Die Normandie entdecken und den Charme der lokalen Logis-Hotels genießen
Camembert, Austern, Cidre und Calvados gehören zu den bekanntesten gastronomischen Spezialitäten der Normandie
Die Normandie im Norden von Frankreich fasziniert durch ihre landschaftliche und kulturelle Vielfalt. Da sind zuerst die breiten Strände und Kreidefelsen an der Kanalküste, die schon die Impressionisten mit ihren Staffeleien anlockten, da sind kleine Fischerdörfer, die zu Seebädern aufstiegen, es sind grandiose Baustile des Mittelalters zu finden sowie viel Denkwürdiges aus der nahen und fernen Weltgeschichte und nicht zu vergessen: Die Region ist ein Paradies für Feinschmecker, vor allem mit ihren lokalen Spezialitäten.
Zu einer Entdeckungsreise durch die Normandie hat die Logis Hotels Groupe ein Dutzend deutscher Reisejournalisten eingeladen. Die Logis-Hotels sind ein Zusammenschluss kleinerer familiengeführter Hotelbetriebe mit durchschnittlich 18 Zimmern, die für hohe Servicequalität, Gastlichkeit und eine hervorragende regionale Küche bekannt sind (https://www.logishotels.com/de/).
Die Kathedrale von Rouen Die „Kathedrale von Monet“ von Yadegar Asisi im Panometer in Leipzig
Die Kathedrale von Rouen
Schon die erste Station zeigt, wohin die Reise von Paris kommend in den nächsten Tagen gehen wird. Die traditionsreiche Handelsstadt und Hauptstadt der Normandie Rouen bietet die ganze Palette an imposantem Sehenswerten mit ihren 2.000 (!) Fachwerkhäusern wie auch den kulinarischen Charme der normannischen Küche.
Die Große Uhr (Gros-Horloge) von Rouen
Der unangefochtene Star steht zweifellos im Herzen von Rouen, die Kathedrale Notre-Dame, eine der schönsten Kirchen in Frankreich. Zusätzlich berühmt gemalt hat sie der Maler Claude Monet mit seiner Serie von 33 impressionistischen Gemälden. Sie entstanden unter verschiedensten Lichteinflüssen und Blickwinkeln und mit Anregungen für die Kunstszene bis heute. So schuf der Berliner Künstler Yadegar Asisi im Leipziger Panometer mit der Kathedrale von Monet eine beeindruckende 360-Grad-Installation auf einer Fläche von 3.500 Quadratmetern und mit einer Höhe von 32 Metern (https://www.keusch-reisezeiten.de/post/2024-08-de-leipzig-lichtfest).
Im alten Zentrum Rouen ist eine der großen Attraktionen die große Uhr in einem üppig vergoldeten Rahmen an einem Torbogen aus dem Jahr 1389 - in Konkurrenz mit der Kathedrale wohl das beliebteste Fotomotiv. Die Uhr zeigt nicht nur die Stunden an, sondern auch die Mondphasen durch ein Bullauge über dem Ziffernblatt. Hier im Zentrum auf dem Markt ist auf einer langen Stele ein großes Kreuz gesetzt. Es erinnert an Jeanne d`Arc, die hier in den Flammen eines Scheiterhaufens starb.
Zimmer im Hotel Urban Style de l‘Europe
Logis-Hotels mit Pop und im Grünen
Im Zentrum von Rouen werfen wir einen Blick in ein besonderes Hotel, Urban Style de l‘Europe. Jedes der 24 Zimmer ist hier individuell und phantasievoll gestaltet. Man kann sich aussuchen, ob man zwischen Musikinstrumenten im Backstage-Bereich einer Bühne, in einem Comic-Heft oder in einem Maler-Atelier übernachten möchte.
Der gallische Hahn empfängt im Relais de Montigny-Hotel
Nur wenige Kilometer von der Altstadt von Rouen, im Herzen des Roumare-Waldes, empfängt uns ein zweites Logis-Hotel für eine Übernachtung im Grünen: Das Hotel Relais de Montigny. Der ausladende weite Hotel-Garten wird von einem gallischen Hahn „bewacht“. Das Restaurant ist großzügig mit großen Fensterfronten eingerichtet.
