Das Cliff Hotel Rügen gehört zu den Lebensromanen des deutschen Unternehmers und Hoteliers Rolf Lohbeck
Cliff-Hotel in Sellin auf der Insel Rügen Foto: Nico Offermann( Cliff-Hotel
Anonyme und unfreundliche Hotels, lieblose Bettenburgen und Quartiere ohne Gesicht werden trotz mancher Preisvorteile zunehmend von den Touristen gemieden. Eine Fraunhofer-Studie zur Erwartung der Hotelgäste ergab wenig überraschend, dass der Service samt freundlicher Mitarbeiter ganz oben anstehen. Was macht ein Hotel zu einem richtig guten Hotel? Eine Antwort auf die Frage lautet schlicht: Es sind die Menschen, die es betreiben.
Bauhaus-Stil ohne Schnörkel
Das Cliff-Hotel in Sellin weit im Süden der Ferien-Insel liegt direkt am endlosen Sandstrand zwischen den Ostseebädern Göhren und Binz. Es hat nicht nur eine traumhafte Lage, sondern eine unverwechselbare Geschichte. In der Zeit der DDR ließ sich hier im Jahr 1978 auf einem knapp 100.000 Quadratmeter ausgedehnten Hotelpark das ZK der SED ein attraktives Erholungsheim bauen. Mit aufwendigem Sandstein und Anregungen beim Bauhaus-Stil eines Mies van der Rohe entstand ein Haus ohne Schnörkel. Für die inländischen wie auch ausländischen Gäste wurde nicht gekleckert, sondern richtig geklotzt. Da gibt es im Wellness-Bereich ein 25 x 16 Meter großes Schwimmbad mit Tageslicht und ausgerüstet mit einer Ozonanlage, die den Einsatz von Chlor im Wasser stark verringert. Für die in den Hang gesetzten Bauten führt ein Hotelaufzug zum hoteleigenen Strand und der Tennisplatz besitzt Meeresblick. Die Arbeiter- und Bauernmacht konnte bekanntlich auch in Luxus machen.
Imposante Lage am Sandstrand von Sellin Foto: Cliff-Hotel
Das Haus ist ein Juwel
An die erste Begegnung mit der Hotelanlage am Steilhang im Süden der Insel Rügen kann sich der Unternehmer Rolf Lohbeck aus Schwelm in Westfalen noch gut erinnern. Nach seinem Rückzug auf dem Geschäft mit Senioren-Residenzen orientierte sich der rührige Finanzinvestor wieder stärker auf die Hotel-Branche. Schließlich hatte sich der Selfmade-Millionär gemeinsam mit seiner Frau Heidrun die kleine exquisite Hotelgruppe Privathotels Dr. Lohbeck mit derzeit 12 Anwesen aufgebaut. Der gelernte Volksschullehrer und Dr. phil hatte ziemlich schnell mit seinen Erfahrungen eines Immobilien-Gurus den Wert dieser Hotel-Anlage erkannt. „Das Haus ist ein Juwel“, so lautete damals wie heute seine Einschätzung. Und um gleich zu seiner Person und dem Umgang mit dem Cliff-Hotel etwas zu offenbaren, ergänzt er lächelnd: „Dieses Haus hatte es verdient, dass ich es erwerbe.“
Selbstbewusste Freundlichkeit
Das Ehepaar Heidrun und Rolf Lohbeck
Das Ehepaar Lohbeck macht keinen Hehl daraus, dass dieses Haus am Rügener Strand zu einer Herzenssache geworden ist. Als sie die komplette Anlage kauften, galt für Rolf Lohbeck seine Regel Nummer eins beim Kauf einer Immobilie: die Lage, die Lage, die Lage. Langjährige Erfahrungen in der Hotelbranche und seine Lebensphilosophie führten dazu, dass in das Cliff-Hotel ein Geist eingezogen ist, der immer wieder eine notwendige Balance schafft zwischen dem Luxus der Ruhe und der Öffnung für die vier Gemeinden und die Region. Im Hotel finden kulturelle Veranstaltungen statt. Beispielsweise wird die vorhandene Kinoanlage mit zwei großen Filmprojektoren genutzt, um den Gästen wie allen anderen Interessierten im Kinosaal Spielfilme abseits vom „Mainstream Kino“ zu präsentieren. Auch Sauna und Schwimmbad sind nicht ausschließlich für das Cliff-Hotel reserviert und an dem privaten Strand mit den Cliff-Strandkörben liegen nicht nur Hotelgäste. Das funktioniert nur mit einem Team im Luxus-Hotel, das eine selbstbewusste Freundlichkeit verinnerlicht, mit langjährigen Mitarbeitern wie dem Chefkoch Roland Ehrich, der in Sellin für seinen Ehrich-Brathering berühmt ist und nicht zuletzt mit dem cleveren Hoteldirektor Peter Schwarz aus Hessen, der die Ost- wie Westbefindlichkeit von Mitarbeitern wie Gästen in Einklang bringt.
