Shalom Berlin
- Ronald Keusch
- 7. Nov. 2016
- 2 Min. Lesezeit
Eröffnungskonzert der Jüdischen Kulturtage mit Andrej Hermlin und seinem Swing Dance Orchestra
Bandleader Andrej Hermlin am Flügel

Es ist schon zu einer guten Tradition geworden, dass die Jüdische Gemeinde zu Berlin jährlich ein Kulturfestival für die Berliner und ihre Gäste veranstaltet. Im Jahr 1987, zu den Feierlichkeiten zur 750-Jahr-Feier gegründet, präsentiert sich die jüdische Kultur nun an vielen prominenten Orten der Stadt wie der Philharmonie, der Kulturbrauerei oder dem Renaissance-Theater. Hier werden Theaterabende, Lesungen, Diskussionen und Konzerte veranstaltet und Ausstellungen gezeigt. Das Motto in diesem Jahr lautet „Shalom Berlin“. Es ist der Friedensgruß und der Wunsch, im Guten aufeinander zuzugehen, ein Aufruf zum friedlichen und verständnisvollen Miteinander. Es ist auch eine Visitenkarte jüdischen Lebens mit seiner Lebensfreude, seinen künstlerischen Leistungen und dem unbesiegbaren Humor.
Der große Saal der Synagoge Rykestraße vor dem Konzert

Das Eröffnungskonzert der Kulturtage am Sonnabend, den 5. November, war zweifellos schon ein Höhepunkt im Programm. Im legendären großen Saal der Synagoge in der Rykestraße im Prenzlauer Berg mit 1200 Plätzen trat Andrej Hermlin and sein Swing Dance Orchestra auf. Bandleader und Pianist Hermlin wählte für sein Konzert die Überschrift: “Bei mir bist Du Schoen – Jews in Jazz“.
Auf der Pressekonferenz zu den Jüdischen Kulturtagen erläuterte Hermlin, dass gerade der Jazz in den USA von jüdischen Musikern und Orchesterleitern von George Gershwin bis Benny Goodman geprägt worden sei. Gemeinsam mit seinem Swing Dance Orchestra wolle er mit diesem Konzert an die großen Traditionen afroamerikanischer und jüdischer Musiker erinnern.
Andrej Hermlin und seinem Orchester gelang es, so authentisch wie möglich ohne elektronische Verstärkung zu spielen und so den Sound der alten Jazz-Titel den Zuhörern nahe zu bringen. Das Publikum hörte Originalarrangements von amerikanischen, deutschen und sowjetischen Orchestern der 30er und 40er Jahre von „When that man ist dead and gone“ über den Fred Astaire Ohrwurm „Cheek to Cheek“ bis „Teplochod“ und „Moskovskie okna“. Insgesamt drei Sänger hatten ihren Auftritt. Die Jazz-Sängerin Viola Manigk mit dem Gesangsquartett „The Skylarks“ sowie der 16jährige Sohn des Bandleaders, David Hermlin interpretierten die englischsprachigen Songs. Die russischsprachigen Titel wurden von Gena Desjatnik gesungen.
Jazz-Sängerin Viola Manigk und Andrej Hermlin

Und wenn der singende Saxofonist Finn Wiesner den berühmten von Armstrong gesungenen Titel Jeepers Creepers intonierte, dann war der Zuhörer etwas unsicher, ob er jetzt in einem New Yorker Jazz-Lokal oder in dem zum Konzertsaal umfunktionierten Großen Saal der Synagoge Rykestraße in Berlin sitzt. Zu den Glanzpunkten des Programms gehörte sicherlich auch die Rhapsody in Blue von Georg Gershwin (Originallänge von ca. 19 Minuten), die das Orchester in einem perfekten Glenn Miller Arrangement von drei Minuten aufführte. Insgesamt lieferte Andrej Hermlin mit seinem Swing Dance Orchestra und den Sängern einen grandiosen Auftakt für die diesjährigen Jüdischen Kulturtage in Berlin.
In der Synagoge in der Rykestraße findet auch das Abschlusskonzert am 13.11. statt mit dem Star-Geiger Daniel Hope, begleitet von dem Pianisten Sebastian Knauer.
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