Spezialitäten der Region: Gebackene Auster, Käse und Mirliton
Hier ist wie in allen Logis-Hotels und Restaurants das Markenzeichen: Es wird regionale Küche serviert. Die Vorspeise gebackene Austern und ausgewählte Käsesorten. Dazu eine beliebte Spezialität aus Rouen, der Mirliton: Ein Blätterteig-Törtchen, gefüllt mit einer Creme, die mit Vanille, Orangenblüten und Mandeln aromatisiert und mit Calvados flambiert ist.
Blick von den Hängenden Gärten auf Le Havre
Die hängenden Gärten von Le Havre
Unsere Entdeckungsreise führt weiter nach Le Havre. Im 16. Jahrhundert als Kriegshafen gegründet, um die Seine-Mündung gegen die Engländer zu verteidigen, begann die große Karriere der Stadt mit dem Schiffsverkehr über den Atlantik nach Amerika.
In den Gewächshäusern der Hängenden Gärten
Die große Übersee-Historie spiegelt sich in den „Hängenden Gärten“ wider. Die Idee stammte von Kaufleuten der Hafenstadt, die eine alte Festung in eine Bastion von thematischen Gärten umwandelten. Es ist eine Hommage an die normannischen Entdecker, die seit dem 15. Jahrhundert die europäischen Gärten bereichert haben. Der Name ist abgeleitet von den berühmten Hängenden Gärten Babylons, einem der sieben Weltwunder der Antike und signalisiert dem Besucher, dass er auf 3.000 Quadratmetern Gewächshaus-Fläche imposante farbenträchtige Botanik aus fünf Kontinenten zu sehen bekommt.
Die Gewächshäuser der Hängenden Gärten Container-Denkmal
Die Gewächshäuser bieten dem Geruchssinn der Besucher auch duftende und aromatische Pflanzen, Orchideenarten, Begonien und tropische Vegetation. Etwa 200.000 Besucher im Jahr lassen sich dieses Feuerwerk von Pflanzenblüten und Pflanzendüften nicht entgehen.
Übrigens haben die Einwohner Le Havres ihrem prosperierenden Container-Hafen ein Denkmal gesetzt – mit kunstvoll gestapelten bunten Containern. Der Humor der Kunstszene in der Normandie.
Die Kirche Saint-Joseph in Le Havre
Mahnmal und „Leuchtturm“ 107 Meter hoch
Aus der Trümmerwüste der Stadt Le Havre, die zu mehr als 80 Prozent am Ende des 2. Weltkrieges zerstört wurde, ist in zehn Jahren eine neue Stadt entstanden. Normannische Fachwerkhäuschen und kleine Gassen sucht man hier vergebens, trotzdem ist sie ein Wallfahrtsort für Touristen auf Grund ihrer streng geometrischen Beton-Architektur. Das hat auch die UNESCO gewürdigt, die im Jahr 2005 das Stadtensemble auf Grund seiner außergewöhnlichen Nachkriegsarchitektur in die Liste des Weltkulturerbes aufnahm.
Ein Beispiel ist die nach sechs Jahren Bauzeit im Jahr 1957 neu eröffnete Kirche Église Saint-Joseph. Sie beeindruckt durch ihren 107 Meter hohen Spitzturm mit den vielen bunten, das Licht reflektierenden Glasfenstern. Die Kirche ist zugleich ein Mahnmal und „Leuchtturm“ des Gedenkens an die Opfer des Krieges.
Vorspeisen-Kreationen im Petit Rade
Birnen-Cidre aus reinem Birnensaft
Dann ist Zeit für einen Mittagscocktail im Petit Rade in Le Havre, auch einem Logis-Hotel mit Panoramablick aufs Meer. Hier werden serviert: Forellen Panna Cotta, Bruschetta mit Gurke und Rettich, Risotto mit geräucherter normannischer Wurst, Rote Beete Gazpacho mit Camembert Mousse und Tartelettes mit Neufchatel-Käse. Voilá.
Cidre Simon
Im Petit Rade machen wir Bekanntschaft mit Simon Valin von einem Birnenhof, der sich gern Cidre Simon nennen lässt. Denn sein Markenzeichen ist der Birnen-Cidre, auch Poiré genannt, aus reinem Birnensaft mit nur 2 Prozent Alkohol und strohgelber Farbe. Auf dem Tisch steht auch Tiramisu aus der Normandie mit Pommeau und karamellisierten Apfelchips. Pommeau ist frisch gepresster Apfelsaft, der durch Zugabe von Calvados an der Gärung gehindert wird. Anschließend wird die Mixtur 36 bis 48 Monate in den Barriques, so heißen die kleinen 225 Liter Eichenfässer, gelagert.
