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Gefährlich sind nur die Krokodile

Das tropische Cairns am Great Barrier Reef

März / April 2009

Auf Kreuzfahrt entlang des Great Barrier Reef

Auf Kreuzfahrt entlang des Great Barrier Reef

Wenn sich die automatischen Türen des kleinen klimatisierten Flughafens öffnen, spüre ich auf einen Schlag: Ich bin in Cairns angekommen. In der Hauptstadt des tropischen Nordens ist es das ganze Jahr heiß. Jetzt erreicht das Thermometer im australischen Herbst zur Mittagszeit 30 Grad Celsius. Zur Erinnerung haben viele Autofahrer in Queensland auf ihrem Nummernschild „The Sunshine State“ platziert.

Der Hafen von Cairns

Der Hafen von Cairns

Gefährlich sind die Salzwasser-Krokodile

 

Hier hat sich auf einer Länge von 2.300 Kilometern das größte Korallenriff der Welt ausgebreitet. Es gehört zu den eindrucksvollsten Wundern der Natur, hält aber für alle Taucher, Schnorchler und Badende - wie in der Reiseliteratur zu erfahren - jede Menge beängstigende Geschichten parat. Da schwimmen im Wasser giftige Seeschlangen, Stachelrochen, Kegelmuscheln und Steinfische. Besonders gefürchtet ist der „Box Jellyfish“, eine Qualle mit langen Fangarmen, deren Berührung tödlich sein kann. Und Haie sind auch unterwegs und haben Appetit auf Menschen, wie zu lesen ist.

Dem heimischen Taxifahrer mit dem Schild vom Sunshine-State am Auto entlocke ich auf die Gefahren angesprochen, nur ein mildes Lächeln. „Über Unfälle mit diesen Tieren wird viel berichtet, weil sie so selten sind“, belehrt er mich. „Wirklich gefährlich sind nur die Krokodile.“

 

Beim Bummel auf der Uferpromenade, vorbei an großen Ficus-Bäumen, auf denen Dutzende von Papageien lärmen und einem Pelikan, der durch den Schlick stapft, stehen unübersehbar Schilder, die vor den Salzwasser-Krokodilen warnen.

Warnschild vor Krokodilen

Warnschild vor Krokodilen

Neue Goldader ist der Tourismus

 

Der britische Seefahrer James Cook entdeckte 1770 die Trinity Bay, an der Cairns liegt. Erst der Goldrausch, der sich hier hundert Jahre später entzündende, brachte wie in den meisten Regionen des Kontinents den großen Aufschwung. Da war das Ansiedeln in Australien keine Strafe mehr, sondern wurde plötzlich von vielen als große Chance angesehen. Mit dem Ende des Goldrausches folgte an manchen Plätzen wie hier in Cairns der Abschwung. Und wieder hundert Jahre später, mit der Eröffnung des internationalen Flughafens, wurde für Cairns eine neue Goldader freigelegt: der Massen-Tourismus. Der Eindruck täuscht sicher nicht, dass alle Besucher in der Stadt auf der Durchreise sind, vom Fährhafen mit den Schiffen zu den Korallenriffen oder in die andere Richtung zum Regenwald und ins Outback.

Kreuzfahrt entlang des Great Barrier Reef mit der "Coral Princess"
Denkmal für den ewigen Goldgräber in Cooktown

Kreuzfahrt entlang des Great Barrier Reef mit der "Coral Princess"

Denkmal für den ewigen Goldgräber in Cooktown

Anker der „Endeavour“ im Museum

 

Mit nur neun Mit-Passagieren gehe ich an Bord des kleinen Expeditions-Schiffes „Coral Princess“, um fünf Tage lang Städte, Buchten, kleine Inseln und verschiedene Riffe entlang des Great Barrier Reef zu erkunden.

Ein erstes Ziel unserer Tour ist der nördlich von Cairns gelegene Naturhafen von Cooktown. Cooktown ist die nördlichste Stadt an Australiens Ostküste. Hier landete James Cook unfreiwillig, um sein beschädigtes Schiff „Endeavour“ zu reparieren. Der Anker und andere Utensilien, im Museum von Cooktown sorgsam aufbewahrt, belegen seinen Aufenthalt.

