Die Ausstellung der Märchenbilder im Neuruppiner „Klosterhof“ ist wieder eröffnet
Märchenbild "Die Schneekönigin"
Obwohl der christliche Ursprung immer mehr in den Hintergrund tritt, sind die Traditionen zu Weihnachten in Deutschland noch sehr lebendig. Der Weihnachtsbaum im Wohnzimmer, Geschenke kaufen und Bescherung, Plätzchenbacken, Adventskalender und Weihnachtsmärkte, neuerdings etwas abgedunkelt. In der Stadt Neuruppin hat sich eine noch junge Tradition in der Vorweihnachtszeit etabliert, auf die eine wachsende Zahl von Jungen wie Alten mit Spannung warten.
Am Sonnabend vor dem 1. Advent, also in diesem Jahr am 26. November, wurde die Ausstellung von Märchenfiguren in ihrer jeweiligen Kulisse mitsamt ihrer zauberhaften Requisiten wieder eröffnet. Die Märchenszenen verteilen sich in einen weiträumigen Gartengelände. Viele Neuruppiner, aber über die Jahre auch Besucher aus Berlin und dem weiteren Umfeld, kennen die Adresse in der Altstadt, die Poststraße 31. Das ist die Anschrift der Gaststätte „Klosterhof“ von Marco Leppin und seines großen Familiengrundstücks, das er für vier Wochen in einen Märchenwald verwandelt. Der Gastwirt Leppin ist gelernter Bauarbeiter und Maurer, studierter Sozialpädagoge. Er hat sich hier auf einem 2500 Quadratmeter großen Gelände im Sommer für die Besucher seiner Gaststätte und darüber hinaus für die Einwohner und Gäste Neuruppins einen beeindruckenden Platz für Ausstellungen geschaffen.
Gastwirt Marco Leppin

Eigentlich wollte Marco Leppin im Jahr 2008 nur das Angebot des Neuruppiner Weihnachtsmarktes für Familien mit Kindern ergänzen durch eine Handvoll von Märchenbildern, so erinnert er sich. Er hatte schon seit seiner Jugend eine Neigung und ein Faible für deutsche Märchen. Seine Heimat- und Kulturverbundenheit, handwerkliche Begabung und die große Freude bei Kindern und ihren Eltern spornten Marco Leppin an, den Märchenwald jährlich fortzusetzen. Vor 14 Jahren startete die Ausstellung noch mit sechs Märchenbildern. Eines der Bilder war damals schon Schneewittchen und die sieben Zwerge. Damals musste sich Leppin mit sieben gleich aussehenden Standard-Gartenzwergen aus Thüringen zufrieden geben, wie er sich lächelnd erinnert. Im Jahr 2022 ist die Ausstellung bereits auf insgesamt 20 Märchenthemen angewachsen und Schneewittchens Zwerge haben alle ein eigenes Gesicht.
Krippenspiel Die Bremer Stadtmusikanten Schneewittchen
Außerdem sind noch sechs weitere Bilder zu bestaunen darunter ein Krippenspiel, ein Weihnachtspostamt und ein Küchenteam. Wie in den vorhergehenden Jahren sorgen Tannen und ein üppiger Lichterschmuck für weihnachtliche Stimmung. In diesem Jahr wurden 28.000 LED-Leuchten verbaut, die zumeist in der Lichterfarbe „kalt weiß“ erstrahlen und damit das Flair eines kalten schneereichen Winterabends schaffen. Zwar steht LED für sparsamen Energieeinsatz im Unterschied zu früheren Lösungen mit Glühlampen. Aber trotz geringer Watt-Zahl summiert sich die Menge der Lampen.
