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Ronald Keusch

Rittberger im Sommer

Die Region der Friulanischen Dolomiten wartet auf Entdeckungsreisen von Urlaubern


Der Campanile di Val Montanaia in den Wolken
Der Campanile di Val Montanaia in den Wolken


Sie liegt zwischen den Provinzen Udine und Pordenone etwas versteckt, die Region der Friulaner Dolomiten. Dafür sorgt hauptsächlich das noch weitgehend unerschlossene Gebiet durch seine Lage im Nordosten von Oberitalien selbst. Dieses Versteck hat den großen Vorzug, dass sich hier, eine Autostunde von der Stadt Udine entfernt, noch ein Naturparadies bewahrt hat und der gleichnamige Nationalpark sich sogar mit der Auszeichnung UNESCO Weltnaturerbe schmücken darf.

Im Tal Val Cellina
Im Tal Val Cellina

Die Bergwelt auf mehr als 1000 Metern Höhe ist zwar traditionell nicht wenigen Wintersportlern, Bergsteigern und Naturfreunden bekannt. Aber größere Zahlen von Touristen, die die landschaftlichen Schönheiten mit ihren bizarren Felszügen gerade auch im Sommer als herrliche Kulisse für einen Aktiv-Urlaub suchen, fehlen noch. Das soll sich ändern.



Ganzjährig Sporturlaub im Hotel 1301 INN


Der Skiort Piancavallo liegt auf einer Hochebene am Fuß des über 2200 Meter hohen Monte Cavallo. Die Werbung verspricht keine langen Wartezeiten an den Skianlagen, ruhige Abfahrten auf sicheren Pisten inmitten der Ruhe der noch unberührten Bergnatur, Schneeschuh-Trekking und den Einsatz von Schneekanonen. Doch nunmehr hat sich Piancavallo auf die Fahnen geschrieben. dass seine Urlaubsgäste hier das ganze Jahr Sport treiben können. Ende 2012 wurde das neue Hotel 1301 INN eröffnet.

Hotel 1301 INN
Hotel 1301 INN

Sein modernes Fassaden-Design mit viel Holz und jeder Menge gestalterischer Lattenkonstruktionen signalisiert, was der Gast in der Inneneinrichtung zu erwarten hat. Kuschelsofas sind out, auch hier ist viel Holz vorherrschend und modernes und praktisches Mobiliar platziert. Wer in der Lobby und in den Speiseräumen an den Stil von Jugendherbergen erinnert wird, liegt nicht so verkehrt. Entsprechend dem aktiven sportlichen Urlauber-Publikum besteht die angesagte Kleiderordnung aus Jogginganzug und Laufschuhen.



Rittberger in der Sommersaison


Gleich in unmittelbarer Nachbarschaft des neuen Hotels steht eine ganzjährig geöffnete schicke große Eissporthalle. Hier üben junge Eiskunstlauf-Talente Rittberger-Sprünge mit ihrem Trainer. Auch die Hotelgäste können mit ausgeliehenen Schlittschuhen auf dem Eis ihre Runden drehen. Eine große Mehrzweckhalle, in der Kleinfeldfußball, Basket- und Volleyball gespielt werden kann, vervollständigt das Angebot. Allerdings sorgen im Sommer scheinbar wahllos auf der Hochebene verteilte Überbleibsel von Wintersportgerätschaften wie die Masten von stillgelegten Ski-Liften für etwas Tristesse. Doch die ist schnell verflogen, wenn man sich in die Weiten landschaftlicher Schönheit des Nationalparks begibt.


Die Eissporthalle Die Sporthalle für Ballspiele


Kein Urlaubsplatz für Sonnenanbeter


Der Nationalpark umfasst ein riesiges Gebiet mit mehreren Tälern. Im Tal Val Cellina ist der wunderschön gelegene Barcis-See Ziel und Ausgangspunkt von Wanderungen.


