Der kleine Touristenort St. Veit in Kärnten wirbt mit erneuerbaren Energien
Erlebniswelt im Kunsthotel Fuchspalast in St. Veit
Bislang haben herkömmliche Kraftwerke, in denen Erdöl, Erdgas oder Kohle zur Erzeugung von Strom verbrannt werden, wohl kaum Anziehungskraft auf Touristen entwickelt. Atomkraftwerke gelten bei Tourismusmanagern sogar als nur schwer vorzeig- und nicht vermittelbar. Ganz anders präsentiert sich ein Sonnenkraftwerk. Es entsteht mitten in der kleinen Stadt St. Veit an der Glan im österreichischen Kärnten und soll eine Attraktion für die Urlauber werden.
Der Hauptplatz von St. Veit mit dem Rathaus
Modellstadt für Europa
„Wir können etwas herzeigen, was es in Europa bisher nirgends gibt. Unsere kleine Stadt mit knapp 13.000 Einwohnern ist auf dem besten Weg, sich bis zum Jahr 2020 komplett aus erneuerbarer Energie zu versorgen“, erzählt stolz Bürgermeister Gerhard Mock.
Bürgermeister Gerhard Mock
Schon seit vielen Jahren sind die Bürger von St. Veit gegenüber alternativen Energien sehr aufgeschlossen. Den Startschuss gab eine Biogasanlage. Dann folgte ein Projekt, mit dem Abwärme aus einem Industriebetrieb in ein Fernwärmenetz geleitet wurde. Es siedelten sich Firmen für alternative Energien in der Stadt an, wie das Unternehmen GREENoneTEC, das Projektoren für Solarthermie produziert und der Hersteller für Photovoltaik-Produkte Kioto. Hinzu kam die Vertriebsfirma Sonnenkraft für die Vermarktung der neuen Energien.
Erlebniswelt erneuerbare Energie
Schließlich wurde vor drei Jahren die Idee geboren, nicht nur auf „saubere Energie“ zu setzen und Gutes für Menschen und Natur zu tun – sondern auch darüber zu reden.
Hauptplatz von St. Veit Kunsthotel Fuchspalast
Im Fuchspalast im Zentrum der Stadt wird Ende August auf 1200 Quadratmetern Ausstellungsfläche die Erlebniswelt erneuerbare Energie eröffnet. Der Fuchspalast wurde vom österreichischen Künstler und Visionär Professor Ernst Fuchs gestaltet und ist ein Paradebeispiel der von ihm mitbegründeten Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Die farbenfrohe Außenfassade besteht aus über 1100 Quadratmetern Tiffany-Glas.
„Wir wollen hier in unterhaltsamer und spielerischer Weise darstellen“, so Bürgermeister Mock, „wie beispielsweise die Photovoltaik und Wärmepumpen funktionieren, was sie kosten oder wann Solarthermie anwendbar ist. Alternative Energieformen sollen erlebbar gemacht werden, für unsere Bevölkerung wie auch für die Touristen.“
Künftige Lichtergasse der Stadt
Ebenfalls im August dieses Jahres geht an der Stadtgrenze ein Photovoltaik-Sonnenkraftwerk mit einer Leistung von einem Megawatt in Betrieb. Es ergänzt eine Reihe bereits bestehender dezentraler Voltaikanlagen in der Stadt wie z.B. auf einem Fußballplatz oder auf Dächern von Schulen und Wohnhäusern. Insgesamt ist dann die Hälfte aller 12.000 Haushalte in St. Veit mit erneuerbarer Energie ausgestattet.
Lichtergasse hinterm Rathaus
Eine ganze Reihe origineller Ideen werden für Photovoltaik werben. Gleich neben der repräsentativen Front des Rathauses verwandelt sich die Pogatschniggasse in eine Lichtergasse und wird in den Abendstunden mit verschiedenen LED-Lampen taghell erleuchtet. Zehn Künstler aus Slowenien, Italien und Österreich werden sich in Skulpturen dem Thema erneuerbare Energie zuwenden und auf einem Kinderspielplatz wird sich mit Hilfe der Sonnenenergie einiges bewegen und drehen. Eine seit einigen Jahren in St. Veit ansässige Fachschule für Photovoltaik wird mit seinen Studenten und Absolventen mithelfen, die einzelnen Projekte zu betreuen.
Burg Hochosterwitz
Für die Touristen ist auch das so genannte e-Mobilitätsprojekt spannend. Es beinhaltet ein Verleihsystem mit einer großen Zahl von e-bikes. Per Elektro-Fahrrad sind dann die bekannten Ausflugsziele der Region mit Sonnenenergie zu besuchen. Dazu zählen die auf einem 150 Meter hohen Felsen thronende Burg Hochosterwitz, die neu gebaute gläserne Molkerei in Klein St. Paul oder das Heinrich-Harrer-Museum mit einer großen Tibetausstellung.
Der Dom in Gurk
Ebenfalls noch gut per e-Bike erreichbar ist das 700 Jahre alte kleine Städtchen Gurk mit seinem berühmten Dom, eine romanische Basilika aus dem 12. Jahrhundert, und dem angeschlossenen Stiftsgebäude. Für Elektroautos ist auch gesorgt. Es wird ein Netz von Elektrozapfsäulen in St. Veit und Umgebung eingerichtet, die von dem Sonnenkraftwerk gespeist werden.
Krypta des Doms Propsthof des Stiftes
Unabhängig dank 2000 Sonnenstunden
„Ich bin überzeugt, dass wir es in den nächsten fünf Jahren schaffen werden, unsere Stadt allein mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Schritt für Schritt bauen wir die ganze Stadt mit erneuerbarer Energie um beispielsweise durch den Einsatz von LED-Leuchten“, prophezeit Bürgermeister von St. Veit. Er spekuliert mit dem Projekt Sonnenstadt auch auf wachsende Touristenzahlen. Denn etwa 2000 Sonnenstunden oder fast 300 Tage Sonne in St Veit ist nicht allein die Basis für das Energiekonzept, sondern auch eine Empfehlung für Urlauber.
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