Saunapark Satama am Scharmützelsee feiert 20jährigen Geburtstag
Saunapark SATAMA mit Leuchtturm und Pool
Manche Erfolgsgeschichten aus dem realen Leben könnten aus dem Drehbuch eines Hollywood-Regisseurs entstammen. So wie die Erzählung über die Gründung und den Werdegang der Saunaanlage in Wendisch Rietz südöstlich von Berlin. Da wurde im Jahr 2002 ein kleiner Saunabetrieb mit sechs Mitarbeitern aus der Taufe gehoben. Er bekam den Namen SATAMA, was im Heimatland der Saunen Finnland Hafen heißt. Und daraus ist heute ein Wellness- und Saunapark geworden mit 90 Mitarbeitern und jährlich 80.000 Gästen, der zu einer der größten und schönsten Anlagen in ganz Deutschland zählt. Mittlerweile hat sich aus dem Sauna-Nukleus sogar das Unternehmen MeineZeitMgt.AG mit insgesamt vier Standorten und 250 Mitarbeitern entwickelt, darunter drei Hotelbetrieben.
René Kowatsch, Vorstand MeineZeitAG
Ganz am Anfang der Erfolgsgeschichte steht in der Wendezeit 1990 ein blutjunger Mann aus Eisenhüttenstadt mit einem Berufsabschluss als Schlosser, René Kowatsch. Er hatte, wie er es heute sieht, „richtungsfreie Zeit und war losgelassen auf die Welt, in der damals im Osten viele Betriebe abgewickelt wurden.“ Einige Jahre ist der sportbegeisterte Berufssoldat als Fitness-Trainer tätig und besucht regelmäßig die Schwitzhalle „Sauna“. Die unmittelbare Anregung und den Rückenwind, sein Freizeithobby zum Beruf zu machen, erhielt er als Gast in dem Saunadorf Jutta van Almsick in Drebkau bei Cottbus.
Dann war es schon bald so weit als er seine zwei Mitstreiter und Partner gefunden und an seiner Seite hatte, Susanne Du Chesne sowie Torsten Splanemann Du Chesne, die künftig das Unternehmer-Dreigestirn bildeten. Schon von Anfang an hatte die Erfolgsstory Sauna eine glückliche Hand. Das Jugend- und Erholungszentrum „JEZ“ in dem kleinen Örtchen Wendisch Rietz am Scharmützelsee, ein Jugendcamp mit Bungalows und aus Stein gebauten kleinen Häusern an der Uferküste, konnte erworben werden. Die Saunaanlage selbst entstand auf der „grünen Wiese“, nachdem eine Reihe von finanziellen Kredithürden gemeistert wurde.
Die russische Banja Platz zum Ausruhen neben der Banja
René Kowatsch erinnert sich noch gut an die schwere Anfangszeit. In den Monaten nach der Eröffnung hatte ihre Sauna an einigen Tagen gerade mal drei Gäste, die von sechs Mitarbeitern betreut wurden, sie schrammten nahe an der Pleite vorbei, Sonderkredite wurden erwogen. Damals aber auch noch heute war es sehr hilfreich, dass der praktisch veranlagte René Kowatsch mit Schlosserausbildung „jede Schraube in der Saunaanlage kannte“.
Und dann kam plötzlich und unerwartet die Rettung: von der Berliner Bewag, die es heute nicht mehr gibt. Der Vorgänger von Vattenfall konzipierte eine großangelegte Werbekampagne. Dazu wurde ein Bonus-Heft aufgelegt und das SATAMA-Team entschied, den Eintritt als „2 für 1“ Gutschein anzubieten, also Saunieren zu zweit, aber nur eine Person zahlt. René Kowatsch: „Das Angebot wurde an 250.000 Haushalte in Berlin verschickt. Wenn nur ein Prozent der Haushalte kommen und dann mal zwei, die Zahl hat uns etwas erschrocken“. So viele kamen nicht, aber immerhin genug, um weiterzumachen. „Diese Aktion hat uns auf Deutsch gesagt den A… gerettet“, so das drastische Urteil von Kowatsch. Zugleich hat beginnend in dieser Aktion das Team ein Erfolgsrezept gelernt: „Mund zu Mund Propaganda, die Empfehlung von Bekannten und Freunden, ist der Schlüssel für wirksame Werbung.“
Ein Markenzeichen für die SATAMA besteht darin, ständig auf die Bedürfnisse der Gäste einzugehen, Vorhandenes zu verbessern und Neues zu kreieren.
