Imagine the Future
- Ronald Keusch
- vor 3 Tagen
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen
IFA 2025 ist wieder unter dem Funkturm in Berlin zu Gast
IFA-Eingang City Cube

Die Hundertjährige IFA, die im vergangenen Jahr ihr Gründungsjubiläum feierte, gibt sich keineswegs altersmüde, sondern wirkt erfrischend jung und modern. Sie präsentierte vom 5.bis 9. September wieder traditionell auf dem Messegelände unter dem Funkturm die weltweiten Innovationen der Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte. Allen Unkenrufen zum Trotz behauptet sich der Messestandort Berlin weiterhin als renommierteste und weltweit größte Fachmesse für Heim- und Verbrauchertechnologien. Für die fünf führenden deutschen Fachhandelskooperationen - EK Retail, ElectronicPartner, EURONICS Deutschland, expert SE und Telering - ist die IFA Berlin der Ort für den Austausch auf Augenhöhe mit Kunden, Partnern und Fachleuten. Es ist diese besondere Mischung aus Fachgesprächen, Produktinnovationen und persönlichem Networking, die die Messe auch international so anziehend macht. Das soll auch in den nächsten Jahren so bleiben. Pünktlich zum Beginn der Messe wurde bekannt gegeben: Die IFA bleibt bis mindestens 2034 in der Hauptstadt.
CEO Leif Lindner und Dr. Sara Warneke bei der Eröffnungs-
Pressekonferenz © IFA Management GmbH

Technikmesse der Zukunft
Zur Eröffnungs-Pressekonferenz fiel es dem IFA-Management mit seinen CEO Leif Lindner und der Geschäftsführerin gfu Consumer & Home Electronics GmbH Dr. Sara Warneke nicht schwer, die Highlights dieses hochkarätigen Branchentreffs aufzulisten – der Technikmesse der Zukunft. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Consumer-Electronics- und Hausgeräte-Branche. Anwendungen für Künstliche Intelligenz (KI) sind allerorten ein Begleiter und haben sich mittlerweile Waschmaschinen und Kühlschränke erobert.
Besucherzahl von 200.000 ist angestrebt
Zur Anzahl der Austeller und den zu erwartenden Besucherzahlen lässt sich IFA-Chef Linder gern mit zwei Aussagen zitieren: Die Ausstellerzahl liegt in diesem Jahr bei 1.800, sie ist damit etwas geringer als bei der letzten Vor-Corona IFA im Jahr 2019 mit 2.000 Austellern. In diesem Jahr sind die wichtigsten TOP-Aussteller der Branche vertreten und es gilt die Devise: Nicht die Quantität, sondern die Qualität ist für die IFA entscheidend. Im Jahr 2019 lag die Besucherzahl bei 245.000. „Eine diesjährige Besucherzahl über 200.000 würde mich schon glücklich machen“, so Lindner.
Eingang Süd zur IFA 2025

Neue IFA-App – alle Events im Blick
Eine Neuheit auf der IFA, die nicht wirklich überrascht, ist die neue IFA-App. Damit haben Besucher das gesamte Event jederzeit im Blick – von Ausstellern über die Bühnen bis hin zu Programm-Höhepunkten. Dank flexibler Funktionen lässt sich die App genau auf die eigenen Interessen und Bedürfnisse zuschneiden. So wird jeder Besuch so einzigartig wie die IFA selbst unter dem Motto: Alles in einer App – individuell wie der Besuch der IFA. „Unser Ziel ist es, allen Besucher ein optimales Erlebnis auf der IFA zu bieten. Die IFA-App ist dabei der Schlüssel – für Fachbesucher, Branchenexperten und Technikbegeisterte gleichermaßen“, so CEO Leif Lindner.

