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Ronald Keusch

Wie die Vernunft im Lockdown starb

Über das Standardwerk "Der Staatsvirus" von Dr. Gunter Frank

Ein seit mehr als 20 Jahren praktizierender Allgemeinarzt mit eigener Praxis in Heidelberg erklärt, wie die Vernunft im Lockdown starb. Er schrieb dazu ein Buch mit dem kurzen und einprägsamen Titel "Der Staatsvirus". Sein Name ist Gunter Frank. Schon wieder ein neues Buch über die Corona-Pandemie, werden vielleicht viele stöhnen. Reicht es denn nicht aus, ständig rund um die Uhr geradezu penetrant mit diesem Thema totgeschlagen zu werden? Man kommt ja schon kaum nach, die mitunter wöchentlich wechselnden Gebote und Verbote zu registrieren, um das tägliche Leben vorschriftsmäßig zu absolvieren. Doch das Buch ist keine Massenware vom überladenen Wühltisch mit Zeitgeist Pamphleten, sondern der Text eines heute praktizierenden Arztes mit abgeschlossenem Studium an den Unis Heidelberg und Chicago, einer Promotion an der chirurgischen Uniklinik Heidelberg, der seine Erfahrungen als Assistenzarzt in einem Akutkrankenhaus und später in eigener Praxis in zahlreiche Buchpublikationen hat einfließen lassen. Ein angesehener Mediziner und kompetenter Autor. Er gliedert sein Buch über den Staatsvirus in die drei wesentlichen Kapitel, die alles darstellen und erklären: die Pandemie, die Maßnahmen und die Gesellschaft auf Abwegen.


Im Frühjahr 2021 war bereits Redaktionsschluss. Dennoch ist es so aktuell, als ob das Buch erst gestern in die Druckerei gegeben wurde. Der aufmerksame Leser kann exakt verfolgen, wie sich die Ereignisse ähneln oder sogar gleichen: vom Beginn der vermeintlichen nationalen Pandemie und der darauf reagierenden offiziellen Politik seit April 2020 mit dem Ablauf vom Frühjahr 2021 bis ins künftige Jahr 2022.


Jetzt an dieser Stelle meines Einwurf-Textes muss ein Hinweis stehen. Allen Lesern, und das sind leider sehr viele, die bisher und wohl auch künftig in vollem Vertrauen und fester Treue, ohne wenn und aber, zur derzeitigen Pandemie-Politik von Staat und Regierung stehen, ist von diesem Buch abzuraten und auch von meinem Einwurf-Text. Das Buch von Dr. Frank wird bei ihnen nur Entrüstung und vielleicht sogar Empörung erzeugen, denn es rüttelt kräftig an dem heilig gepflegten Weltbild des SARS-CoV-2-Virus. Das Buch ist auch nicht geeignet für diejenige Gruppe von Zeitgenossen, die in allem eine Weltverschwörung sieht und "vor dem Untergang des Abendlandes" warnt.


Dr. Frank: "Panik lässt sich nun mal nicht durch Panik bekämpfen, genauso wenig, wie man manipulative Berichterstattung mit Hysterie entkräften kann" (S.157).

Allen anderen jedoch, die zunehmend auf unbeantwortete Fragen der Corona- und Impfpolitik stoßen und so manche Widersprüche entdecken, ist das Buch sehr zu empfehlen. Das Buch bietet auch mit vielen Fakten, und Argumenten Hilfe für diejenigen an, die glauben, mit ihrer gefestigten kritischen Meinung eigentlich alles zu dem Thema schon zu wissen. Es werden hier überzeugend Zusammenhänge aufgezeigt und auch überraschende eindringliche Vergleiche gezogen, die die wirklichen Probleme beispielsweise rund um Covid-Maßnahmen illustrieren. Es kann manchmal so banal und doch so überzeugend sein. Ein Beispiel gefällig?

Ein Dreh- und Angelpunkt der Propagierung des Lockdown bestand schon 2020 in der Behauptung, in Deutschland herrsche eine außergewöhnliche Notsituation. Angesichts der ganzjährigen Unterbelegung der Krankenhäuser und einem normalen Sterbegeschehen ist diese Behauptung für Dr. Frank schlicht eine Verweigerung der Wirklichkeit. Aber wie will man die Behauptung widerlegen, ohne Lockdown wäre eine Katastrophe eingetreten? Der Autor führt das Beispiel eines Mannes ein, der laut schreiend auf der Straße steht und mit den Armen fuchtelt. Auf die Frage nach dem Warum antwortet der Mann, dass er Elefanten vertreibe. Und da es keine Elefanten in der Straße gibt, gebe der Erfolg ihm recht. Dr. Frank empfiehlt als beste Antwort, einfach in ein anderes Viertel zu gehen, wo niemand auf der Straße schreit und wild mit den Armen fuchtelt, und dort nachzuschauen, ob man Elefanten findet (S. 83). Prominent berüchtigte Darsteller für die Rolle dieses Mannes sind die Herren Spahn, Lauterbach, Wieler und Drosten samt all der willfährig nachplappernden Staatsmedien, die die anderen Viertel bewusst ignorieren.


