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Klaus-Dieter Richter

„Freiheyt und Gerechtigkeyt“

Eine Reise durch die thüringische Geschichte anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Bauernkrieg“




Das Bauernheer Anno 1525 zieht auf historischen Bauernkriegswegen durch Thüringen

Das Bauernheer Anno 1525 zieht auf historischen Bauernkriegswegen durch Thüringen


Der Deutsche Bauernkrieg fand zwischen 1524 und 1525 statt und erstreckte sich über große Teile des Heiligen Römischen Reiches. Die Bauern forderten unter anderem bessere Lebensbedingungen, Freiheit von Abgaben und mehr Rechte. Gerichtet war der Kampf gegen die Herrschaft der Feudalherren. Einige der wichtigsten Regionen dieses Aufstandes waren Schwaben, Franken, Elsass, Schwarzwald, Thüringen und die Gegend entlang des Oberrheins. Eine Vielzahl von lokalen Anführern mobilisierte die Bauern und andere unterdrückte Gruppen in zahlreichen Städten und Dörfern. Trotz einiger anfänglicher Erfolge endete der Bauernkrieg größtenteils zugunsten der Fürsten, die die Aufstände brutal niederschlugen. Die Folge war eine Verschlechterung der Lage der Bauern und eine Stärkung der feudalen Machtstrukturen.


Der Bauernkrieg in Thüringen

Die thüringischen Regionen, insbesondere um Mühlhausen und Bad Frankenhausen, spielten eine zentrale Rolle im Deutschen Bauernkrieg unter der Führung von Thomas Müntzer.

Mühlhausen wurde durch Thomas Müntzer zu einem wichtigen Zentrum des Aufstands. Müntzer, ein radikaler Reformator, rief die Bauern und städtischen Handwerker zum Widerstand gegen die Obrigkeit auf. Der Possen, ein bewaldeter Höhenzug bei Sondershausen in Thüringen, war ein bedeutender Versammlungsort für die Aufständischen. Hier planten und organisierten die Bauern ihre Aktionen. Bad Frankenhausen ist schließlich ein entscheidender Ort, denn 1525 fand die Schlacht bei Frankenhausen statt, in der die aufständischen Bauern unter Thomas Müntzer eine verheerende Niederlage gegen die Fürstentruppen erlitten. Diese Schlacht markierte das Ende des Bauernaufstands in Thüringen, und viele der Rebellen wurden anschließend hingerichtet oder hart bestraft. Nach der Niederlage der Aufständischen in der Schlacht bei Frankenhausen wurde Müntzer gefangengenommen und ebenfalls hingerichtet. Müntzer forderte eine gerechtere Gesellschaft und kämpfte gegen die Unterdrückung durch die Obrigkeit, sein Vermächtnis blieb umstritten. Die Orte verloren am Ende ihre Unabhängigkeit und wurden unter strenge Kontrolle der Fürsten gestellt.


In der Altstadt von Mühlhausen Die Jakobikirche von Mühlhausen



Mühlhausen

Wer mit der Bahn in Mühlhausen ankommt, erahnt nicht die reiche Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Einige Minuten später befindet man sich aber in der gut erhaltenen Altstadt, welche von der historischen Bedeutung der Stadt zeugt. Malerische Gassen und Fachwerkhäuser, beeindruckende Kirchen und eine vollständige Stadtmauer mit Türmen erwarten den Besucher. Mühlhausen erlangte im 13. Jahrhundert den Status einer Freien Reichsstadt. Die Stadt entwickelte sich über die Jahrhunderte als Handels- und Handwerkszentrum.

Zu den vielen Sehenswürdigkeiten zählt die gotische Marienkirche, in der Thomas Müntzer als Pfarrer wirkte. Seit 1975 ist die Kirche auch Müntzergedenkstätte. In ihr befindet sich ein Museum, das Müntzer und dem Bauernkrieg gewidmet ist.


Das Bauernheer Anno 1525 in Mühlhausen

Das Bauernheer Anno 1525 in Mühlhausen

Die Stadt Mühlhausen lässt sich alleine erkunden, man kann auch an einer öffentlichen Stadtführung der Tourist-Information teilnehmen. Bei unserem Stadtrundgang trafen wir auch auf das Bauernheer Anno 1525. Dieses zog auf historischen Bauernkriegswegen durch Mühlhausen und beeindruckte durch realistische Kostüme und Leidenschaft zu den Details. Das Bauernheer begleitete uns auf unserer weiteren Route durch Thüringen zu den Stätten des Bauernkrieges.