Pont de Normandie
Monet zahlte die Miete mit Bildern
Weiter geht die Entdeckungsreise in die kleine malerische Stadt Honfleur. Der Weg dorthin führt über den Pont de Normandie, eine der modernsten Hängebrücken des Landes mit zwei Kilometern Länge, der die Seine überspannt.
Honfleur Die weiten Strände der Normandie
Die wirtschaftliche Bedeutung des Hafens Honfleur ging im Wirbel von Piraterie, Sklavenhandel, Abenteurern und Weltumseglern zunehmend an Le Havre verloren. Dafür behielt Honfleur seinen Charme mit den bunten Fachwerkhäusern, den Plätzen und Gassen der Altstadt. Claude Monet war oft hier Gast und bezahlte seine Miete mit Bildern, die er auch an Wände malte, zur großen Freude der heutigen Nachkommen der Vermieter.
Reisebuchautor Christoph Merten
beim erfolgreichen Quirlen von Butter
Normannische Butter schlagen
Auf dem Weg entlang der Küste liegen die langen Strände der Normandie und bieten wunderbare Fotomotive. Am Abend erwartet uns in dem idyllischen Kleinstädtchen Pont-l’Évêque das SPA-Hotel Le Lion d‘Or.
Hier soll die Journalistengruppe nun selbst Hand anlegen bei der Herstellung von normannischer Butter. Wenn man weiß, wie es geht, ist es einfach. Mit einem Handschlagbesen wird die Sahne so lange geschlagen und zwischendurch Molke abgegossen, bis ein festes Butterstück in der Metallschüssel übrigbleibt. Dazu werden normannische Käsesorten serviert.
Das Hotel ist neben 22 Zimmern unterschiedlicher Kategorien auch mit fünf Suiten ausgestattet. Die Suite Geisha hat sogar einen Privat-Whirlpool auf eigener Terrasse.
Hotel Le Lion d’Or Der Mini Rolls Royce
Freizeit-Autos mit Kunststoff-Karosserie
Wer kennt sie nicht, die für Frankreich typischen Citroen 2CV, auch kurz und liebevoll Ente genannt. Die offenen Freizeit-Autos mit Kunststoff-Karosserie, ausgerüstet mit einem Motor der Ente, sind ihre Verwandten. Sie werden auch als die kleinen Rolls Royce betitelt und haben als „Citroen Mehari“ einen Eintrag bei Wikipedia. Hier in Pont-l’Évêque gehören sie dem Service-Unternehmen „Normandie Challenge“, das in der Saison Touristen in diesen Autos zum Strand fährt oder ganz mutigen Urlaubern die Fahrzeuge ausleiht – mit einer ordentlichen Handkupplung.
Vom Apfel bis zum Calvados-Fass
Wo der Calvados gebrannt wird
Die Fahrt führt die Journalistengruppe zur Brennerei Chateau du Breuil und damit zu einer weiteren Spezialität der Normandie. Wir sind an dem Ort, wo der klassische Calvados hergestellt wird und gleich nebenbei auch ein Single Malt Whisky. Chef Roberto Montesano führt uns durch seine Destille. Am Anfang liegen bergeweise die Äpfel und am Ende sind die Calvados-Fässer abgefüllt. Seine Stamm-Marke - Nomen est Omen - ist der Chateau du Breuil.
Roberto Montesano in seiner Calvados-Brennerei
Wo die Gold Beach Austern gezüchtet werden
Neben dem Calvados sind die Austern die wohl bekannteste Spezialität der Region. Die Normandie ist mit 27.000 Tonnen jährlicher Austernproduktion Frankreichs wichtigstes Anbaugebiet. An den Stränden von Asnelles, wo im Juni 1944 die alliierten Truppen landeten, werden heute in der Austernfarm Nordet die preisgekrönten Gold Beach Austern gezüchtet, und ein paar Kilometer weiter im Fischerdorf Veules-les-Roses die La Belle du Nordet-Austern. Insgesamt werden sechs Austernbänke bewirtschaftet. Die Hochseeaustern verbleiben das ganze Jahr in ihrer geschützten natürlichen Umgebung und werden dann nach vier Jahren Wachstum geerntet.
