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Claudia Keusch

Der Erdüberlastungstag – eine apokalyptische Marketingkampagne


Der Ökologische Fußabdruck wird zum Mantra der Klima-Ideologen hochstilisiert




Gerade geistert durch alle Medien – von der Tagesschau bis zum letzten kleinen Regionalsender – die Meldung, dass Deutschland seine Ressourcen für dieses Jahr verbraucht hat. Und dass, wenn alle so verschwenderisch leben würden wie wir, drei Erden nötig wären. Bei solchem Trommelfeuer aus allen Medienrohren bleibt einem doch glatt das schöne Kalbsschnitzel in der Kehle stecken. Und erst der Spargel dazu, igitt, igitt, dieses platzintensive Luxusgemüse sollte – wenn es nach dem Willen der EU-Grünen-Abgeordneten Jutta Paulus geht – ein für alle Mal von allen Tischen verbannt und sein Anbau verboten werden.




Die Kampagne des Earth Overshoot Day

Der Begriff „Earth Overshoot Day“ ist nicht neu. Das Konzept des „Erdüberlastungstages“ wurde 2006 vom britischen Think Tank New Economics Foundation entwickelt. Das Global Footprint Network nutzt es seitdem zu einer jährlichen Kampagne, um die Begrenztheit und Endlichkeit der natürlichen Ressourcen der Erde in das Bewusstsein der Menschen zu rücken. Das Datum wird errechnet, indem die menschliche Nachfrage nach biologischen Ressourcen ins Verhältnis zur gesamten globalen Biokapazität gesetzt wird, also der Menge an biologischen Ressourcen, die sich in einem Jahr regeneriert.

Die Berechnungen datieren zurück bis zum Jahr 1961, wobei der verwendete Rechen-Algorithmus den 60er Jahren bescheinigte, dass mehr Ressourcen übrig waren als verbraucht wurden. Erstmalig soll 1970 der Verbrauch die Menge an verfügbaren Ressourcen überstiegen haben. Seitdem hat sich das Datum weiter nach vorn verschoben, im Jahr 2022 fiel der errechnete Erdüberlastungstag auf den 28. Juli. Es gibt regionale Unterschiede. Für Deutschland wurde im Jahr 2017 als Erdüberlastungstag der 17. April errechnet, in den Folgejahren lag er in der Zeitspanne 2. bis 5. Mai. Spitzenplätze in der Liste belegen Katar und Luxemburg, die „ihren“ Erdüberlastungstag bereits im Februar begehen dürfen, die USA haben bereits Mitte März „ihre“ Ressourcen verbraucht. Im Jahr 2020 lag der Erdüberlastungstag übrigens mehr als drei Wochen später wie im Jahr 2019, auf Grund des weltweiten Lockdowns. Der Präsident des Global Footprint Network behauptete daraufhin, dass die COVID-19-Pandemie an sich eine der Manifestationen des „ökologischen Ungleichgewichts“ sei.



Methodische Mängel bei der Berechnung

Schauen wir uns die Berechnungsmethoden etwas näher an. Zur Berechnung des Erdüberlastungstages wird vor allem der ökologische CO2-Fußabdruck verwendet. Selbst das Bundesumweltamt muss hier einräumen, dass es bei der Berechnung „gewisse methodische Mängel“ gibt (https://www.umweltbundesamt.de/themen/erdueberlastungstag-ressourcen-fuer-2022-verbraucht).

Michael Shellenberger, amerikanischer Anthropologe, Autor, Umweltaktivist, Mitbegründer des kalifornischen Breakthrough Instituts, im Jahr 2008 vom Time Magazin zum „Hero of the Environment“ gekürt, wird da deutlicher. Er hat bereits im Jahr 2013 in einem Artikel für die Fachzeitschrift PLOS Biology unter dem Titel „Does the Shoe Fit ? Real vs. Imagined Footprints“ die Berechnung des ökologischen Fußabdrucks durch das Global Footprint Network ad absurdum geführt. Shellenberger dazu am 29. Juli 2019 gegenüber dem Forbes-Magazin: „Wir haben die sechs Messgrößen, aus denen sich der Ökologische Fußabdruck zusammensetzt, aufgeschlüsselt und festgestellt, dass fünf der sechs Messgrößen, einschließlich der Nahrungsmittel und der Forstwirtschaft, entweder im Gleichgewicht oder im Überschuss sind. Das Einzige, was nicht im Gleichgewicht war, waren die Kohlenstoffemissionen der Menschheit. Um dieses Problem zu lösen, müssen die reichen Länder nicht arm werden - oder die armen Länder arm bleiben -, sondern wir müssen einfach zu Energiequellen übergehen, die keine Kohlenstoffemissionen erzeugen, ein Prozess, der als ‘Dekarbonisierung‘ bekannt ist.“

