Skifahren auf Olympischen Pisten
Rosa Khutor im Westkaukasus erwartet deutsche Winter-Urlauber
März 2017
Der Wintersportort Rosa Khutor
In drei Jahren hat sich die Olympia-Region der Winterspiele im Jahr 2014 in Russland zu einem gut besuchten Urlaubsziel entwickelt. Jetzt sollen auch schrittweise Gäste aus Europa und im besonderen aus Deutschland angelockt werden. Das Skigebiet organisierte mit Condor Airlines im Februar dieses Jahres erstmalig Direktflüge aus Berlin-Schönefeld nach Sotschi.
Das rote Tal im Westkaukasus
Krasnaja Poljana, das rote Tal, hat seinen Namen erhalten dank des üppigen Grüns seiner Waldgebiete, die sich im Herbst rot färben. Es liegt im Westen des Kaukasus ganz prominent zu Füßen der Hochgebirgswelt und hat in den letzten 150 Jahren schon eine beeindruckende Karriere absolviert. Nur dünn besiedelt von einigen estnischen und griechischen Familien, entdeckten Ende des 19. Jahrhunderts Geologen des russischen Zaren, dass hier in der Höhe von 600 Metern dank der Heilquellen und der gesunden Luft ein idealer Platz für einen attraktiven Höhenkurort besteht. In der Sowjetzeit avancierte die subtropische Schwarzmeerküste rund um den Badeort Sotschi zum beliebten Urlaubsort und auch im 40 Kilometer entfernten roten Tal entstanden einige Hotels.
Der große Weckruf für den Tourismus erfolgte erst mit der Entscheidung im Juli 2007, hier in der Region die Olympischen Winterspiele auszurichten.
Condor-Direktflug nach Sotschi Foto: Lutz Schönfeld
Die Olympischen Ringe
Wintersport in subtropischen Gefilden
„Vor neun Jahren hat es in unserem kleinen Kurort Rosa Khutor nur einige kleine Hotels, einen Sesselaufzug in die Berge und eine sehr schmale Bergstraße an die Küste nach Sotschi und zum Flughafen gegeben“, erinnert sich der Regional-Direktor von Rosa Khutor Alexander Belokobylsky. In Sotschi herrscht subtropisches Klima und wenige glaubten daran, hier in der Nähe vom Schwarzem Meer Olympischen Wintersport zu betreiben. Aber das Wunder fand statt, weil die Ausläufer des Kaukasus bis zu 2300 Meter hoch in Skigebiete führen und somit für recht stabile Schneeverhältnisse sorgen. Die Veranstalter hatten außerdem Schneekanonen in Stellung gebracht, die zwar zu Olympia nicht zum Einsatz kamen, aber auch heute den Wintersport absichern. Es wurden viele Milliarden Euro in neue Hotels und moderne Seilbahnen, in Eissporthallen und vierspurige Straßen investiert, die von Sotschi in die Berge führen.
Über den Gipfeln auf 2300 Meter Höhe
Auf der Piste
Olympioniken gingen, Winterurlauber kamen
Nun sind die Olympioniken abgereist und die Winterurlauber sind gekommen. „Heute stehen unseren Urlaubern insgesamt 16 Hotels mit 3000 Betten zur Verfügung“, listet Direktor Belokobylsky stolz auf. „Und in der diesjährigen Wintersaison im Februar sind etwa 9000 Ski-Läufer bei uns“, ergänzt er, „viele kommen auch aus kleinen Hotels, Pensionen und Privatquartieren der nahen Umgebung und auch von Sotschi.“ Rosa Khutor avancierte mit 77 Kilometern Skipiste zum größten Skigebiet Russlands.
Die Ziele der Touristiker von Rosa Khutor für die nächsten Jahre sind sehr ambitioniert. Allein in der Winter-Saison will man die Zahl der Besucher verdoppeln und mit weiteren neu gebauten Hotels auch Urlauber aus Europa und speziell aus Deutschland anlocken. Denn bisher haben kaum internationale Gäste hierher gefunden. Das soll sich nun ändern.
Der Schnee ist ganz weiß
Die Attraktivität für den Winterurlaub ist in der eindrucksvollen Landschaft am Fuß des Kaukasus unbestritten. Das international renommierte Unternehmen Doppelmayr aus dem Vorarlberg baute drei neue Ski-Lifte mit modernen Gondeln. Kanadische Experten aus der vormaligen Olympia-Wintersportstadt Vancouver legten bei der Konzeption der Sportanlagen mit Hand an. Bei den Quartieren ist die Handschrift der internationalen Hotelketten unverkennbar. Ein Erbe der Olympischen Spiele sind neue Bäder und Massageräume sowie modernisierte medizinische Einrichtungen, um die Heilquellen zu nutzen.