Austern vom Goldstrand
Wir dürfen die edlen Muscheln kosten. Sie schmecken fleischig und ausgeprägt nussig.
Austern werden von den Franzosen wie bei uns in Deutschland der Fisch regelmäßig verspeist, der pro Kopf-Konsum liegt bei 1,1 Kilo pro Jahr. Während bei den Produzenten eine Auster schon mal nur knapp einen Euro kosten kann, ist im Hotel und Restaurant an der Küste bereits das Fünffache zu bezahlen. Und in Paris ist der Austern-Schmaus dann schon ein wahrlich teures Vergnügen.
Soldatenfriedhof La Cambe
Mahnung an die Schrecken des Krieges
Nach Saint Vaast-la-Hogue führt unser Weg auch am deutschen Soldatenfriedhof La Cambe vorbei. Der Weg zum Friedhof verläuft entlang einer Allee, dem Friedenspark. Die Normandie steht auch für die Schrecken des 2. Weltkrieges und zeigt ein Stück Weltgeschichte.
Der Vauban-Turm auf der Insel Tatihou, ein Wachturm, der nach Plänen des Festungsbaumeisters Vauban entstand
Die Insel der Gärten Tatihou
Wir erreichen den kleinen Fischerort Saint Vaast-la-Hogue. Die Bucht von Saint Vaast-la-Hogue ist die älteste Austernzuchtregion der Normandie. Mit einem Verkehrsmittel, das ein Mix aus Fähre und Amphibienfahrzeug ist, gelangt man in nur wenigen Minute zur Insel Tatihou mit einer noch gut erhaltenen Festungsanlage.
Fähre zur Insel Tatihou Blick vom Vauban-Turm auf das vorgelagerte Fort
Die Insel hat schon mehrere Karrieren hinter sich: 300 Jahre Militärgeschichte, um sich vor Piraten und den Engländern zu schützen, Lazarett, Quarantäne-Insel gegen Pest und Cholera und schließlich ist in der Gegenwart ein kulturelles und touristisches Projekt entstanden, das sich sogar seit 2008 mit dem Titel Weltkulturerbe schmücken kann. Diesen Aufstieg verdankt Tatihou den seit 1995 akribisch und wissenschaftlich angelegten Gärten mit seltenen Pflanzen und Bäumen, ein besonderes Arboretum. Vom März bis Anfang November kommen jährlich 80.000 Besucher.
Die Gärten von Tatihou
Logis Hotels in ganz Europa vertreten
Beim Abendessen im Logis-Hotel Au Moyne de Saire ist Zeit für Gespräche mit Hoteliers und Restaurantleitern der Logis Hotels Groupe, die auf unterschiedlichen Ebenen das Amt eines gewählten Präsidenten oder Vizepräsidenten ausüben. Das Netzwerk der französischen Logis Hotels wurde im Jahr 1947 gegründet und orientierte sich von Beginn an darauf, außerhalb der Tourismus-Zentren kleine Hotels zu vermarkten und die Region mit ihren landwirtschaftlichen Produkten einzubeziehen. Logis-Hotels sind nicht nur in der Normandie, sondern in ganz Frankreich in 92 Department-Verbänden und zwölf Regionalverbänden organisiert. Darüber hinaus ist die Logis Hotels Groupe heute mit 2.000 (!) Häusern die größte Kooperation unabhängiger Hoteliers und Restaurantbesitzer in Europa.
Engagement für Gastlichkeit und Regionalität: Patrice Girres (li.) und Alain Bekaert (re.)