Und er entlarvt eine der grundlegenden Schwächen der Berechnungsmethode des Global Footprint Network: Der Ökologische Fußabdruck wird in Waldflächen umgerechnet, die zum Ausgleich der CO2-Emissionen benötigt werden, so als ob es keine anderen Möglichkeiten gibt, CO2 zu absorbieren oder ganz und gar zu vermeiden. Es kommt noch schlimmer. Verschiedene Wälder absorbieren Kohlendioxid im Laufe der Zeit in unterschiedlichem Maße. Aber der Ökologische Fußabdruck wählt willkürlich eine einzige Zahl, um die Rate der Kohlenstoffaufnahme für alle Wälder auf der Welt für alle Zeiten darzustellen. Und so kommt dann ein so schizophrener Vorschlag zustande, die Urwälder der Welt durch schnell wachsende Baumfarmen zu ersetzen.



Wissenschaftlicher Diskurs unerwünscht

Der Artikel von Shellenberger wurde nach seiner Veröffentlichung 2013 in den Medien noch ausführlich zitiert, unter anderem in Scientific American, New Science und Le Monde, aber das hat die Europäische Kommission und andere Regierungsstellen nicht davon abgehalten, den „Earth Overshoot Day" auf Basis dieser unzureichenden Berechnungen weiter zu promoten. So wurde aus eigentlich „pseudowissenschaftlichem Nonsens“ und einem „netten Werbegag“ – wie Shellenberger den Erdüberlastungstag nennt – ein ideologisches Mantra.

Übrigens: Im englischen Wikipedia sind kritische Stimmen zu den Berechnungsmethoden des Global Footprint Network noch zu finden. Im deutschen Wikipedia stehen unter der Rubrik „Beurteilung“ nur noch die Befürworter der Kampagne WWF, Greenpeace und Global 2000. Wikipedia-Autoren als willfährige Handlanger grüner Ideologie ? Wissenschaftlicher Diskurs ist auch hier unerwünscht !



Das deutsche Panikorchester

Sehen wir mal von den Unzulänglichkeiten in der Berechnungsmethode ab, kann sich irgendjemand erinnern, dass der Erdüberlastungstag in den letzten Jahren, in denen er mit noch ungünstigeren Werten aufwartete, so durch die Medien geprügelt wurde, wie es heute geschieht ? Warum die Panik ? Und warum jetzt ?

Ganz einfach: Die Öffentlichkeit soll in Deutschland auf weitere drastische Maßnahmen „im Namen des Klimaschutzes“ eingestimmt werden. Und die werden gleich mit benannt:

  • „Der Ressourcenverbrauch muss bis 2050 um 85 Prozent sinken - bis 2030 um 50 Prozent", heißt es in einem Positionspapier vom BUND. Insbesondere die Automobil- und Chemieindustrie müssten sich neu aufstellen, weniger Autos, Straßen, Tankstellen …

  • Germanwatch sieht vor allem den zu hohen Energieverbrauch, den hohen CO2-Ausstoß im Verkehr und die Massentierhaltung als Problem;

  • Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt will „Wohlstand und Wertschöpfung breiter bemessen“ und den ökologischen Fußabdruck als Maßstab für wirtschaftlichen Erfolg einführen;

  • Sogenannte Nachhaltigkeitsforscher und andere „Experten“ kommen überall zu Wort und fordern Konsumverzicht, kein Fleisch, keine Autofahrten oder Flugreisen, weniger Heizen, usw.

Noch mehr Einschränkungen, noch mehr Verbote, De-Industrialisierung im großen Stil, weiter stark steigende Preise für Lebensmittel und Energie, noch mehr Irrationalität in Politik, Wirtschaft und täglichem Leben. Was lassen sich unsere Klima-Apokalyptiker noch alles einfallen ?