Im ersten Kapitel bleibt der Arzt unmittelbar in seinem Fachgebiet. Das beginnt schon mit den Begrifflichkeiten, die nicht selten von Politikern und ihren Propagandisten nicht korrekt wieder gegeben werden. Wenn es um den neuen Virus geht, spricht der Mediziner von SARS-CoV-2 oder neuer Corona Virus. Geht es um die dadurch ausgelöste schwere Erkrankung, spricht er von Covid 19, umgangssprachlich von Covid oder Corona Infektion. Und wie in einem populär gehaltenen Lehrbuch werden die zwei grundsätzlichen Fragen zu einer sich schnell ausbreitenden Infektion, der Epidemie gestellt: Erstens wie gefährlich ist sie für den Erkrankten? Und zweitens wie gefährlich ist sie für die Gesellschaft? Und die Antwort auf erste Frage betrifft nur die Medizin und hilft dem Arzt. Die zweite Frage betrifft auch die Politik. Erst die fehlende Trennung dieser zwei unterschiedlichen Fragen, so eine der vielen Diagnosen von Dr. Frank, war ein grundlegender Fehler im Corona Krisen-Management. Als langjähriger Hausarzt, der auch viele Menschen durch ihren letzten Lebensabschnitt begleiten musste, so der Arzt Frank, kenne er den Tod. Doch wenn man eine Krankheitsgefahr bezogen auf die gesamte Gesellschaft bewerten soll, ist Emotionalität ein schlechter Ratgeber (S. 13/14). Und schon die Überschriften der Abschnitte in diesem Kapitel dröhnen dann wie laute Hammerschläge: Das Beatmungsdrama über Fehlbehandlungen, die er als "Semmelweis-Reflex" bezeichnet, der PCR-Test, der sich als Dreh- und Angelpunkt für Fehlalarme entpuppt, die reale Einschätzung der Infektionssterblichkeit, die Mythen um die Ansteckungsgefahr bei Corona und nicht zuletzt das historische Versagen des Robert-Koch-Instituts (RKI). Und schließlich immer wieder die sich aufdrängende Frage: Wie viele Covid-Kranke gibt es wirklich? Die Antworten führen schlussendlich zu dem knallharten Urteil des Mediziners: "Die Feststellung einer epidemischen Lage nationaler Tragweise war zu keinem Zeitpunkt gerechtfertigt." Und der Nachsatz noch obendrauf: Trotz spärlicher Daten im März 2020 "konnte man mit etwas fachlichem Wissen und Vernunft erkennen, ... dass es sich bei der neuen Corona Pandemie nicht um eine Killerseuche handelte" (S.64).


Genauso aufklärerisch und spannend geht es im zweiten Kapitel "Die Maßnahmen" weiter. Da wird die Panikstrategie der Regierung beleuchtet, Nutzen und Schaden des Lockdown aufgelistet, das Pflegedrama beschrieben und schließlich das Dauerthema Impfen und Alltagsmasken behandelt. Und Dr. Frank äußert seine Betroffenheit so wie hier: "Ich schäme mich, ehrlich gesagt, auch für Kollegen, die Schwangere dazu nötigen, bis kurz vor dem unmittelbaren Geburtsvorgang eine FFP2-Maske zu tragen."


Das dritte abschließende Kapitel "Eine Gesellschaft auf Abwegen" rundet das Thema Staatsvirus ab. Eine Grundlage für gesellschaftliches Handeln sieht der Autor in den zwei Säulen der Vernunft, zum einen dem Verstand und zum anderen der Intuition, also dem Bauchgefühl oder dem gesunden Menschenverstand. Doch dann wird dem Leser die Wirklichkeit vorgeführt. Sie hat besonders in den letzten Jahren einen Moralismus mit zerstörerischer Wirkung hervorgebracht, Verdrängung von Kompetenz und schließlich zu einer Spaltung der Gesellschaft geführt. Medien mit Haltungen, die Information verdrängen, begleiten und fördern diese Prozesse. Und was den Mediziner und Naturwissenschaftler besonders bedrückt, ist die Situation an den Unis und in der Forschung, beispielhaft in der Pflegewissenschaft. Hier hat Deutschland derzeit 19 Professuren zur Verfügung, im Fach Geriatrie (Altersmedizin) sogar nur18, viel zu wenig für die Herkulesaufgabe, so der Autor. Im Vergleich dazu gesteht die Politik dem Fach Gender Mainstreaming 217 Professuren zu (S. 176).

Das Buch von Dr. Frank ist eine gute Hilfe, um die aktuelle Corona Politik zu bewerten mit ihren wechselnden Indikatoren, auch die Inzidenz kam jüngst ins Gerede. Da nun nur wenige Menschen an Corona sterben oder ins Krankenhaus eingeliefert werden, wie im Frühjahr 2020 (wie im ersten Kapitel bei Dr. Frank nachzulesen) wird derzeit durch die Ausweitung der Tests die Inzidenzzahl wieder nach oben getrieben. Es geht nicht um eine Überlastung des Gesundheitswesens, sondern vielmehr darum, mit Verordnungen Mechanismen zu schaffen, um Ungeimpfte zu schikanieren und zum Impfen zu drängen.


Der Schlussabschnitt "Zurück zur Normalität - aber wie?" enthält nur wenige Seiten. Ein Schlüssel zur Normalität in einem demokratischen Rechtsstaat liegt "in der angstfreien, offenen, manchmal harten, aber immer respektvollen Debatte um die besten Lösungen." Damit kann nicht der Corona-Virus - mit dem muss die Menschheit leben, aber der Staatsvirus besiegt werden.

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