Eine Hauptrolle spielt hier im Kaukasus der Schnee. Hier ist der Schnee ganz weiß und bietet für die Skifahrer eine sehr gute Qualität, so betonen die russischen Tourismus-Verantwortlichen. Als ultimativen Autoritätsbeweis werden dann die Wintersportler aus den Alpenländern genannt, denen diese Schneequalität aufgefallen ist. Nicht nur auf den Plateaus der Berge und auf den Abfahrtstrecken, sondern auch auf 600 Meter Höhe im Tal leuchtet der Schnee. Moderne Heizungen der Hotellandschaft, viele Parkhäuser und nur wenig zirkulierender Durchgangsverkehr tun ein Übriges.
Naturpark Rosa Khutor
Kaukasische Schakale und Ikonenmaler
Zu den Pluspunkten von Rosa Khutor zählt zweifellos, dass das Urlauber-Tal inmitten eines mehrere tausend Quadratkilometer großen Naturschutzgebietes eingebettet ist. Schon nach wenigen hundert Metern abseits der Hotels beginnen Gesundheitswege. In diesem Gebiet ist auch noch eine intakte Tierwelt zu Hause. Hier im Westkaukasus wurden in den letzten Jahrzehnten vom Aussterben bedrohte Wisent-Herden mit tausenden Tieren wieder angesiedelt. Ein kleiner Tierpark widmet sich verletzten Wildtieren. In den Gehegen können die Besucher kaukasische Schakale und Gemsen, Wildschweine, Rehe und Steinböcke sehen.
Im Wildpark
Ikonen-Maler im Freilichtmuseum
Ebenfalls nicht weit entfernt von den Hotelanlagen erwartet das ethnografische Freilicht-Museum „Moja Russia“ seine Besucher. Auf dem elf Hektar großen Gelände kann man einen kleinen Streifzug durch die kulturelle Vielfalt und die unterschiedlichen Traditionen vom Kaukasus und von anderen Teilen Russlands unternehmen. Da steht dann ein burjatischer Tempel neben einem Haus aus Sibirien und in einem Atelier kann man Ikonen-Malern bei der Arbeit zusehen. Hier erkennt der Besucher an der Architektur der Häuser und ihrer Inneneinrichtung schon auf den ersten Blick wie multikulturell sich die Bevölkerung in der Region und in ganz Russland zusammensetzt. Neben der russischen Mehrheitsbevölkerung und einer bedeutenden armenischen Minderheit ist über die Jahrhunderte ein Schmelztiegel unterschiedlicher Volksgruppen entstanden.
Sprung am Bungee-Seil
Auf der Hängebrücke des Skyparks
Bungee Jumping in die Schlucht
Auch für das überwiegend jüngere Urlauber-Publikum hält die Region Krasnaja Poljana ein Angebot bereit. In der zerklüfteten Bergwelt des Kaukasus hat sich im Olympia-Jahr 2014 ein internationaler Skypark mit einer Bungee-Jumping Anlage angesiedelt. Die imposante Konstruktion von der Weltfirma Hackett aus Neuseeland, der Heimat des Bungee-Springens, hat einige Superlative zu bieten. Über der Ahshtyrskaya-Schlucht verläuft die mit 439 Metern längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt. Hier kann man 207 Meter über dem Fluss Mzymta den weltweit höchsten Sprung absolvieren. Es werden auch moderatere Sprünge am Bungee-Seil angeboten, „nur 69 Meter tief“ oder der „Mega Troll“, bei dem man am Seil über 700 Meter über den Fluss schwingt. „Der Sprung ist absolut sicher“, erklärt der Armenier Sam Dautyan vom Team des Sky-Park. „Jeder kann ihn wagen und macht eine der unvergesslichsten Erfahrungen seines Lebens.“
Kräuterlikör Balzam zum marinierten Schaschlik
Eine weitere positive Entdeckung in Rosa Khutor besteht darin, dass seine Besucher den Kaukasus auch ganz authentisch schmecken können. In den Hotels wie auch in den Restaurants an den Lift-Stationen hat zur Freude auch der russischen Touristen sich die kaukasische Küche vom internationalen fast food nicht verdrängen lassen. Da dominiert mariniertes Schaschlik-Fleisch, mit Gemüse oder Fleisch gefüllte Teigtaschen, auch eingelassen mit Käse und dazu wird der unerlässliche Sauerrahm (smetana) serviert.