Im Café Menzel


Nach dem Besuch von zwei zukünftigen Orten der Thüringer Landesausstellung, welche vom 26. April bis 19. Oktober 2025 ihre Tore öffnet, bekamen wir „Kaffedurst“ und kehrten in das Café Menzel ein. Die hausgebackenen Torten und Kuchen sind nicht nur ansehnlich, sondern sehr schmackhaft, aber leider hatte der „Platz nicht gereicht“, um viel mehr zu verkosten.


Hotel Brauhaus Zum Löwen Inhaber Macro Fongern


Nach kurzem Weg gelangten wir zu unserer Unterkunft, dem Hotel Brauhaus „Zum Löwen“. Wir waren überrascht von dem Ambiente, dem freundlichen Service und den geschmackvollen Zimmern. Marco Fongern ist als Betreiber eine in Mühlhausen sehr engagierte Persönlichkeit. Auf dem Frühstücksbüffet im Hotel „Zum Löwen“ konnte ich am nächsten Morgen auch etwas entdecken, was auch in den heimatlichen Regalen steht: Mühlhäuser Marmeladen, Konfitüren und Pflaumenmus. Da wusste ich als Genussmensch, dass mir der Name Mühlhausen doch länger bekannt war.


Bach-Denkmal neben der Divi Blasii Kirche


Zum abendlichen Abschluss besuchten wir die dreischiffige, kreuzförmige Hallenkirche Divi-Blasii am Untermarkt. Hier amtierte Johann Sebastian Bach von 1707 bis 1708 als Organist. Diese Orgel gehört weltweit zu den wenigen, welche nach einer von Bach angefertigten Disposition erbaut wurde. Der Kantor der Divi-Blasii-Kirche brachte uns Bachsche Klänge zu Gehör.


Stadtarchivar Dr. Helge Wittmann mit Schätzen des Reichsstädtischen Archivs


Am nächsten Tag folgte ein Rathausbesuch und dort die Besichtigung des Archivs. Stadtarchivar Dr. Helge Wittmann zeigte uns nicht nur die öffentlichen Räumlichkeiten, sondern führte uns in ein „Heiligtum“, das Reichsstädtische Archiv. 23.000 Bände bilden eine umfangreiche Sammlung zur Stadt- und Regionalgeschichte, zur Geschichte der Reformation und des Bauernkrieges sowie zur Rechts- und Medizingeschichte des 17./18. Jahrhunderts. Versäumen sollte man auf keinen Fall einen Besuch der historischen Wehranlagen. Von dort lässt sich die Stadt visuell gut erkunden. Mühlhausen wird auch zu den vielen kulturellen Veranstaltungen gut frequentiert und ist, wie alle Orte auf unserer Reise, nicht nur deshalb einen Besuch wert!

 

Detail des Panoramabildes von Werner Tübke

Detail des Panoramabildes von Werner Tübke

Bad Frankenhausen

Auf der anschließenden Fahrt über Sondershausen nach Bad Frankenhausen, einem Sole-Heilbad, konnten wir die Thüringer Landschaft genießen. Nach der Ankunft im zentral gelegenen Hotel „Thüringer Hof“ führte die Fahrt mit Blick auf das Kyffhäuser-Denkmal zum Panorama-Museum auf dem Schlachtberg.


Das Panorama-Museum der Gedenkstätte für den Bauernkrieg

Das Panorama-Museum der Gedenkstätte für den Bauernkrieg

1974 beschloss die damalige Regierung der DDR, auf dem Schlachtberg bei Bad Frankenhausen eine Gedenkstätte für den Deutschen Bauernkrieg zu errichten. Werner Tübke, einer der bedeutendsten, aber auch umstrittenen Maler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, war Rektor der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. 1976 übernimmt er den Auftrag, ein Gemälde fertigzustellen. Die 14 Meter breite und 123 Meter lange Leinwand musste in einem Stück in der damaligen Sowjetunion gewebt werden. Am 16. August 1983 begann Tübke mit seiner Arbeit auf der mehr als 1,700 Quadratmeter großen Leinwand. Werner Tübke beendete das Monumentalgemälde am 16. Oktober 1987 offiziell mit der Schlusssignatur nach mehr als einem Jahrzehnt. Dieses beeindruckende Gemälde ist nicht das einzige Exponat in der Gedenkstätte, aber wer in der Region ist, sollte es unbedingt „begutachten“!