Engagement pur für das Familienhotel
Hotelier Patrice Girres ist Präsident der Logis-Hotels im Departement de la Manche. Er ist mit seiner Frau Sandra Besitzer und Betreiber des Hotels Auberge de la Sélune in Ducey, ganz in der Nähe des berühmten Klosterberges Mont-Saint-Michel. Der studierte Informatiker Patrice ist ein Seiteneinsteiger. Im Jahr 1907 eröffneten seine Urgroßeltern ihr erstes Hotel in Ducey. Patrice Girres setzt nun die Tradition in vierter Generation fort, mit einem kleinen familiengerechten Hotel mit 20 Zimmern. „Wir wollten nicht aufgeben und die 10 Angestellten in die Arbeitslosigkeit schicken“, erzählt Patrice. „Doch für das Markenzeichen unseres Logis-Hotels, das ist eine anspruchsvolle Küche, brauchten wir dringend zwei Köche.“ Mehr als dreihundert Ausschreibungen habe er durchgesehen, aber gute Köche sind im Land gefragt. „Schließlich konnte ich die von mir ausgewählten Spitzenköche nur zu uns in die Provinz holen, wenn ich ihnen ein gutes Quartier bieten konnte. Da habe ich mir mit meiner Frau eine andere Wohnung gesucht und die Köche sind bei uns eingezogen.“
Das ist schon Engagement pur für das Logis-Familienhotel. Vor kurzem wurde das Restaurant mit dem renommierten Titel "Table Distinguée" ausgezeichnet, auch dank seiner herausragenden Küche.
Die schönste Küche der Welt
Frankreich hat die schönste Küche der Welt
Zu unserer Journalistengruppe sind Alain Bekaert und Karim Soleilhavoup, gestoßen, der Präsident und der Generaldirektor der Logis Hotels Groupe. Da stellt sich von allein die Frage, was für die wachsende Zahl deutscher Urlauber in Frankreich die Gründe sind, ihre Unterkunft in Logis-Hotels zu wählen. „Logis steht für familiengeführt, enge Beziehung zur Region und Ausflugs-Tipps, die nicht immer im Reiseführer stehen. Außerdem steht bei der Wahl der deutschen Gäste für Logis-Hotels die sehr gute französische Küche an erster Stelle“, so Präsident Bekaert. Und Generaldirektor Soleilhavoup ergänzt: „Mehr als zwei Drittel der Logis-Hotels verfügen über eigene Restaurants. Der Gast findet die ganze Bandbreite französischer Kulinarik, von einfacher guter Küche bis zu exquisiten 3 Sterne-Restaurants.“
Darauf angesprochen, einige besonders typische Merkmale der französischen Cuisine aufzulisten, lächeln beide nur melancholisch. „Frankreich ist das Mutterland der Gastronomie. Alle großen Küchenchefs haben bei uns in Frankreich ihr Handwerk gelernt. Die Sprache der Gastronomie ist Französisch.“ Und das Resümee der Chefs der Logis-Hotels lautet: „Frankreich hat die schönste Küche der Welt.“ Gerade auch in den ländlichen Hotels der Normandie.
In der Glockengießerei Cornille Havard in Villedieu-les-Poêles
Stadt der Glockengießer
Die Entdeckungsreise durch die Normandie führt uns nach Villedieu-les-Poêles im Nordosten der Bucht von Mont-Saint-Michel. Den Beinamen les-Poêles (französisch für Topf oder Pfanne) erhielt der Ort, weil sich hier seit dem 13. Jahrhundert das Handwerk der Kupferverarbeitung angesiedelt hat.
Aber nicht Pfannen und Töpfe, sondern die Herstellung von Kirchenglocken haben den verträumten Ort berühmt gemacht. Im Museum der Stadt lernt der Besucher, dass für die gut klingenden Glocken das Verhältnis von Kupfer und Zinn entscheidend ist: 80 zu 20 Prozent. Das Handwerk des Glockengießens hatte sich damals sogar in bis zu 30 Hinterhöfe des Städtchens zurückgezogen.
Im Logis-Hotel Le Fruitier: Speisen in der Glockengießerei
Den Touristen sind heute noch die Fotomotive der Höfe erhalten geblieben. Und in einigen Restaurants und in Hotelzimmern wie im Logis Hotel Le Fruitier sind großformatige Glockenbilder zu bewundern.
Schlafen neben Glocken
Catherine Coiffard in ihrer Küche im Logis Hotel Le Faisan Doré
Auf den Birnenfarmen entsteht der Birnen-Cidre
Wir erreichen das Städtchen Domfront im Tal der Varenne im Département Orne. Die Region Domfrontais ist berühmt für den hier produzierten Birnen-Cidre, den Poiré.
Deshalb besuchen wir eine Birnenfarm bei der Ortschaft Bagnoles de l‘Orne, begleitet von der stellvertretenden Präsidentin der Logis-Hotels de l’Orne und renommierten Köchin Catherine Coiffard, die den Poiré selbstverständlich auch in ihrem Hotel Le Faisan Doré ausschenkt. Sie zaubert für ihre Hotelgäste in ihrem Gourmetrestaurant La Table de Catherine höchstselbst raffinierte Gerichte und Desserts.
