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  • Ronald Keusch

Das Anterl vom Samerberg

Besuch bei den Ausstellern vom Chiemsee Alpenland in Bayern auf der Grünen Woche 2024





Alphornbläser auf der Bühne in der Bayern-Halle zur Grünen Woche 2024

Alphornbläser auf der Bühne in der Bayern-Halle zur Grünen Woche 2024


Die Grüne Woche als Leitmesse der Landwirtschaft öffnet sich zunehmend einem attraktiven internationalen Geschäftsfeld – dem Tourismus. Haben sich in früheren Zeiten der Grünen Woche die Tourismusverbände zaghaft mit Urlaubszielen auf dem Bauernhof vorgestellt, rücken jetzt Tourismusziele mehr und mehr in den Vordergrund. Geradezu ein Paradebeispiel dafür sind die Aussteller aus Bayern. Hier sind nicht nur Allgäuer Emmentaler und süffige Klosterbiere zu finden. Wie in keinem anderen Bundesland verbindet sich dieser Trend sehr harmonisch und glaubhaft mit Heimatgefühl und dem Stolz auf die eigene Identität, auf das ländliche Leben und das Brauchtum.


Helmut Amberger, Peter Schrödl und Anton Hötzelsperger (v.l.n.r.) auf der Grünen Woche

Helmut Amberger, Peter Schrödl und Anton Hötzelsperger (v.l.n.r.) auf der Grünen Woche

 


„Hier spuit die Musi!“

Ein Treff in der Halle 22b mit einigen Ur-Bayern: dem langjährigen Journalisten aus der Chiemsee-Region Anton Hötzelsperger, dem über die Landesgrenzen hinaus bekannten Entenwirt Peter Schrödl und einem Urgestein im „Verein der Bayern in Berlin“ Helmut Amberger aus Amberg.


Hier spuit die Musi - auf der Bühne der Bayernhalle 22b

Hier spuit die Musi - auf der Bühne der Bayernhalle 22b

Es dröhnt die Volksmusik, große Stimmung in der Bayernhalle unter dem sich drängenden Publikum „Hier spuit die Musi!“. In einem kleinen Refugium auf halber Höhe in der Halle ist etwas Zeit und Muße für Geschichten aus dem Alpenvorland rund um den Chiemsee.



Aus feinem Heu und Stroh gutes Geld

Da gibt es die Märchenerzählung der Gebrüder Grimm, in dem ein Rumpelstilzchen aus Stroh Gold spinnen kann. Diese Idee wurde mit bestem Heu aus bester Lage am Samerberg, rund 700 Meter über dem Meer an den ersten Erhebungen der Alpen, beginnend vor 11 Jahren in einem modernen Bergbauernhof zeitgemäß verwirklicht. Das Vater-Sohn Gespann Johannes und Hans Stuffer haben den Lambrechts Hof, der sich seit Jahrhunderten in Familienhand befindet, neu ausgerichtet. Anstelle ihrer bedrohten Milchwirtschaft bauten die beiden Landwirtschaftsmeister einen Heustadl auf.  Die Goldgrube waren ihre in besonderer Höhenlage liegenden Felder und Wiesen, ein Paradies an vielfältigen Kräutern und hochwertigen Gräsern. Mediterranes Klima und sorgfältige Pflege sorgten für eine exzellente Qualität des Heus, reich an wertvollen Vitaminen, Spurenelementen und Geschmack.

Ihr Produkt ist ein Unikat. Jeder Halm, so die Strohvergolder aus dem Alpenvorland, getrocknet in der Sonne und in hofeigenen Trocknungsanlagen, behält seinen einzigartigen Duft und seine Vitalstoffe. Die Losung für den Tierfreund lautet: „Feines Heu & Stroh, für Hamster & Co.“ Mittlerweile hat sich ihre Heuqualität sogar nach Spanien und bis nach Dubai herumgesprochen und der ehemals krisengeschüttelte Hof musste sogar ein halbes Dutzend Mitarbeiter einstellen. Und um die Geschichte vom Rumpelstilzchen abzurunden: So wertvoll gedroschenes Stroh für den Tierhalter ist, so wertlos ist das leere gedroschene Stroh vieler Politiker, die sich in ihrer links-rot-grün-woken Blase gemütlich eingerichtet haben und sich immer mehr von der Realität umzingelt sehen. „Sie pflügen nicht, sie säen nicht, sie ernten nicht, aber sie wissen alles besser“, schallt es ihnen auf den Bauerndemonstrationen entgegen.