René Kowatsch im Tonstudio der Theater-Sauna
Ein wichtiges Thema ist der Aufguss in der Sauna, von der Mehrheit der Gäste gewünscht. Dieses Ritual, Wasser auf die heißen Steine zu gießen, ist für viele der krönende Abschluss des Saunabades. Zunächst wurde eine russische Banja gebaut und der Aufguss in einer kleinen Show mit Musik und Farblichtern präsentiert. Aber dieses Prinzip wurde weiterverfolgt und vervollständigt.
Dazu fand man Anregungen in Bruneck in Italien, wo sehr innovative Saunameister mit viel Musik und Kostümen eine komplette Show fürs Sauna-Publikum lieferten. Da wurde die Idee einer Theatersauna geboren, die im Jahr 2013 errichtet wurde. Der Saunaraum fasst bei kompletter Belegung knapp 200 Gäste, ein separates Tonstudio sorgt für die richtige Beschallung. Die großen Lautsprecherboxen sind dafür in den langgestreckten Saunaöfen installiert.
Aber das ist noch nicht alles. Das SATAMA-Team gehört zu den Initiatoren einer Weltmeisterschaft im Aufguss, zu der auch Teilnehmer und Gäste aus Übersee anreisten. Bisher wurden drei dieser Meisterschaften hier am Scharmützelsee veranstaltet mit jeweils rund 6.000 Besuchern.
Das SATAMA Aufgussteam in der Theater Sauna Foto: SATAMA Sauna Resort & SPA Beate Wätzel
„Mit der WM, maßgeblich hier in Wendisch Rietz entwickelt, wurde alles internationaler“, so René Kowatsch. „Es mündete in eine Interessengemeinschaft aus verschiedenen Saunabetrieben in Europa und auch in USA, Kanada und jetzt sogar Japan.“ Für die Verbindung von Wellness und SPA mit Übernachtung in SATAMA-Lodges und Ferienhäusern erhielt der Saunapark den Zukunftspreis der IHK Brandenburg.
Masseur und Aufgießer Erik Hoffmann im Sauna-Theater Azubi Katja Burkert serviert im Restaurant und macht auch schon Aufgüsse
Zum Thema Aufguss gehört auch das eherne Prinzip, dass es in der SATAMA keine Mitarbeiter gibt, die allein und ausschließlich nur für Aufgüsse zuständig sind, wie es sonst in den meisten anderen Saunabetrieben üblich ist. „Wir beschäftigen keine Aufguss-Meister. Alle, die bei uns in der Sauna aufgießen, gehören zum Personal im Restaurant, sind Hotelfachleute, Masseure aus dem Wellnessbereich oder aus der Betriebsleitung“, erläutert René Kowatsch. Es sei für alle abwechslungsreich, ist eine willkommene Ablenkung und bietet Kontakt zu den Gästen, die dieses Engagement zu schätzen wissen. Auch der Vorstand René Kowatsch lässt es sich nicht nehmen, ab und zu in der Banja-Sauna einen Aufguss zu zelebrieren.
Die vom SATAMA-Team bei Aufguss-Weltmeisterschaften gewonnenen Pokale
Zu einer Erfolgsgeschichte eines solchen Saunaparks gehört auch die kleine Mathematik, so René Kowatsch. „Man muss richtig rechnen können. Wenn wir eine Theatersauna mit Vorstellungen und Show haben, dann wollen viele danach einen Drink nehmen. Doch wenn mehr als einhundert Gäste zum gleichen Zeitpunkt in unser Restaurant strömen, können nicht alle Platz finden.“
Die neue Theaterbar mit Bibliothek
Und so haben die Macher der Sauna die nächste Idee verwirklicht. „Wir haben eine Theater-Bar gebaut mit einer großzügigen Terrasse und dazu noch eine kleine Saunabibliothek, in der die Besucher mit einem Glas Wein einen Platz finden sowie ganz in der Nähe einen Feuer-Pavillon mit einer Sitzbank zum Entspannen.“
Erstmals musste auch der Saunapark SATAMA aufgrund der Pandemie-Maßnahmen nach 18 Jahren, sozusagen zur Volljährigkeit, die Tore schließen. Die große Mehrzahl der Mitarbeiter ging in Kurzarbeit mit weniger Einkommen und Ungewissheit. René Kowatsch nennt aber auch die positive Seite für das Unternehmen. „Wir konnten mit Baggern bauen, ohne dass wir unsere Gäste durch den Baubetreib gestört haben. Der Außen-Pool musste saniert werden, das Bauprojekt Restaurant mit der Erweiterung des Raumes und der Verbreiterung der Terrasse wurde abgeschlossen.“ Außerdem wurde die Ruhezeit mit Baufreiheit genutzt, um eine nigelnagelneue Märchensauna aufzubauen und zu eröffnen, die Traumzauberbaude.