Stephane Leroyer und Fafa zeigen ihre reiche Apfel- und Birnenernte für die Cidre-Herstellung
Der Poiré Domfront wird von etwa zwanzig erntenden Erzeugern in der Region hergestellt, die jährlich etwa 150.000 Flaschen produzieren. Zu ihnen gehört der Apfel- und Birnenhof der Brüder Stephane, Dominique und Michel Leroyer. Etwa 800 Apfel- und Birnenbäume wachsen auf ihrem 180 Hektar großen Grundstück. Die Geschichte des Hofes reicht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Zwischen Bergen von Birnen treffen wir Stephane Leroyer und seine Partnerin Fafa beim Sortieren der Früchte, die auch hier verarbeitet und dann als Poiré, Cidre oder Saft in etwa 80.000 Flaschen abgefüllt werden. Und natürlich wird hier auch Calvados gebrannt.
Verarbeitung der Früchte zur Cidre-Herstellung Der Birnen-Cidre Poiré
Wiesenkräuter prägen den Camembert-Geschmack
Im Hotel von Catherine Coiffard wartet der Camembert-Experte Patrick Mercier, Hersteller des Rohmilch- und Bio-Camemberts Le Champ Secret, der bereits in der dritten Generation den Familien-Betrieb führt.
Camembert-Experte Patrick Mercier
Seine Camembert-Story beginnt damit, dass der Name Camembert nie geschützt wurde und für fast alle kleinen, runden, weißen Käse verwendet wird. Er kommt auch nicht aus dem Dörfchen Camembert, das als Namensgeber erwählt wurde, sondern kennt viele Entstehungsorte.
Die insgesamt 120 Kühe von Patrick Mercier stehen bis zu neun Monate auf der Weide und werden zwei Mal täglich gemolken. Basis für den echten normannischen Camembert ist die nicht pasteurisierte Rohmilch. Ein Geheimnis des Geschmacks sind die Kräuter auf der Wiese und im getrockneten Heu, dem vorrangigen Futter der Kühe. Bis zu vier Tonnen Heu benötigt eine Kuh im Jahr. Ebenso wichtig ist für die einmalige Qualität des Camemberts, dass beim Melken die Mikroorganismen in der Milch verbleiben und dass die Rohmilch bei über 12 Grad Celsius weiter verarbeitet wird. Die Fertigung mit dem Pressen und Schöpfen ist traditionell zumeist Handarbeit: Ein hoher Aufwand für die Käseproduzenten mit vielen Regeln. Jeder Besucher der Normandie kann probieren, dass sich die Mühen lohnen.
Im Gestüt Haras du Pin
Das Versailles der Pferde im Nationalgestüt Haras du Pin
Bei der Fahrt durch die Normandie ist es kein Zufall, wenn man auf den weitläufigen Weidegebieten eher Pferde als Kühe oder Schafe entdeckt. Die Normandie ist die Region der Pferde.
Eingangstor des Gestüts
In der Umgebung von Argentan liegt das berühmte Gestüt Haras du Pin. Es wurde auf Geheiß des Sonnenkönigs Ludwig XIV. gegründet, ist damit das älteste Nationalgestüt Frankreichs und ein Symbol für die französische Pferdezucht.
Das Gestüt erstreckt sich auf 1100 Hektar und strahlt etwas von dem so genannten Flair des Grand Siècle aus, der Prunk-Architektur französischer Monarchen des 17. Jahrhunderts, so dass es auch als „Versailles der Pferde“ bezeichnet wird. Beginnend bei Dressur- und Kutschen-Training über Sattlerei-Handwerk bis hin zur Pferdezucht kann der Besucher hier in die Welt der Pferde eintauchen. Jedes Jahr organisiert das Gestüt verschiedene Veranstaltungen, wie Pferderennen oder Pferdeshows. Ein Museum zeigt die Geschichte der Pferdezucht in der Normandie.
Ein Percheron – ein normannisches Rasse-Kaltblutpferd – vor dem Schloss von Haras
Lebensgefühl einer Kleinstadt
Die Entdeckungstour führt uns in das kleine beschauliche Städtchen Mortagne-au-Perche, mit Pflasterstein-Gässchen, die von altertümlichen Häusern und zahlreichen historischen Baudenkmälern umsäumt sind. Hier nimmt den Besucher das Lebensgefühl einer französischen Kleinstadt in Empfang.