 


Der Entenwirt vom Samerberg

Die Region um den Samerberg im Alpenvorland präsentiert ein Stück von Bayern. Dazu zählt zweifellos Deutschlands erster und bekanntester Entenwirt Peter Schrödl. Der Start des angehenden Gastwirts im Ortsteil Törwang am Samerberg im Jahr 1986 war zunächst wenig verheißungsvoll. Der erworbene alte Gasthof ließ sich nicht umbauen und musste völlig neu gebaut werden. Im Jahr 1989 wurde dann das neue Gasthaus eröffnet. Von Anfang an setzte Peter Schrödl auf bayerische Schmankerln und auf natürliches Essen, wie es bei den Großmüttern auf den Tisch kam. Schon bald spezialisierte er sich auf Entengerichte. „Die Enten werden aus der Region geliefert, direkt vom Erzeuger, werden mit bestem Futter verwöhnt, wiegen bis zu 2,9 Kilogramm und dürfen nicht zu früh geschlachtet werden“, so benennt Entenwirt Schrödl ein Geheimnis seines Erfolges.


Der Klassiker Ente mit Apfelblaukraut beim Entenwirt auf der Grünen Woche

Der Klassiker Entenkeule mit Apfelblaukraut beim Entenwirt auf der Grünen Woche

Die Gäste schwärmen von dem Klassiker Ente mit Kartoffelknödel und Apfelblaukraut, aber auch von der Entensülze, dem Entengriebenschmalz und der Entenleberwurst. Für kalorienbewusste gibt es auch eine „leichte Ente“ mit Gemüse. Schrödls Wirtshaus, nahezu durchgehend ausverkauft, wurde mit gastronomischen Auszeichnungen überhäuft.

Bereits zum elften Mal wurde er mit der Bewirtung in der großen Bayernhalle der Grünen Woche betraut. Ein Erfolgsrezept ist sicherlich, dass er bodenständig blieb und keiner Versuchung erlegen ist, seinen Familienbetrieb zu einem Enten-Imperium auszuweiten. Der Dorf-Gasthof ist mit insgesamt 160 Plätzen in der Enten-Stube, dem Enten-Stadl und einer Kaminstube ein übersichtliches gemütliches Wirtshaus geblieben.

Dann erzählt Peter Schrödl noch ein Berlin-Erlebnis. Auf die Frage an einen türkischstämmigen Taxi-Fahrer auf dem Weg zur Messe, wo man gut essen kann, kam die Antwort: Klar doch Mann, beim Entenwirt auf der Grünen Woche. Die Geschichte ist zu schön, um erfunden zu sein.



„Auf der Alm dahoam“

Bei einem Rundgang durch die große Bayernhalle ist allerorten das Land der Berge und der Seen anzutreffen. Der Touristikverband Chiemsee Alpenland und die Gemeinde Samerberg präsentieren eine große Vielfalt. Da kann man unter dem Funkturm in Familie mit Kindern auf dem Landwirtschaftsweg wandeln - zu den Bienen, zum Weidevieh und den Streuobstwiesen und erhält Informationen zum Beruf des Landwirtes. „Drom auf de berg“ erzählt Wandergeschichten rund um den Ort Samerberg mit seiner beeindruckenden und zum Teil unberührten Gebirgslandschaft. Der Besucher erfährt in Form eines Almlexikons, wie es „auf der Alm dahoam“ ist, es werden bayerische Ausdrücke erklärt und es wird Wissenswertes zu Flora, Fauna und den zahlreichen Tätigkeiten in der Almwirtschaft vermittelt, von A wie „Alpenglühen“, B wie „Buttern“ bis Z wie „Zaun“.