Im Jahr 1874 sorgte dann die Jagd nach Gold dafür, dass binnen kurzer Zeit in Cooktown 50 Hotels gebaut wurden. Heute sind noch drei übriggeblieben. Und statt einstmals 30.000 Einwohnern hat Cooktown heute gerade mal knapp 2000. Bei der Landnahme wurden von den Goldsuchern Massaker an den Eingeborenen verübt, einige wenige davon sind dokumentiert und nur ganz selten wurden die Mörder bestraft.

Anker der Endeavour im Museum in Cooktown

Anker der Endeavour im Museum in Cooktown

Denkmal für Captain Cook
Rhonda Weaven: „Wir Australier sind gelassen und denken positiv.“

Denkmal für Captain Cook

Rhonda Weaven: „Wir Australier sind gelassen und denken positiv.“

Die Australier denken positiv

 

Auf der Schiffstour mit täglicher ausgiebiger Gelegenheit zum Schnorcheln und Tauchen sind auch Australier, die in ihrem Land Urlaub machen. Ich komme mit Rhonda Weaven ins Gespräch. Sie arbeitet als Sekretärin in Melbourne. Für Rhonda ist der typische Australier wie sie selbst, gelassen und heiter, nicht so strebsam wie in Deutschland, dennoch positiv denkend. „Wir Australier“, so meint Rhonda, „sind eine sportliche Nation. Wir gehören zum Commonwealth und haben sogar den Union Jack in unserer Staatsflagge. Aber mit England verbindet uns nur noch wenig. Wir haben unser eigenes Nationalbewusstsein.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Fragen nach den Aborigines sind ihr spürbar unangenehm. „Die australische Regierung hat ihnen in der Vergangenheit bis heute viel Geld gegeben für Schulen, Wohnungen und Jobs, aber die Ureinwohner sind nicht in der Gesellschaft angekommen“, so ihre Meinung. Es gebe unter ihnen zu viele Säufer, die ihre Frauen schlagen. „Diese Menschen“, so das Fazit von Rhonda, „sind uns fremd geblieben“.

Die natürlichen Plattformen zum Abtauchen in die Korallenriffe des Great Barrier Reef sind viele kleine unbewohnte Inseln

Die natürlichen Plattformen zum Abtauchen in die Korallenriffe des Great Barrier Reef sind viele kleine unbewohnte Inseln

Der Bahnhof Cairns-Freshwater, Ausgangspunkt für die Fahrt im historischen Zug ins Bergdorf Kuranda
Zwischenstopp bei der Barron Falls Station

Der Bahnhof Cairns-Freshwater, Ausgangspunkt für die Fahrt im historischen Zug ins Bergdorf Kuranda

Zwischenstopp bei der Barron Falls Station

Wallfahrtsort der Touristen – das Bergdorf Kuranda

 

Ein gut ausgebautes und für Touristen bequem zu erreichendes Ziel im Regenwald des Barron Gorge Nationalparks ist das Bergdorf Kuranda. Von Cairns aus kann man mit einer historischen Eisenbahn, der Kuranda Scenic Railway, die Fahrt dorthin unternehmen. Die Bahnlinie schlängelt sich 37 Kilometer lang über 300 Höhenmeter zu dem Dorf und passiert ein Dutzend Tunnel und drei Mal so viel Holzbrücken.

Der Barron Wasserfall bei der Barron Falls Station

Der Barron Wasserfall bei der Barron Falls Station

Spezielles Angebot für deutsche Urlauber

Wen etwas Gedrängel nicht stört, der kann beim Fotostopp bei der Barron Falls Station  einträchtig mit der gesamten Zugladung, zirka 350 bis 400 Fahrgästen, Aufnahmen von dem imposanten Wasserfall des Barron-Flusses machen. Die Strecke wurde Ende des 19. Jahrhundert unter großen Mühen in die Berge getrieben. Als einmal Anfang des 20. Jahrhunderts ein Tunnel durch einen Taifun verschüttet wurde, mussten die Fahrgäste bei Einzelstreckenbetrieb fast ein Jahr lang um den Tunnel herumlaufen. Don`t worry, das ist Australien. Heute undenkbar angesichts vieler sehr betagter Reisender.

