Über das Framing in unseren Medien am Beispiel der Berichterstattung über den Gardasee
Der angeblich halb gefüllte Gardasee bei Torri del Benaco am 18. April 2023
Am 14. April titelte die Zeit: „Behörden melden alarmierende Wasserstände für Gardasee und Po-Fluss.“ Und weiter: „Der Gardasee im Norden Italiens führt halb so viel Wasser wie sonst.“ Andere Massenmedien legten in den folgenden Tagen mit immer reißerischen Schlagzeilen nach: Welt, FAZ, Frankfurter Rundschau, Spiegel, Merkur. Der „Standard“ machte sogar einen „Wasserkrieg“ am Gardasee aus, der Focus berichtete vom „Austrocknen“ und das Redaktionsnetzwerk Deutschland verbreitete in der Allgäuer Zeitung, dass der Gardasee nur zu 38% gefüllt sei. Auch die Berliner Zeitung beteiligte sich und sprach davon, dass der Gardasee „sich halbiert“ habe. Alle Medien beziehen sich auf die gleichen Zahlen, alle bringen als Beleg das gleiche Foto, wie Spaziergänger über einen Damm zu der Kanincheninsel Isola dei Conigli bei Manerba laufen. Diese Insel ist seit jeher mit dem Festland über einen Damm verbunden, bei Niedrigwasser ist sie trockenen Fußes erreichbar, bei Hochwasser kann man in hüfthohem Wasser waten ! Das allein ist also kein Neuheitswert.
Pegelstand ist nicht Wasserstand !
Zu den Fakten: Ein Pegelstand, der aktuell (Stand 28.4.) bei 52 Zentimeter liegt, wird verglichen mit dem langjährigen Mittel im Frühjahr von 99 Zentimetern. Dabei heißt ein Pegelstand „Null“ nicht, dass kein Wasser mehr im See ist. Der Gardasee ist bekanntlich im Durchschnitt 133 Meter tief, an seiner tiefsten Stelle sogar 346 Meter. Der Pegelstand „Null" wird für jedes Gewässer speziell festgelegt, meist etwas unterhalb der langjährig gemessenen Tiefstwerte. Es geht also bei den veröffentlichten Zahlen um den Pegelstand über dem hydrometrischen Nullpunkt: Im langjährigen Mittel lag der Pegelstand im Frühjahr knapp einen Meter über Null, in diesem Jahr liegt er „nur“ einen halben Meter über Null.
Die Pegelstände kann jeder einsehen, sie werden regelmäßig auf der Website https://www.gardasee.de/wasserstand aktualisiert. Dort sieht man auch, dass die Pegelstände starken Schwankungen unterliegen. Dafür gibt es viele Gründe: Schneeschmelze, Regenfälle, die Wasserentnahme zur Stromerzeugung im Zufluss Sarca und vor allem die Wasserstands-Regulierung des einzigen Abflusses des Gardasees Mincio bei Peschiera. Gegenwärtig wird der Gardasee sogar weiter aufgestaut, damit im Sommer mehr Wasser für die Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen zwischen Verona und Mantua bereitgestellt werden kann.
Füllstand 99.6% versus 38% - nur ein kleiner Schritt vom Framing zum Fake
Der Gardasee ist das größte Süßwasser-Reservoir Italiens mit einem Volumen von knapp 50 Kubikkilometern. Ein um einen halber Meter tieferer Wasserspiegel macht – gemessen an der Gesamtmenge – 0,37 Prozent aus. So viel zu den Schlagzeilen vom „halb gefüllten“ oder „austrocknenden“ See – sie sind nicht nur ein Framing, sie sind ein Fake, und zwar ein sehr bewusster. Passt er doch so wunderbar in das Narrativ der allgemeinen Klimapanik, das landauf landab gepredigt wird. Liebes Redaktionsnetzwerk Deutschland: Wenn der Gardasee heute nur zu 38% gefüllt wäre, dann hätte ein 100% Füllstand zur Folge, dass der Wasserspiegel 217 Meter höher liegen würde wie heute. Der berühmte Aussichtspunkt La Rocca di Garda hoch über den Orten Garda und Bardolino läge dann unter Wasser. Das kann man auch ohne Mathematik mit ein wenig Nachdenken herausbekommen. Und der angefügte Autoritätsbeweis einer natürlich ungenannten „Expertin“ entpuppt sich als nichts anderes als eine Zeitungs-Ente.
2019 beschwor Greta Thunberg vor dem World Economic Forum in Davos „I want you to panic“. Seitdem fällt die erstaunte Öffentlichkeit von einer Klimakatastrophe in die nächste. Immer begleitet und orchestriert vom Alarmgeschrei der Massenmedien. Jede Art an Wetterunbilden an unterschiedlichsten Orten der Welt wird umgedeutet zum Vorboten des nahenden Klimakollapses. Eher zum Kleingedruckten gehören da die folgenden Meldungen: Der März war in Deutschland der regenreichste seit 2001. Oder: Der Lake Mead, gespeist vom Colorado River, bekannt für jahrzehntelange Dürren und einem befürchteten nahen Kollaps der gesamten Wasserversorgung von Arizona, Nevada und Kalifornien, verzeichnet nach einem regenreichen Winter einen Anstieg des Wasserspiegels um über acht Meter gegenüber Ende 2022.