Der Wolf und die sieben Geißlein Schneeweißchen und Rosenrot
Beliebt bei den Besuchern, so der Märchenwald-Erbauer Leppin, ist bei einem Rundgang immer auch die Frage, welches Märchen wird dargestellt. Im Unterschied zu den hier gezeigten Fotos, gibt es bewusst keine Beschilderung der einzelnen Szenenbilder. Wie sich zeigt, haben viele Kinder bei dem Märchen-Quiz eine gute Trefferquote. Es gibt also doch noch eine Reihe von Eltern und Großeltern, die ihren Kindern Märchen vorlesen und sie zum Lesen animieren. Der Ausstellungsmacher hat auch ein Lieblings-Märchenbild. Es ist die Schnee-Königin, auch deshalb, weil deren Beleuchtung so aufwendig ist und er lange tüfteln musste.
Die Weihnachts-Werkstatt
Favoriten bei den Besuchern sind jene Bilder, in denen sich die Figuren bewegen, ob Frau Holle, die ihre Betten ausschüttelt, die Weihnachtsbäcker, die den Teig ausrollen und Plätzchen in den Ofen schieben oder die hämmernden Wichtel in der Weihnachtswerkstatt. Und von Zeit zu Zeit lässt Frau Holle aus ihren Kissen auch Schneeflocken schneien.
Shrek Pinocchio
Es sind neben den bekannten Märchenfiguren der Gebrüder Grimm, von Hans Christian Andersen und Wilhelm Hauff auch einige internationale Märchenbilder am Start. Da ist der tollkühne Held Shrek aus dem computeranimierten amerikanischen Kinofilm zu sehen wie auch die Hexenhütte der Baba Jaga des russischen Märchens vom „Hirsch mit dem goldenen Geweih“, bekannt aus dem sowjetischen Märchenfilm des Jahres 1973. Nicht zuletzt ist auch die berühmteste Märchenfigur Italiens, Pinocchio zu bestaunen, dessen Nase beim Lügen länger und länger wird. Da können viele Journalisten-Kollegen an der Propagandafront nur froh sein, dass sich beim Lügen nur im Märchen die Nasen verlängern.
Die mehrwöchige Dauer-Ausstellung ist auch nur möglich, weil das Grundstück mit der Gartenanlage sicher abzuschließen ist und die Besucher sich als dankbares Publikum erweisen. Der Eintritt zur Ausstellung ist kostenlos. Allein im letzten Jahr wurden tausende Euros gespendet. Das deckt nur einen Teil der Kosten und Marco Leppin nutzte die Spenden auch dafür, das Kinderfest der Stadt Neuruppin zu unterstützen.
Winterlandschaft
Es ist nicht überraschend, dass Marco Leppin schon das nächste Projekt in der Pipeline hat für den Monat Juli 2023. Es soll die frühere Handwerker-Gilde in Neuruppin ins Rampenlicht gerückt werden, darunter auch traditionelle Handwerksberufe, die schon ausgestorben sind oder die zu verschwinden drohen, so wie Gerber, Seifensieder und Sattler, aber auch Buchbinder, Schneider oder Schuster. In den letzten Jahren wurden von einem Stammtisch Neuruppiner Pensionäre viele sehr interessante Ausstellungen organisiert und betreut. Sie beschäftigten sich mit unterschiedlichen Aspekten der Geschichte von Neuruppin. So wurde über den berühmten Sohn der Stadt Theodor Fontane erzählt oder die Stadt als Garnisons-Standort und als Eisenbahn-Knotenpunkt vorgestellt. Selbstverständlich soll dann auch zum Jahresende 2023 der Märchenwald wieder aufgestellt werden.
In diesem Jahr haben sich schon viele Schulklassen und Kindergartengruppen angemeldet. Zur Eröffnung am 26. November kamen bereits viele Neuruppiner Familien mit ihren Kindern und Enkeln zum Klosterhof. Die beste Werbung ist und bleibt in der Kleinstadt die Mund-zu-Mund-Propaganda. Die eingeladenen offiziellen Vertreter der Neuruppiner Stadtverwaltung glänzten dagegen durch Abwesenheit.
Die Ausstellung ist bis zum 26. Dezember täglich (außer mittwochs) von 15 bis 20 Uhr geöffnet und es gibt für die kleinen Gäste Kinderpunsch und Waffeln.
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