Trotz der Massen von Touristen, die sich aus dem Zug, Bussen und Autos in das Bergdorf ergießen und trotz der unzähligen Souvenir- und Imbissläden, Kuranda ist sehr weitläufig und hat für alle viel Platz, auch für Hippie-Kultur. Und wer die heimische Küche allzu sehr vermisst, wird im Restaurant "German Tucker" sicher etwas auf der Speisekarte finden. Die Kette "German Tucker" wirbt in Australien dafür, dass sie der beste Hersteller von deutscher Wurst sei. Es gibt aber auch Emu und Krokodil.

Vor allem hat sich Kuranda noch genügend beeindruckende Natur bewahrt. Es gibt zahlreiche Wanderwege durch den Regenwald, zum nahen Barron River oder zum Barron Wasserfall. Beeindruckend ist eine riesengroße, auf einem Holzpfad begehbare Voliere mit 40 exotischen Vogelarten. Kein Stück Regenwald rundherum kann diese bunte und schrille Vielfalt bieten.

Spezielles Angebot für deutsche Urlauber

Vogelvoliere in Kuranda
Vogelvoliere in Kuranda
Vogelvoliere in Kuranda
Vogelvoliere in Kuranda

Vogelvoliere in Kuranda

Das Leben der Aborigines als Life-Show

 

Kuranda steht noch für ein weiteres Naturerlebnis - die Fahrt mit der Seilbahn Skyrail Rainforst Cableway. Hier schwebt der Fahrgast in Gondeln 545 Metern über den Regenwald nach unten. Er schaut auf den dichten Baldachin, das natürliche Dach des Regenwaldes mit Orchideen und Früchten. Auf zwei Zwischenstationen führen Wanderwege an 50 Meter hohen Baumriesen, den Kauris, und Kletterpflanzen vorbei zu tiefen Schluchten und Wasserfällen.

Blick aus der Skyrail auf den Regenwald

Blick aus der Skyrail auf den Regenwald

Kauri-Baum
Der Barron-Fluss

Kauri-Baum

Der Barron-Fluss

Angekommen bei den Eukalyptuswäldern an der Talstation, erwartet der Aboriginal Cultural Park Tjapukai die Touristen. Der Gebäudekomplex mit einer riesigen Parkanlage wirbt mit dem Zertifikat, die einzige autorisierte Präsentation von Aboriginal Kultur im Gebiet des Stammes der Tjapukai zu sein. Mein Eindruck von den insgesamt sechs Veranstaltungen auf einem mehrstündigen Rundgang ist zwiespältig.

Blick aus der Skyrail auf den Barron-Wasserfall 

Blick aus der Skyrail auf den Barron-Wasserfall 

Auf dem Programm steht ein Geschichtstheater, das mit audiovisuellen Mitteln die tragische Zerstörung der Kultur der Tjapukai dokumentiert, ein interessanter Vortrag über Nahrungsmittel im Busch, Bumerang- und Speerwerfen für die Touristen. Aber es gibt auch andere Programmpunkte, die für mich befremdlich wirken. In einem traditionellen Tanztheater der Ureinwohner wird nach wenigen Minuten das Publikum animiert, rhythmisch zu klatschen und mitzusingen. Eine Bühnendarbietung wird durch zwei Aborigines vom Tjapukai-Stamm garniert, die in den Szenenbildern als seelenlose Statisten auftreten. Gibt es nicht andere Wege, der Masse von Touristen die Kultur der Ureinwohner näher zu bringen? Der Umgang mit ihren Lebensformen und Problemen bleibt ambivalent.

Folklore im Aboriginal Cultural Park

Folklore im Aboriginal Cultural Park

Das zeigt auch die nächste Station der Reise, der Besuch eines zehntausend Jahre alten Heiligtums der Aborigines im Zentrum des Kontinents, seit einigen Jahrzehnten auch ein Highlight für den Tourismus: der Uluru. Er wurde von seinem weißen englischen Entdecker Ayers Rock benannt, zu Ehren des damaligen Premierministers von Südaustralien.

Im Park ist auch authentische Kunst der Tjapukai zu entdecken

Im Park ist auch authentische Kunst der Tjapukai zu entdecken

Abendstimmung in Cairns

Abendstimmung in Cairns

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