Hotel du Tribunal in Mortagne-au-Perche Maison à tourelle mit Sonnenuhr aus dem 15. Jahrhundert
Ein guter Ort für einen Zwischenstopp auf der Reise durch die Normandie ist das Logis-Hotel du Tribunal, wieder mit exquisiter Menü-Karte. Das leichte Mittagessen beginnt mit einer Lachskrokette. Dann folgt ein kleines Süppchen mit Artischocken. Und das Schlemmermahl endet mit Jakobsmuscheln in der Terrine belegt mit Forellen-Kaviar. Bon appétit.
Blutwurstfeste und Blutwurstritter
Dass es in der französischen Cuisine auch schmackhaft und deftig zugehen kann, zeigt das traditionelle Blutwurstfest von Mortagne-au-Perche, an dem bis zu 600 Metzger teilnehmen, darunter auch Metzger aus deutschen Landen. Es wurde sogar einst die Bruderschaft der Blutwurstritter gegründet und die achtet auf die Regeln. Es dürfen in die Wurst nur Zwiebeln, Blut und Fett vom Schwein sowie Gewürze. Das nächste internationale Treffen veranstaltet die Hauptstadt der Blutwurst im März 2025.
Links: Skulptur des Philosophen Èmile Chartier in Mortagne-au-Perch
Mitte und rechts: Skulpturen des Metallbildhauers Jean-Alexandre Delattre: Stadtschreiber und Kind mit Großvater, letztere soll die Kluft zwischen den Generationen verdeutlichen (Kind mit modernem Tablet und Großvater mit Zeitung)
Ein kleiner Bummel durch das Städtchen führt in einen Park zur Skulptur des in Frankreich bekannten Philosophen Èmile Chartier, genannt Alain (1868-1951). Er war ein entschiedener Pazifist, dessen Stimme auch heute gut in die Welt passen würde.
Das Chateau du Champ-de-Bataille
Die Gärten vom Chateau du Champ-de-Bataille
Das prunkvolle Schloss Chateau du Champ-de-Bataille aus dem 17. Jahrhundert wird in Frankreich gern als das normannische Versailles bezeichnet. Es wurde von Louis Le Vau entworfen, einem Architekten, der auch in Versailles seine Spuren hinterließ. Doch dass das Chateau in altem Glanz wieder erstrahlt, ist dem weltweit angesehenen Star-Innenarchitekten und Dekorateur Jacques Garcia zu verdanken, der das ganze Anwesen 1992 kaufte und seitdem sein Besitzer ist.
Blick auf die Parkanlage mit den Themengärten der Götter
Er restaurierte und möblierte das Schloss und fand damit auch einen großartigen Platz für seine umfangreiche Sammlung an Antiquitäten. Im Schloss sollen sich mehr als 5.000 Gegenstände seiner privaten Sammlungen befinden, zumeist royalen Ursprungs, sowie mehr als 15.000 Bücher. Auch die heutigen Gärten des Schlosses hat Garcia selbst entworfen.
Das Delfin-Becken
Besonders die Parklandschaft besitzt eine unwiderstehliche Anziehungskraft und Schönheit. Als Garcia das Schloss 1992 übernahm, war von dem ursprünglichen Barockgarten nichts mehr vorhanden, außer ein paar Zeichnungen, die ihm Ideen lieferten. Mit 45 Hektar entstand hier der größte Privatpark in Europa praktisch aus dem Nichts, mit Hainen, Teichen, Wasserspielen und Alleen. Dabei stechen besonders die Themengärten der Götter hervor, der Eiskeller der Kybele, die Fackeln des Prometheus und die Voliere des Aktaion - alle wurden von der klassischen Mythologie inspiriert.
Die Industrie der Düfte
Nach diesem lustvollen Augenschmaus wartet die Normandie noch mit einem weiteren Genuss-Höhepunkt für die Sinne auf – einer Industrie der Düfte, die nicht in der Hauptstadt des Parfüms Paris ansässig ist. Das Traditionsunternehmen Maison Berger hat seinen Hauptsitz einige Kilometer von Rouen entfernt in Bourgtheroulde. Es steht seit über 120 Jahren für saubere, gesunde und angenehme Luft.