Für die Spirituosen aus dem Kaukasus haben sich die Produzenten etwas besonderes einfallen lassen - sie richteten mitten im Einkaufszentrum nahe der Hotels neben einem Cafe die Probierstube „Balzamsochi“ ein. Hier können die Gäste Rotweine der Rebsorte Cabernet aus kaukasischen Anbaugebieten kosten. Doch die Spezialität sind Schnäpse und Liköre, die Bergkräuter aus der Region enthalten.
An erster Stelle, so erklärt die freundliche Verkäuferin Anastasia, steht der Likör Balzam. Er sei extra in eine Tonflasche abgefüllt, um ihn vor Sonnenstrahlen zu schützen. „Dieser Balzam enthält 38 verschiedene Bergkräuter, deren heilende und wohlschmeckende Wirkung ohne diesen Lichtschutz verloren geht“, so Anastasia weiter. Die Aufzählung der einzelnen Extrakte von Engelwurz, Anis und Zimtrinde, von Mandeln, Muskat und Thymian ist schon imponierend. Doch ein Getränk, auf dem das Etikett „gesund“ prangt, darf wohl nirgendwo richtig gut schmecken. Das Vorurteil wird bei der Verkostung bestätigt. Für europäische Geschmacksknospen ist beispielsweise der Likör, der aus einheimischer Kiwi gewonnen wird oder ein Weinbrand mit Nussgeschmack eher zu empfehlen.
Anastasia mit ihren Kräuterlikören
Sprach-Barrieren für internationale Gäste
So spannend für Urlauber aus Deutschland und anderen europäischen Ländern diese landschaftlich atemberaubende Destination im Winter wie Sommer sein kann, müssen die Gastgeber für internationales Publikum noch einige Hausarbeiten machen. Dazu zählt ganz sicherlich, dass für die meisten Gäste aus Europa die russische Sprache mit ihrer kyrillischen Schrift eine große Hürde darstellt. Wegweiser und Informationshinweise jeglicher Art und selbst Speisekarten in großen Hotels gibt es nur in russischer Sprache, in Englisch existieren sie faktisch nicht. Auch mit dem Service-Personal in dem Wintersportort kann sich der Urlauber kaum in englischer Sprache verständigen. Hier tut schnelle Abhilfe Not, um vor internationalem Publikum bestehen zu können.
Aus Berlin nach Sotschi wieder Direktflüge geplant
Der Regional-Direktor von Rosa Khutor Alexander Belokobylsky informierte die Journalisten-Gruppe aus Deutschland, dass zur nächsten Wintersaison 2017/18 wieder ein Direktflug mit der Condor Airlines ab Berlin-Schönefeld geplant ist. Die Angebote sollen dann bereits den Zeitraum von November 2017 bis März 2018 umfassen. Die Reisenden aus Deutschland können sich dann vom Reiseveranstalter Pakete zusammenstellen lassen, die neben dem Direktflug auch die Unterkunft in Hotels einschließen. In Planung für 2018 ist sogar, Flüge und Hotelplätze in der Sommersaison anzubieten.
Rosa Khutor bei Nacht
In den Sommermonaten hat Rosa Khutor für seine Urlauber eigens einen reservierten Strandabschnitt, zu dem zur Bade-Saison ein Strand-Shuttle eingesetzt wird. Wieder mit an Bord sind das Berliner Reise-Unternehmen „Pul Express“ sowie der Hamburger Reiseveranstalter für Osteuropa und Asien „Go East“.
www.pulexpress.de; www.go-east.de
Einen großen Schritt nach vorn bedeutet für die Ferien-Region Rosa Khutor, dass sie mit ihren Reiseangeboten im Winter wie im Sommer in diesem Jahr auf der Internationalen Tourismus Börse in Berlin vertreten sein wird (Halle 3.1 Stand 609). Sotschi, der wärmste Platz in Russland mit seinem subtropischen Klima auf dem Breitengrad von Nizza liegend und die schneeweißen Ski-Abfahrtshänge in Rosa Khutor werden auf der weltweit größten Urlaubsmesse in Berlin zweifellos eine gute Figur abgeben.
Rosa Khutor
Foto: Tourismus Rosa Khutor