Maskottchen Chiemsee Anterl Astrid Rauhecker vom Chiemsee Alpenland Tourismus


Und auch die Maskottchen der Regionen dürfen nicht fehlen. Das Chiemsee-Anterl, eine muntere Stockente, und die Almkuh Samerl nehmen kleine Urlauber mit auf eine Entdeckungsreise rund um den Chiemsee und den Samerberg. Der langjährige Bürgermeister von Samerberg Georg Huber schwärmt von der einzigartigen Lage seiner Gemeinde mit knapp 3000 Einwohnern am nördlichsten Punkt der Alpen.

Drehorte der Rosenheim Cops

Drehorte der Rosenheim Cops

Für die permanenten Fernsehkrimi-Gucker hat das Chiemsee Alpenland einen besonderen Service zu bieten. Es werden die Drehorte für die ZDF-Serie „Die Rosenheim Cops“ aufgelistet. Von dieser Serie, die in der Stadt Rosenheim und Umgebung spielt und für die zum Start sechs Folgen geplant waren, gibt es seit 2002 mittlerweile 21 Staffeln mit 500 (!) Folgen. Echte Fans erwartet eine umfangreiche Filmkulisse.



Trachtenverband in Bayern mit großem Zuspruch

Wenig überraschend ist ein eigener Stand des Bayerischen Trachtenverbandes in der Bayernhalle auf der Grünen Woche. „Unser Verband präsentiert allein 800 Trachtenvereine mit 160.000 Mitgliedern in Bayern. Dazu kommen noch etwa 100.000 Kinder und Jugendliche, die in unseren Vereinen ein zu Hause haben“, sagt Walter Weinzierl vom Bayerischen Trachtenverband.


Hildegard Hoffmann und Walter Weinzierl vom Bayerischen Trachtenverband

Hildegard Hoffmann und Walter Weinzierl vom Bayerischen Trachtenverband

Der Bayerische Trachtenverband steht für mehr als eine traditionelle Anzugsordnung a la Dirndl, Lederhose und Gamsbart am Hut oder eine Runde Schuhplattler. Sie kümmern sich um den Erhalt von Brauchtum, um Mundart, um Volkstanz und -musik und auch um Laienspiel. „Wir präsentieren Lebenskultur und wir spüren ein wachsendes Interesse im Land“, so Weinzierl. Das zeige sich auch daran, dass sich zunehmend Urlauber für unsere Trachten, das Laienspiel und auch unsere Musik interessieren.



Zusammenarbeit Chiemsee und Spreewald

Die Grüne Woche hat nach der politischen Wende in Deutschland auch neue Perspektiven in der Zusammenarbeit von Tourismus-Regionen in Ost und West eröffnet. Seit dem Januar 1990 gibt es Kontakte zwischen dem Chiemsee und dem Spreewald unter dem Motto: Reisen Richtung Westen in das Alpenvorland und Richtung Osten in den Spreewald. Gemeinsame Auftritte bei Bundesgartenschauen und Messen haben sich neben Berlin in Potsdam, Cottbus und München ergeben. So bestehen auch im Tourismus bei der Direkt-Vermarktung gemeinsame Anknüpfungspunkte.


Schloss Herrenchiemsee

Schloss Herrenchiemsee


Das Märchenschloss Herrenchiemsee

Wer sich über die Grüne Woche hinaus touristisch intensiver mit dieser Region beschäftigen will, kommt am größten See in Bayern, dem Chiemsee, mit seiner berühmten Herreninsel nicht vorbei.


Latona-Brunnen vor dem Schloss Herrenchiemsee

Latona-Brunnen vor dem Schloss Herrenchiemsee

Hier steht in seiner ganzen barocken Pracht das Schloss Herrenchiemsee, das der bayrische Märchenkönig Ludwig II. nach dem Vorbild des Schlosses in Versailles erbauen und üppig ausschmücken ließ. Es verkörpert auch ein Stück bayerische Tradition und Identität und ist zugleich ein Hotspot des internationalen Tourismus. Zusammen mit den anderen Bayerischen Schlössern Ludwigs II. Neuschwanstein, Linderhof und dem Königshaus am Schachen im Wettersteingebirge steht das Schloss Herrenchiemsee auf der deutschen Vorschlagsliste zur Ernennung zum UNESCO-Welterbe für das Jahr 2025.

 

 



Mehr Informationen zu Wanderhöfen und Brauchtum rund um den Samerberg können dem folgenden Reisebericht aus dem Jahr 2016 entnommen werden:



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