Ausstellung von Duftlampen im Musee Maison Berger
Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens begann schon Ende des 19. Jahrhunderts. Da suchte der Pariser Apotheker Maurice Berger nach einer Methode, die Luft in Krankenhäusern und Arztpraxen von Bakterien zu reinigen und entwickelte einen katalytischen Hochtemperatur-Brenner. Mit der innovativen Idee, den Lampen zusätzlich Duftstoffe beizumischen, begann die Karriere der Lampe Berger zum multifunktionalen „Beduftungsobjekt“. Eine kleine Lampe beseitigt Gerüche und duftet gleichzeitig.
Für den Wohlfühlduft der Lampe Berger sorgen exklusive Parfüms in über 40 Variationen. Pablo Picasso bezeichnete die Lampe Berger sogar als den „intelligentesten Duft“, den er kenne. Der Hauptmarkt ist Frankreich, aber die Duftlampen werden heute in insgesamt 70 Länder auf allen Kontinenten verkauft – ein Exportschlager aus der Normandie.
Ausstellung von Duftlampen im Museum Maison Berger Parfümdüfte für die Lampe Berger
Die Logis-Präsidentin aus Sachsen
Die letzte Station der Entdeckungsreise mit den französischen Hoteliers ist das Logis Hôtel la Corne d'Abondance in Bourgtheroulde. Im Jahr 1740 als Postkutschen-Halt gegründet, bietet es den Reisenden heute komfortable Zimmer in warmen Farbtönen, die an die Impressionisten erinnern. Ein idealer Ort, um von der Mitveranstalterin der Tour, der deutschen Logis-Präsidentin aus Sachsen Tina Weßollek, mehr über ihren Hotelverband zu erfahren.
Tina Weßollek begann ihre Ausbildung in einer Hotelfachschule im Elsaß und machte sich hier auch mit der Philosophie der Logis-Hotels in Frankreich vertraut: Familiengeführt, ländlich und regional verankert. Zurück in der Oberlausitz gab sie im Jahr 2000 dem kleinen Landhof mit Pension ihrer Eltern ein neues Format mit französischer Küche. Seit der Zeit ist sie Küchenmeisterin und Geschäftsführerin der „L’Auberge – Gutshof“ (https://www.auberge-gutshof.de) und schloss sich dem Verband der unabhängigen Hotelbetreiber an. Bereits seit zehn Jahren fungiert sie nun auch dank ihrer ausgezeichneten Kenntnisse in der französischen Kochkunst und Sprache als Präsidentin der deutschen Fraktion der Logis-Hotels.
Tina Weßollek, deutsche Logis-Präsidentin aus Bischofswerda
Der Charme von Logis-Hotels
Was können die Urlauber von dieser Vereinigung kleiner unabhängiger Landhotels erwarten? „An erster Stelle steht in unseren Logis-Hotels in Deutschland die französische Landhausküche. Ob Calamari-Ragout, Ente in Orangensauce oder Rindfleisch in Rotwein oder das typische Dessert Creme Brulée.“ Und Tina ergänzt: „Wie alle Logis-Hotels orientieren wir uns auf regionale Produzenten. Mit Tomaten und anderem Gemüse versorgt uns die Gärtnerei im Ort. Die Käsesorten und die Weine kommen natürlich aus Frankreich. Und bei unserer Normandie-Tour habe ich vor Ort bei den Obstbauern Calvados und Cidre aus Äpfeln und Birnen geordert.“
Bei allen existierenden Problemen der Hotelbranche sieht sie für die Logis-Hotels optimistisch in die Zukunft. „Etwa 80 Prozent der Logis-Hotels in Deutschland befinden sich auf dem Land. Familiengeführte kleine Landgasthöfe, ohne Gruppenreisende und ohne die Regeln internationaler Hotelketten, mit freundlich eingerichteten Zimmern und viel französischer und regionaler Küche zu fairen Preisen – das hat Anziehungskraft und spricht sich herum.“ Und ihr Resümee: „Die Zahl der deutschen Logis-Hotel steigt langsam und auch die Zahl der Gäste. Und ich als Hotelier habe die Gäste, die ich will.“
Bildergalerie des Schlosses und der Parkanlage Chateau du Champ-de-Bataille