Der Barcis-See im Tal Val Cellina
Der Barcis-See im Tal Val Cellina

An seinem Ufer befindet sich auch der Abfahrtsort für einen kleinen Touristenzug auf Gummirädern, der sich auf einem schmalen Pfad dicht an Felshängen entlang schlängelt und kleine Brücken überquert. Auf dieser Fahrt offenbart sich das Charakteristische der Dolomiten: die ungewöhnliche Farbenvielfalt des Gesteins der Felsen und der Kontrast zwischen den weichen Linien der Wiesen und den abrupt vertikal ansteigenden mächtigen nackten Gipfeln. Der Besucher wird nicht nur von Felswänden, sondern auch von einem außergewöhnlich üppigen Grün von Bäumen und Sträuchern begleitet. Das Phänomen ist leicht erklärt. Die Region Friuli gehört zu den regenreichsten Gegenden von Italien. Kein Urlaubsplatz für Sonnenanbeter.

Im Tal Val Cellina
Im Tal Val Cellina

Geologisches Lehrbuch der Eiszeit


Nahe dem kleinen Dolomiten-Ortes Andreis schlagen die Herzen von Hobby-Geologen höher. In der Schlucht des Flusses Susaibes, durch den im Sommer nur ein kleines Rinnsal fließt, sind sehr alte Gesteinsformationen, die als Resultat intensiver tektonischer Verwerfungen entstanden, neben verschiedenen Arten von Kalksteinen, Sandsteinen und Tonen zu finden, die aus erdgeschichtlich deutlich jüngerer Zeit stammen. Die Landschaft präsentiert sich wie in einem geologischen Lehrbuch.

Im weiten Umfeld des Dolomiten-Ortes sind insgesamt acht ausgeschilderte Nordic-Walking-Touren angelegt. Die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade erlauben es sowohl dem erfahrenen und trainierten Wanderer wie auch der Familie mit Kindern, die Schönheiten der Natur zu entdecken. Da bestaunt man die Gebirge aus Türmen, Felsnadeln, Zinnen, aus Kalk- und Dolomit-Wänden und begegnet kleinen Seen und Schluchten.


Der Ort Andreis Die Schlucht des Susaibes - ein geologisches Kleinod


Das Wahrzeichen: der Campanile


Auf dem Weg zum Campanile
Auf dem Weg zum Campanile

Der obere Bereich des Flusses Tagliamento im Tal Val Cellina gehört zu den unberührten und wildesten Gegenden der Dolomiten. Allerdings führt durch dieses Gebiet eine steinige Autopiste zu einem halben Dutzend von Parkplätzen, die gut gefüllt sind. Hier klettert man einen steilen Wanderpfad hinauf zu dem einsam aufragenden Felsen Campanile di Val Montanaia. Die 300 Meter hohe Felsnadel ist durch ihre außergewöhnliche Form bekannt, die an einen Campanile, einen Glockenturm, erinnert. Der Campanile ist eines der bekanntesten Wahrzeichen dieser Berge und liegt - umgeben von den Felsnadeln der Monfalconi - im Herzen eines eiszeitlichen Beckens.

Campanile di Val Montanaia Foto: Tourismo FVG
Campanile di Val Montanaia

Wegmarkierungen führen den Besucher durch einen Wald zu einem ersten Beobachtungspunkt auf einem Grat. Noch einmal fünf Minuten einen Pfad in die Höhe klettern und man erreicht eine breite Terrasse aus Holz, die durch die Einwirkung von Frost an einigen Stellen beschädigt und zerbrochen ist. Doch das kann keinen der Kletterer abhalten, an dieser zweiten spektakulären Sicht auf den Campanile seine Fotos zu schießen.



Der weite Weg zu mehr Touristen


In den letzten Jahren ist ein Hauptweg von Aviano für den Straßenverkehr erweitert worden, der dann über viele Serpentinen hinauf nach Piancavallo führt. Doch nach wie vor liegt noch ein weiter Weg bis zu dem Ziel, besonders im Sommer mehr Touristen anzulocken. Eine Zwischenetappe könnte sicher darin bestehen, Urlauber aus der nicht so entfernten Venedig-Region für einen Kurzbesuch in den Friulanischen Dolomiten zu begeistern oder auch die Auto-Touristen, die nach Kroatien und Slowenien unterwegs sind. Die spannenden Landschaften sind dafür das beste Argument.


Wandern in den Friulanischen Dolomiten

https://www.turismofvg.it/


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