Wer Framing kritisiert, ist noch lange kein Klimaleugner !
Ich höre es schon wieder: Das verdammende Wort „Klimaleugner“. Aber: Eine Kritik an der Klimahysterie in Politik und Medien, ein Offenlegen des Framing und der Fake-News hat nichts mit dem Leugnen von Klimaveränderung zu tun. Klimaveränderungen sind Realität, seit Tausenden von Jahren. Sonnenzyklen, Vulkantätigkeit, Veränderungen der Erdumlaufbahn und des Magnetfeldes, und ja, auch der Mensch tragen zum Klimawandel bei, letzterer zum Beispiel durch die Abholzung von Wäldern, die Freisetzung von Kohlendioxid und Methan oder den Ausstoß von Schadstoffen in das Wasser und die Atmosphäre. Von allen bekannten Substanzen hat übrigens der Stoff Schwefelhexafluorid SF6 die stärkste Treibhauswirkung, und dieses Gas ist als perfekter Isolator in Windkraftanlagen unverzichtbar. Mit unserer von der Politik und den sogenannten Klimaaktivisten propagierten Energiewende fördern wir ausgerechnet das stärkste bekannte Treibhausgas. Wenn es einmal in die Atmosphäre gelangt ist, dauert es mehr als dreitausend Jahre, bis SF6 sich wieder zersetzt hat und unwirksam wird. Wie war das noch einmal mit dem Teufel und dem Beelzebub ?
Es ist mathematisch unmöglich, langfristige Klimaprognosen zu erstellen
Die Menschheit muss sich auf die Klimaveränderungen einstellen und muss mit ihnen leben, so wie sie das Jahrtausende lang getan hat. Mit Augenmaß, mit gesundem Menschenverstand, mit neuen Technologien und mit Wissenschaft. Und mit Wissenschaft meine ich ausdrücklich nicht die hunderte von Modellrechnern, die sich darin überbieten, den Weltuntergang noch ein wenig genauer vorauszusagen – in jedem Falle aber so weit in der Zukunft, dass sie die Fehlerhaftigkeit ihrer Vorhersagen nicht mehr erleben werden. Nach mir die Sintflut, solange ich mit meiner Panikmache gute Presse bekomme und gutes Geld verdiene. Von dieser Art „Wissenschaft“ sind die „Klimakleber“ und „Letzte Generation“ so besessen, dass sie so wie eine Sekte ihre Aktionen über alles stellen, was es an Vernunft und Rationalität in dieser Gesellschaft gibt. Wissen sie eigentlich was sie tun ?
Dem Wetter liegen physikalische Prozesse zugrunde, die prinzipiell unberechenbar sind – siehe dazu auch mein Kommentar https://www.keusch-reisezeiten.de/post/2023-01-kolumne-klimaforschung. Mit anderen Worten: Es ist mathematisch unmöglich, Langfristprognosen für die Entwicklung des Klimas zu erstellen, auch die besten Supercomputer helfen da nicht. Die Physik nennt solcherart unberechenbare Zustände deterministischer Systeme auch Deterministisches Chaos. Selbst der Weltklimarat der Vereinten Nationen IPCC erkennt an, dass das Klimasystem ein gekoppeltes, nichtlineares, chaotisches System ist, und darum die langfristige Vorhersage zukünftiger Klimazustände nicht möglich ist: „The climate system is a coupled non-linear chaotic system, and therefore the long-term prediction of future climate states is not possible.“ (https://archive.ipcc.ch/ipccreports/tar/wg1/)
Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Die besten Supercomputer unserer Zeit sind nicht in der Lage, eine ideale Route für einen Päckchen-Lieferanten mit 120 Stationen zu errechnen - für eine solche Route gibt es mehr Varianten als Atome im Universum – aber einige Modellierer nehmen sich heraus, vorherzusagen, wie unser Klima in 50 Jahren aussieht. Und dann setzen Klimaaktivisten und Medien noch eins drauf: Sie deuten die von Modellierern errechneten – aber eigentlich gar nicht errechenbaren - Zahlen als Fakten um, und auf Basis dieser „Fakten“ werden dann irrationale Entscheidungen gefordert und gefällt. So geschehen mit der sogenannten Energiewende, dem Ausstieg aus fossilen und nuklearen Energieträgern, dem Verbot von Gas- und Ölheizungen, dem Verbrennerverbot, den Reglementierungen von Landwirtschaft und Industrie, die de facto zu einer De-Industrialisierung in Deutschland führen werden. Mit Vollgas im Namen des Klimas zum Entwicklungsland. Und das wird wesentlich schneller passieren, als alle Klimamodellierer zusammen vorhersagen können.