Find Your Next Tech
Die IFA Berlin erweitert in diesem Jahr ihr digitales Angebot: Gemeinsam mit Webedia, einem Medienunternehmen, das für seine digitalen Plattformen wie GameStar, FILMSTARTS oder Tech like Vera bekannt ist, präsentiert die IFA Live-Show „Find Your Next Tech“, kurz: FYNT. Das mehrtägige Live-Programm liefert exklusive Inhalte direkt von der Messe – digital und vor Ort. Aus dem speziell eingerichteten „Find Your Next Tech“-Studio in Halle 5.2a sendet Webedia fünf Tage lang ein vielfältiges, redaktionell kuratiertes Programm mit insgesamt 35 Stunden Live-Inhalten. Das Programm richtet sich an Technikaffine und Fachpublikum gleichermaßen. Thematisch reicht das Spektrum von PCs/Laptops, Gaming-Hardware, Smartphones, Smart Home, Wearables und Home Entertainment bis hin zu künstlicher Intelligenz, Mobilität und neuen Technik-Trends. Live, interaktiv, unterhaltsam – Ein weiterer Schritt in der digitalen Entwicklung der IFA.

ShowStoppers zur IFA in Berlin
Am Vorabend der Eröffnung der IFA treffen sich auf dem Messegelände schon traditionell mehr als 80 Innovatoren und Branchenführer mit der Presse, um beim so genannten ShowStoppers neue Technologieprodukte für Arbeit, zu Hause und Freizeit vorzustellen. ShowStoppers (https://www.showstoppers.com/) findet seit 28 Jahren statt und ist weltweit führend in der Organisation von Presse- und Business-Events in den USA, Europa und Asien. Jede Veranstaltung organisiert Produkteinführungen und Vorpremieren, die die Marken fördern und neue Märkte erschließen sollen. Ein kleiner Bummel durch die Ausstellungshalle belegt, wie die vorgestellten Innovationen durchaus den Alltag bestimmen können.
Wisch-Saug-Roboter von Narwal
Saugroboter mit KI
Das beginnt bei Neuheiten für gründliche und mühelose Reinigung. Ein Beispiel der Staubsauger und Wischer von Narwal. Das ist ein innovative Saugroboter mit einem integrierten Laserturm am Heck und einer breiten Wischwalze. Mit zwei RGB-Kameras, einer 3D-Tiefenkartierung und einem KI-Chip mit einer Rechenleistung von 10 Tera Operations pro Sekunde arbeitet sich der Narwal Flow daheim durch die Wohnräume. Dank seines Chassis-Lifts kann er sogar hohe Schwellen überwinden. In der Rangliste hat sich der Narwal weltweit unter den wichtigsten Robotern dieser Art platziert. Natürlich gibt es auch für den Handbetrieb kabellose Akku-Staubsauger mit automatischer Entleerungsstation.
Narwal ist ein vor neun Jahren gegründetes chinesisches Robotik Unternehmen mit Sitz in Shenzhen. Auf dem chinesischen Markt ein Big Player, der jetzt nach Europa kommt mit seiner KI-gesteuerter Schmutzerkennung und automatischer Wischpad-Reinigung.
Der Mähroboter von Sunseeker

Der Mähroboter im Garten
Am nächsten Stand wartet ein neuer Mäh-Roboter, eine Technik, die schon öfter in deutschen Gärten im Einsatz ist – und zwar ohne Begrenzungskabel um die zu mähenden Grünflächen. Branchengrößen wie Husqvarna oder Segway/Nawimow bieten diese satellitengestützten Technologien bereits seit einiger Zeit an. Die Roboter von Sunseeker gehen noch einen Schritt weiter. Sie sind mit 3D-Kameras und künstlicher Intelligenz ausgestattet und gestatten eine präzise Umgebungsnavigation, auch unter überhängender Vegetation. Der Mutterkonzern in China produzierte allein im letzten Jahr zwei Millionen dieser Roboter.
Xiaoyu Li präsentiert in bestem deutsch den AI Voice Cloning Translator von InnAIO

KI-Sprachübersetzung mit geklonter Stimme
Eine weitere Station bei den ShowStoppers ist ein KI-Sprachübersetzer von dem Unternehmen InnAIO, der Sprachbarrieren abbauen und auch zu einem unverzichtbaren Reisebegleiter werden kann. Das Unternehmen mit Sitz in Shenzhen und Honkong und weltweit weiteren Filialen hat sich der Förderung von Innovationen im Bereich der künstlichen Intelligenz verschrieben. Seine Kernkompetenz liegt in einem selbst entwickelten KI-Sprachübersetzungsmodell. Damit kann eine branchenführende Übersetzungsgenauigkeit von über 98 % erreicht werden. Wie die Mitarbeiterin Li am Stand erklärt, ist InnAIO die erste Firma, die die Stimme des Nutzers für die Übersetzung klonen kann. Dazu genügt ein 30 Sekunden langes Audio-Beispiel, um ein personalisierter Stimm-Klon zu erstellen. Dieser Klone spricht dann mit der Stimme des Nutzers in 150 Sprachen mit dem jeweiligen Gegenüber. Da sind neue Erlebnisse für den Urlaub im Ausland angesagt.
Lautsprecher von Audio Pro

