert. In letzter Zeit sind auch einige andere kernige Regeln wie das strikte Alkoholverbot arg durchlöchert. Zwar gibt es in Salt Lake City nach skandinavischem Vorbild für hochprozentigen Alkohol noch so genannte Liquor Stores, aber man muss in der Stadt nicht lange suchen, um einen Pub zu finden mit mindestens 20 Biermarken und einigen Whisky-Sorten zur Auswahl.

Beehive House - erstes Wohnhaus von Brigham Young 

Beehive House - erstes Wohnhaus von Brigham Young 

Alfred McCune - Villa

Alfred McCune - Villa

Lion-House - erweiterter Wohnsitz von Brigham Young

Lion-House - erweiterter Wohnsitz von Brigham Young

Antelope Island im Salzsee

 

Nur knapp 20 Meilen von Salt Lake City entfernt liegt Antelope Island, verbunden durch einen schmalen langen Damm. Mit neun Dollar Eintrittsgeld kann man auf die Insel fahren.

Auf der Insel befindet sich die Fielding Garr Ranch, die von 1848 bis 1981 betrieben und danach in einen staatlichen Park umgewandelt wurde. Das Wohnhaus der Farmerfamilie fungiert als ein begehbares Museum für ländliches Leben. Die Einrichtung zeigt wenig Spektakuläres, dafür den Alltag mit schwerer Arbeit und armseliger Einrichtung, die wenig Zerstreuung bot. Alte vor sich hin rostende Traktoren stehen malerisch auf der Ranch herum.

Antelope Island im Großen Salzsee

Antelope Island im Großen Salzsee

Auf der Fielding Garr Ranch

Auf der Fielding Garr Ranch

Bereits im 19. Jahrhundert wurden auf der Insel mehrere hundert Bisons angesiedelt. Später kamen auch wieder Antilopen dazu, die bereits auf der Insel lebten als sie erschlossen wurde und ihr den Namen gaben. Heute werden 800 Bisons auf der Insel gehalten. Jedes Jahr im Oktober kommen einige Cowboys auf die Insel, fangen die Tiere ein, registrieren sie. Mit dem Verkauf von rund 250 Tieren wird der seit 1981 gebildete Antelope Island State Park finanziert. Die verbleibenden 550 Bisons überwintern in ihren Herden in der freien Natur.

Von der Insel besteht aus besteht die beste Möglichkeit, im großen Salzsee schwimmen zu gehen. Badende waren weit und breit nicht zu sehen. Am Anfang muss man durch knietiefes von Algen bedecktes warmes Wasser waten. Erst nach etwa 300 Metern wurde das Wasser klarer, aber immer noch nur etwa einen Meter tiefer. Auf dem Rücken liegend, schwimmt man auf dem lauwarmen salzigen Wasser wie eine alte Luftmatratze. Das ist keine Kunst, schließlich hat das Wasser einen Salzgehalt von 25 Prozent. Dreht man sich auf den Bauch, gelingt es kaum, normal zu schwimmen, weil das hintere Körperteil so viel Auftrieb hat - ein ungewöhnliches Gefühl. Am Strand befinden sich Duschen, die bei Geldeinwurf (vier Minuten für einen Dollar) ihre Arbeit aufnehmen.

Ruhender Bison

Ruhender Bison

Antilope auf Antelope Island

Antelope Island besitzt eine bergige Landschaft. Vom Buffalo Point schaut man über die Insel, an einigen Stellen sind die Bisonherden zu entdecken. Und dann wird dem Besucher auch ein Gefühl von wirklicher Freiheit vermittelt, wenn eine Antilope in angemessener Entfernung in einer langen Bucht in scheinbar unendlicher Ruhe entlang schreitet. Auch eine Formation von sechs Wildgänsen, die schnatternd vorbeifliegen, kann die Antilope in ihrem erhabenen Gang nicht stören.

Antilope auf Antelope Island

Antelope Island mit Blick auf den Salzsee und die Berge

Antelope Island mit Blick auf den Salzsee und die Berge

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