Shellenberger dazu in der Neuen Zürcher Zeitung am 21.7.2022: „Das apokalyptische Denken kommt vor allem aus Deutschland. Das deutsche Volk und die Regierung haben eine alarmistische Sicht auf den Klimawandel, der überall auf der Welt existiert. Die CO2-Emissionen waren in den vergangenen zehn Jahren unverändert. Wir sind also erfolgreich. Warum sehen die Menschen dann eine Katastrophe? Ich denke, es gibt drei Beweggründe für diesen apokalyptischen Diskurs: Geld, Macht und Religion. Der Klimawandel ist zu einer Art Ersatzreligion geworden.“ Seine Prognose für Europa: „Während der Klimawandel langsam voranschreitet, ist Energiemangel ein sehr schnelles Ereignis. Wenn Europa keine ausreichende Energieversorgung hat, wird es soziale Unruhen geben. Regierungen werden fallen.“



Alternativen: Investitionen in billige, saubere Energie

Es gibt Alternativen: Statt Verboten Investitionen ! Das Breakthrough Institut konzentriert sich – wie andere führende Forschungseinrichtungen auch - in seinen Forschungsprogrammen darauf, saubere Energie durch technologische Innovationen billig herzustellen, um sowohl die globale Erwärmung als auch die Energiearmut zu bekämpfen. Diese Zielstellungen des Instituts stimmen durchaus mit der Position des Weltklimarats IPCC überein, der ebenfalls konstatiert, dass neue Technologien für die Senkung der Kohlenstoffemissionen entscheidend sind. Shellenberger: „Alles hängt von billiger Energie ab. Wenn man keine billige Energie hat, hat man keine Zivilisation.“

Shellenberger hat die deutsche Energiepolitik analysiert und ist heute einer der schärfsten Kritiker der sogenannten erneuerbaren Energien. In einer Anhörung des US-Kongresses konstatiert er am 28. Juli 2020: „Solar- und Windenergie verteuern den Strom. Die Entwickler von Solar- und Windkraftanlagen zahlen nicht für die Kosten, die sie verursachen, sondern wälzen sie auf die Stromverbraucher und andere Erzeuger ab. Vor zehn Jahren wuchs der Widerstand von Naturschützern, Bürgerinitiativen und Aktivisten für Umweltgerechtigkeit gegen industrielle Wind- und Solarprojekte, was mich dazu bewegte, meine Unterstützung für erneuerbare Energien zu überdenken. Heute ist der Widerstand gegen Wind- und Solarprojekte so stark gewachsen, dass selbst die Befürworter erneuerbarer Energien zugeben, dass die Umweltauswirkungen der erneuerbaren Energien das größte Hindernis für deren Einsatz sind."

Wenn man sich in ausländischen Medien anschaut, wie die internationale Öffentlichkeit über die deutsche Energiepolitik denkt, dann schwanken die Reaktionen zwischen Erstaunen, Spott und Schadensfreude. Einig sind sich alle: Die deutsche Energiewende ist eine Sackgasse.

Auch in Deutschland wird es immer offensichtlicher, dass im Ergebnis dieser verkorksten und ideologiebefrachteten Energiewende die deutsche Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft auf ein enormes Stromproblem zusteuert, auf eine weitere, durch die Verknappung des Stromangebotes zusätzlich beförderte Strompreissteigerung mit Auswirkungen bis in jeden Haushalt hinein. Dabei geht auch und gerade die mittelständische Wirtschaft sehr schwierigen Zeiten entgegen.

Anfang März hatte die Mittelstandsunion Lahn-Dill gemeinsam mit der Mittelstandsinitiative „Rettet unsere Industrie" zum Mittelstandsgipfel mit Prof. Fritz Vahrenholt eingeladen. Das einhellige Fazit: Entweder die Vernunft kehrt endlich ein - oder wir fahren Deutschland an die Wand ! Auch Vahrenholt macht Vorschläge für Alternativen: Er spricht sich für „grüne“, CO2-freie Kohlekraftwerke aus – Deutschland sei durchaus in der Lage, ein solches „Grünes Kohlen-Muster-Kraftwerk" zu bauen. Vahrenholt fordert „Forschungs-Offenheit", insbesondere auch im Bereich der Kernenergie, zum Beispiel, wie aus abgebrannten Elementen neue Energie gewonnen werden könne.

Sein etwas pessimistisches Resümee am Ende der Veranstaltung ist: Wir „haben das tiefe Tal noch nicht durchschritten“, offensichtlich sind hierzulande der Schmerz und der Druck, endlich vernünftige Wege zu beschreiten, noch nicht groß genug. Umso mehr Bedeutung habe der Widerstand gegen alle jene, die, so Fritz Vahrenholt, „CO2 zu einem Armageddon machen wollen“. (https://www.mit-bund.de/content/mit-lahn-dill-deutschland-schaltet-sich-ab-ueber-100-teilnehmer-beim-mittelstandsgipfel)


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