Das Bauernlager in Possen


Weiter ging die Fahrt nach Possen bei Sondershausen, wo wir erneut auf das Bauernheer trafen. Sie schlugen dort ihr Bauernlager auf, führten Bauerntänze vor, lauschten den Reden von Thomas Müntzer und ließen es sich bei Speis und Trank gut gehen. Geschichtlich gesehen stellten sie einen der Abende vor dem Bauernaufstand in Bad Frankenhausen dar. Für uns gab es einen Bauernschmaus mit nicht nur bäuerlichen Gerichten im Rundcafé. Das Café befindet sich inmitten der Natur auf dem Gelände des Freizeit- und Erholungsparks Possen, der viele attraktive Möglichkeiten für die ganze Familie bietet.

Nach dem Frühstück am dritten Tag folgte eine Besichtigung des Regionalmuseums im Schloss in Bad Frankenhausen. In diesem Renaissancebau des 16. Jahrhunderts existieren Sammlungen über die historische Vergangenheit der Stadt und ihrer Region sowie über die Natur und Geologie des Kyffhäusergebirges und des Kyffhäuserkreises.


Bürgermeister Matthias Strejc Der Schiefe Turm von Bad Frankenhausen


Bürgermeister Matthias Strejc empfing uns im Rathaus und stellte seine Stadt vor. Stolz erwähnte er, dass seine Kurstadt deutschlandweit von 900 Kommunen zwischen 10 und 20 Tausend Einwohnern im Dynamik-Ranking den Platz 7 belege. Gemeinsam mit dem Bürgermeister begaben wir uns auf einen kleinen Stadtrundgang. Am Sole-Freibad vorbei führte uns der Weg zum Schiefen Turm. Der Schiefe Turm hat eine Neigung von 4,22 Meter und ist somit schiefer als der Schiefe Turm von Pisa, dessen Neigung „nur“ 4,03 Meter beträgt.


Bauernheer mit moderner Technik Thomas Müntzer ruft zum Aufstand


Erneut durften wir, übrigens beim Genuss einer echten Thüringer Rostbratwurst, den Bauernzug begrüßen. Thomas Müntzer rief vor versammelter Bauernschaar auf zum Kampf. Frankenhausen wurde das Zentrum des Aufstandes. Hier in der nordthüringischen Kleinstadt beteiligte sich die übergroße Mehrheit der Einwohner und verbündete sich mit den aufständischen Bauern und Landbewohnern der gesamten Kyffhäuserregion. Und hier endete auch der Bauernkrieg in der Region, viele verloren ihr Leben oder wurden wie Thomas Müntzer hingerichtet.

In Bad Frankenhausen wird das Bauernkriegs-Gedenkjahr am 10. Mai 2025 eröffnet, es endet am 31. Oktober 2025.



Luther Geburtshaus in Eisleben

Luther Geburtshaus in Eisleben

Lutherstadt Eisleben

Weiter führte uns die Fahrt nach Sachsen-Anhalt in die Lutherstadt Eisleben, wo wir im Hotel „Mansfelder Hof“ die Nacht verbrachten.

Autor Klaus-Dieter Richter und Ministerpräsident Reiner Haseloff

Autor Klaus-Dieter Richter und Reiner Haseloff

Vorher gab es noch eine Begegnung mit dem Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, und der Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth. Sie eröffneten gemeinsam die Mitmachausstellung „1525! Aufstand für Gerechtigkeyt“ im Rahmen der Landesausstellung „Gerechtigkeyt 1525“.

Eisleben besitzt eine malerische Altstadt mit Fachwerkhäusern und historischen Gebäuden sowie einer Vielzahl von historischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten, die mit Martin Luther und der Reformationsgeschichte verbunden sind. Dazu gehören Luthers Geburtshaus, die Stadtkirche St. Petri-Pauli, in der Luther getauft wurde, die St. Andreas-Kirche, der Ort, an dem Martin Luther 1546 predigte, und sein Sterbehaus. Die Lutherstätten in Eisleben sind Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und ziehen jährlich viele Besucher an.

Hier endete auch unsere Rundreise mit dem Gefühl, viel über den Bauernkrieg an den wichtigsten Orten und über die kommenden Veranstaltungen zum fünfhundertsten Jubiläum 2025 erfahren zu haben.



 


Informationen zu den Orten und Veranstaltungen mit Terminen:

 

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