Sonderausstellung ARTEFAKTE am 9. Oktober im Naturkunde-Museum Berlin eröffnet
Ausgelaufenes Öl von der Bohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko Foto: Henry J. Fair
Wie sollen wir in Zukunft mit unserem Planeten umgehen? Das ist eine Frage, auf die zunehmend von Wissenschaftlern, aber auch von uns allen immer dringender Antworten gefordert und erwartet werden. Das Museum für Naturkunde Berlin will dazu in einer Sonderausstellung einen Beitrag leisten. Es hat sich mit der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission und dem Umweltaktivisten und Fotografen Henry Fair aus den USA zusammen getan. Unter der Überschrift ARTEFAKTE soll eine Brücke zwischen Kunst (Arte) und Wissenschaft (Fakten) geschlagen werden.
Fotograf Henry Fair Foto: Ronald Keusch
Die Fraktion der Kunst übernimmt der New Yorker Fotograf Fair, der in faszinierenden Luftaufnahmen, die teilweise abstrakten Kunstwerken ähneln, die Auswirkungen menschlichen Tuns auf die Natur zeigt. Und da ist der Betrachter schon mittendrin in den Umweltproblemen unserer Zeit.
Die Ausstellung widmet sich insgesamt fünf der wichtigsten Bereiche der Umwelt: Ernährung, Energie, Klima, Luft und Wasser. Hier kommen in der ungewöhnlichen Inszenierung mit künstlerischer Fotografie die Wissenschaftler zu Wort. So beklagt David Wilkinson von der Forschungsstelle der Europäischen Kommission, dass wir alle täglich mit unzähligen Informationen und Quellen bombardiert werden, aber „es oft unmöglich ist, zwischen Wahrheit und Meinung zu unterscheiden, wenn es um Fragen unserer Umwelt und das Klima geht.“ Im Rahmen der Ausstellung suchen die Veranstalter den Dialog mit den Besuchern über die Umwelt. Ab 9. Oktober stehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Kuratorinnen und Kuratoren live zu Gesprächen bereit. Außerdem soll es eine digitale Ausstellung geben, die einen Besuch von überall auf der Welt ermöglicht.
Schwingbagger-Spuren bei der Braunkohleförderung in Garzweiler Hambacher Forst Fotos: Henry J. Fair
Der Dialog kann spannend werden, wenn man sich die Beispiele einiger Ausstellungsschwerpunkte deutlich macht. Beim Thema Nahrung stellen die Wissenschaftler fest; viele Lebensmittel werden auf der Südhalbkugel im großen Stil für den westlichen Markt angebaut. Dort verschlingen sie große Landflächen, die bewässert werden müssen und auf denen Pestizide aufgetragen werden, die in die Umwelt gelangen. Unter allen Fleischsorten hat das Rind einen besonders großen ökologischen Fußabdruck. Ein Hamburger mit Pommes benötigt 3,65 Quadratmeter Agrarfläche und ist Ursache für 2, 48 Kilogramm CO2. Im Vergleich dazu benötigt ein Linsencurry nur ein Zehntel der Fläche, produziert ein Drittel der Treibhausgase und ist ebenfalls eine gute Proteinquelle.
Ein anderes Beispiel aus dem Energiesektor, das nachdenklich machen sollte. Im Jahr 2007 kam das erste Smartphone auf den Markt. Seitdem sind über sieben Milliarden dieser Wundergeräte produziert worden. Allein deren Herstellung benötigte 968 Terra Watt Stunden Strom – der jährliche Energiebedarf von Indien.
Phosphor-Gipsabfälle aus der Düngemittelherstellung in Saint James, Louisiana, USA Foto: Henry J. Fair
Schon seit längerer Zeit haben viele Bürger in der Umwelt-Diskussion ein wachsendes Unbehagen darüber, dass wissenschaftliche Erkenntnisse und naturwissenschaftliches Basiswissen von ideologischen Ausrichtungen und weltanschaulichen Standpunkten untergepflügt werden. Beispielsweise kann elektrischer Strom eben nicht im Stromnetz gespeichert werden und Klimaveränderungen hat die Mutter Erde in Jahrtausenden immer wieder durchlaufen.
Wer das nächste Mal den Lichthof des Naturkunde-Museums in Berlin betritt und hier vor dem Skelett des Tyrannosaurus Rex "Tristan Otto" steht, sollte nicht vergessen, die Sonderausstellung ARTEFAKTE zu besuchen. Mit der Autorität seiner wertvollen Archive der Erd- und Lebensgeschichte und seiner interdisziplinären Forschungsarbeit hat das Museum der Naturkunde in der Invalidenstraße gute Chancen, ernsthaft und seriös Umwelt-Themen zu diskutieren.
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