Die Sauna „Traumzauberbaude“ entstand während des Corona-Lockdowns
Ihre Spezialität: Hier werden zu den Aufgüssen Sude, frische Kräuter, aromatische Gewürze und Früchte eingesetzt – ein neues Aufgusserlebnis für die Gäste. „Diese neue Sauna war eine Investition von 750.000 Euro, allein der Grundkörper kostete eine halbe Million Euro. Zum Vergleich: Unsere gesamte Investition-Summe für den Start des gesamten Saunaparks betrug 1,5 Millionen Euro.“
Hotel-Resort „Märkisches Meer“ am gegenüberliegenden Ufer des Scharmützelsees
Foto: SATAMA Sauna Report & SPA
Ein Teil der Erfolgsgeschichte wird seit einigen Jahren nicht nur hier im Saunapark, sondern auch an den drei anderen Standorten geschrieben. Da ist zunächst direkt gegenüber am Ostufer des Scharmützelsees, nur zwei Kilometer von Bad Saarow entfernt, das Hotel-Resort "Märkisches Meer". Mit eigenem Strand, Innenpools und lauschigem Saunabereich wird den Hotel-Gästen noch ein besonderer Service geboten. Sie können mit dem Wellness-Shuttle, einem Motorboot, über den See bis an den Bootssteg der SATAMA geschippert werden. Und erhalten einen günstigen Tagespreis für die Aufguss-Hochburg mit Theatersauna.
Braukessel in der „Spreewaldbrauerei 1788“ im Spreewaldresort „Seinerzeit“
Foto: Spreewaldresort Seinerzeit Marc Bernot
Die zwei weiteren Hotelanlagen können sich auch sehen lassen. In Schlepzig im Spreewald wurde das Resort „Seinerzeit“ im modernen Landhausstil mit eigenem Kahnfährhafen eröffnet. Hier soll das romantische Gefühl der alten Landgasthöfe erhalten bleiben. Dazu gehört eine traditionelle Privatbrauerei. Die Biere aus Schlepzig gehören auch in den anderen Standorten zum Sortiment.
„Das Wolfsbrunn“ im Schloss Wolfsbrunn in Hartenstein Speisesaal im Wolfsbrunn-Hotel
Fotos: „Das Wolfsbrunn“ Leonhardt Group
Schließlich liegt der neueste Standort im Erzgebirge in der Schlossstadt Hartenstein. Hier befindet sich das Hotel „Das Wolfsbrunn“ mit 24 Zimmern und Suiten und einer sechs Hektar großen Parkanlage.
Wer nun annimmt, dass das Management der SATAMA sich zurücklehnt und das Erreichte genießt, der vergisst, was das Rezept von Erfolgsgeschichten ist: Ständig innovativ bleiben und immer wieder Neues angehen. „Für mich wie auch meine Partner gibt es keinen Stillstand. Wir sind Kleber, die alles zusammenhalten und Motor, um neue Projekte zu bewegen.“
In der Planung ist nicht nur die Erweiterung von Wolfsbrunn, wo 10.000 Quadratmeter Fläche auf neue Ideen warten, sondern auch ein neues SATAMA-Projekt. Hier wird die alte Sauna-Banja abgerissen und eine neue größere und schönere Banja gebaut. Ergänzt im Obergeschoss durch eine rustikale Banja-Ritual Kneipe.
Als der heute 49 Jahre alte René Kowatsch über seine damaligen Motive plaudert, als junger Schlosser und Fitnesstrainer in den Saunabetrieb einzusteigen, nennt er ganz unverblümt auch den folgenden Grund: „Ich wollte wohl damals nicht so viel arbeiten.“ Heute als Vorstand der MeineZeitAG mit vier Standorten in unsicheren Zeiten der Energie- und Wirtschaftskrise ist für ihn nunmehr schon ein Acht-Stunden Arbeitstag eine Utopie.
Saunapark SATAMA mit Leuchtturm und Pool bei Nacht Foto: SATAMA Sauna Resort & SPA Beate Wätzel
Fotos: Autor (10), SATAMA Sauna Resort & SPA (6)
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