Luxus in 246 Zimmern
Schwimmbad mit 25-Meter-Bahn und Hyparschalen-Dach Morgenstimmung am Hotel-Strand (Foto: Cliff-Hotel)
Das Cliff Hotel wurde technisch auf den modernsten Stand gebracht, luxuriös umgebaut und mit sämtlichem Komfort der großen Hotellerie ausgestattet. Es bietet heute den Luxus, das neben den insgesamt neun Zimmer-Kategorien sich die 246 Hotelzimmer, Appartements und Suiten - mitunter nur in Nuancen - voneinander in der Einrichtung unterscheiden, der Stolz von Ehefrau Heidrun. Darüber hinaus finden sich im Haus noch Arbeiten von Künstlern aus der früheren DDR, die auch nach der Wende im Hotel ihren Platz behaupten konnten. Dazu gehört die von dem Binzer Architekten Ulrich Müther gebaute elegante Schwimmhallenüberdachung, die in Form einer scheinbar schwebenden Hyparschale konstruiert wurde, einer Architekturform, die aus Hyperbeln und Parabeln besteht und die Ulrich Müther zur Meisterschaft entwickelt hat.
Unternehmer als Hobby-Schriftsteller
Glasvitrine mit Werken des schriftstellernden Hoteliers
In der weiträumigen Lobby vom Cliff-Hotel findet der Gast eine kleine Glasvitrine, die der Hotelkette etwas nahezu Einmaliges verleiht. Hier präsentiert der Eigentümer des Hotels einige seiner Bücher, die er geschrieben hat. Rolf Lohbeck hat sich als Schriftsteller versucht. Und jeder Besucher kann sich davon überzeugen. An der Rezeption hat er die Möglichkeit, das Exemplar eines der Bücher in die Hand zu nehmen und es selbstverständlich auch zu kaufen.
Der heute 76jährige Dr. Rolf Lohbeck pflegt bei bestimmten Themen eine entwaffnende Ehrlichkeit. So begründet er sein Motiv für die Hobby-Schriftstellerei unumwunden damit: „Befriedigung meiner persönlichen Eitelkeit!“
Kritik an derzeitiger Nomenklatura
Mancher mag sicher nicht viele der politischen Positionen des rechtskonservativ ausgerichteten Autors teilen. Doch kaum jemand kann ihm absprechen, dass er immer geradeheraus seine Meinung öffentlich macht. Und da ist es nicht überraschend, dass er die Nomenklatura der früheren SED ebenso verurteilt wie er, so seine bewusste Wortwahl, die heutige Nomenklatura in der Bundesregierung in Berlin scharf kritisiert.
Rolf Lohbeck im Museum des Hauses
Seine insgesamt zehn Bücher markieren auch Stationen seines bewegten Lebenslaufes vom Volksschul-Lehrer zum Millionär. Er setzte sich mit dem Zeitgeist in den 60er Jahren kritisch auseinander, verfasste eine Chronik über sein Leben und wagte sich sogar an einen etwas irrwitzigen Politthriller, dessen Handlung im Cliff-Hotel spielt. (Buchtipp: „Der vergessene Mord“ Karin Fischer Verlag, 2014) Welches Hotel erhält durch seinen Eigentümer schon eine Werbung per Buch.
Heirat auf dem Flachdach
Die Bilanz vom Cliff-Hotel kann sich sehen lassen. Etwa 90.000 Übernachtungen im Jahr und eine durchschnittliche jährliche Auslastung um die 60 Prozent, so Hoteldirektor Schwarz, sprechen für sich. Und es wird den Gästen noch etwas recht Einmaliges offeriert. Auf dem Flachdach des Hotels können sich mit Blick auf die Weiten der Ostsee oder direkt am weißen Sandstrand Paare das Ja-Wort geben. Das macht die Außenstelle des Standesamtes Mönchgut-Granitz möglich, die das Cliff-Hotel seit fünf Jahren beherbergt. Im Rahmenprogramm kommt eine Blütenkanone zum Einsatz oder ein romantischer Segeltörn. Rund ein Dutzend Mal im Jahr wird hier von Brautpaaren ein Kapitel ihres Lebensromans geschrieben.
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