So sieht es am Gardasee wirklich aus
Gardasee bei Torri del Benaco am 18. April 2023
Zurück zum Gardasee. Inzwischen haben einige Tourismus-Verantwortliche der Region eine Gegenoffensive gestartet und dem Titel „So sieht es wirklich aus“. https://www.youtube.com/watch?v=rxwI8dQ2EFo Darin kommen Wissenschaftler, Hoteliers und die Verantwortlichen der regionalen Wasser- und Agrar-Verbände zu Wort und zeigen sich „irritiert“, wie über die Situation des Gardasees in den internationalen und insbesondere deutschsprachigen Medien berichtet wird. Eine Touristin aus Deutschland, die in dem Video zu Wort kommt, kann sich die hysterische Berichterstattung in unseren Medien nur als Aprilscherz erklären. Die zugehörigen Bilder in dem Video sind vom 23. April. Die Bilder auf unserer Website im Reisebericht vom Gardasee (https://www.keusch-reisezeiten.de/post/2023-04-eu-it-gardasee) sind vom 18. und 19. April und sie zeigen einen normal gefüllten See und die im Sonnenlicht so charakteristisch schöne tiefblaue Farbe des Wassers.
Gibt es Klimaveränderung und Dürre auch am Gardasee ? Ja, es gibt sie, sie wird dort thematisiert und es sind und werden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um Wasserqualität und -quantität zu erhöhen. Ganz ohne die besserwisserischen, überheblichen Kommentare in den deutschen Medien. Dass die Italiener diese nur „irritierend“ finden, ist eher auf die sprichwörtliche Höflichkeit der Anwohner des Gardasees zurückzuführen. Das Maßnahmenpaket für den Gardasee umfasst die interregionale Wasserbewirtschaftung unter Einbeziehung aller Interessen und aller Nachbarregionen, den großflächigen Einsatz von ausgeklügelten Bewässerungssystemen in der Landwirtschaft bis hin zum Anbau von neuen Kulturen, die weniger Wasser benötigen. Es sind auch komplexe Infrastrukturmaßnahmen mit einem umfassenden Wassersammlungs- und -konservierungssystem in Vorbereitung, so wie es im Süden Italiens aufgebaut wurde. Da ist noch Nachholebedarf. Und last but not least: Die Italiener haben im letzten Jahr, das mit 30% weniger Regen das heißeste und trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1800 war, bereits gute Erfahrungen mit ihrem Maßnahmenpaket gemacht – und daraus schöpfen sie auch ihren Optimismus für dieses Jahr 2023. Das Motto: Machen ! Im Sinne von Anpacken, nicht nur Schlagzeilen machen.
Toter Wald im Harz im Herbst 2022 Propaganda statt Wiederaufforstung im Nationalpark
Klimakleber zum Aufforsten in den Harz !
Das würde man sich auch für Deutschland wünschen. Mehr machen anstatt medienwirksamem Aktionismus von sogenannten Aktivisten. Baustellen haben wir genug. Im vergangenen Jahr gab es verheerende Waldbrände im Harz und im Elbsandsteingebirge. Und immer noch liegt dort das Totholz als Brandbeschleuniger im Wald. Und immer noch wird Geld für eine völlig verfehlte Propaganda vom sich selbst erneuernden Wald ausgegeben, nach dem Motto: „Der Wald ist nicht tot. Im Gegenteil, überall entsteht neues Leben - artenreicher, vielseitiger und robuster als zuvor.“ Alle, die zwei und zwei addieren können – und erst recht die Forstwissenschaftler – wissen: Das ist eine glatte Propaganda-Lüge ! Wenn man einen toten Monokultur-Wald sich selbst überlässt, dann wächst wieder eine Monokultur. Wenn sie denn überhaupt wächst, und nicht wieder gleich vom Borkenkäfer niedergemacht wird. Es muss wiederaufgeforstet werden mit klimaresistenten Sorten, zügig und umfassend. Dann werden sich die Urlauber und die Einheimischen in ein paar Jahren auch wieder an ihrem grünen Wald erfreuen können. Klimakleber zum Aufforsten ! Und die Journalisten, die sich mit den absurdesten Schlagzeilen hervortun, gleich mit. Da tun sie was Sinnvolles fürs Klima, für die Umwelt, und für sich selbst.
Anmerkung: Wer das Beispiel mit der Tourenoptimierung mit 120 Stationen nicht glaubt, der schlage mal unter „Problem des Handlungsreisenden“ nach. In Zukunft werden Quantencomputer mit ihrer noch einmal deutlich höheren Rechnerleistung gegenüber den heutigen Supercomputern in der Lage sein, eine optimale Rundfahrt mit 120 Stationen zu errechnen.
Fotos: Ronald Keusch
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