Vieles aus China – auch moderne Lautsprecher
Nach so viel China-Power auf internationalen Märkten suchte und fand ich einen Anbieter mit schwedischer Flagge, gegründet 1978 in Stockholm. Der skandinavische Audiospezialist Audio Pro, promotet von Starscream Communications aus London, stellt in Berlin eine Aktualisierung seines Sortiments an kabellosen Lautsprechern und eine neue „W-Generation“ vor. Während die neuen Lautsprecher ihre minimalistische skandinavische Ästhetik beibehalten, hat Audio Pro subtile Verbesserungen vorgenommen: neue Farbkombinationen in Grau, Schwarz und Weiß, einheitliche Logoplatzierung und einheitliche Gitterstoffe. Und wo wird von Audio Pro dieses neue Klanggefühl hauptsächlich hergestellt: an verschiedenen Standorten und …wenig überraschend auch in China, im Reich der Innovationen.

Nostalgisches Design und moderne Technologie
Auf der IFA des Jahres 2025 trifft der Besucher auch noch auf Unternehmens-Namen, die in den Gründungsjahren der Internationalen Funkausstellung unter dem Funkturm ihren Auftritt hatten, wie die traditionsreiche deutsche Marke Blaupunkt. Sie ist vielen bekannt für ihre Produkte der Unterhaltungselektronik und speziell für die Blaupunkt-Autoradios und Multimedia-Anlagen.
Moderne Multimedia und Retro-Auto-Radios von Blaupunkt

Hier auf der Ausstellung im Heute bedient Blaupunkt Nostalgie und liefert einen Ritt sowohl in die Vergangenheit als auch die Zukunft. Es wird das originale Design z.B. das Retro-Autoradio Frankfurt Stereo MB der 70er Jahre oder das Kultradio Bremen SQR 46 DAB der zweiten Hälfte der 80er Jahre mit den heute modernen Leistungen wie Audiostreaming oder Freisprechtelefonie ausgestattet. Geboten wird die perfekte Symbiose von nostalgischem Design und moderner Technologie. Dieses mittlerweile erfolgreiche Geschäftsmodell richtet sich vorrangig an die Oldtimer-Fans, die mit viel Liebe ihre Fahrzeuge designgetreu aufbauen, ohne dass ein Display blinkt. Sie wollen das originale Radio, aber mit den Leistungen der Gegenwart. Wie zu hören ist die Nachfrage in Europa und besonders in England recht groß.
Falt-E-Bikes von Blaupunkt Das kleinste E-Bike Fiene
Das gefaltete E-Bike im Kofferraum
Das Unternehmen Blaupunkt hat sich auch einem wachsenden Bedarf von Campingfreunden und urbanen Pendlern angenommen und präsentiert eine Reihe von E-Bike-Modellen mit einer Faltfunktion. Das kompakte 20 Zoll E-Bike Modell Fiene mit einem Gewicht von nur 21 Kilogramm inklusive Akku passt sogar in einen kleinen Kofferraum. Der wartungsfreie 250 Watt Hinterradmotor, der im Rahmen integrierte und entnehmbare Akku, Scheibenbremsen sowie eine 6-Gang-Kettenschaltung sorgen für zuverlässige Performance im Alltag.
Schachroboter von Sense Robot


In der Pause mit dem Roboter Schach spielen
Die chinesische Firma Sense Robot zeigt auf der IFA den ersten schachspielenden Roboter für Zuhause. Sense Robot ist Marktführer in der Entwicklung von Roboter-Armen, die in verschiedensten Hausgeräten eingesetzt werden können und inzwischen als Massenware produziert werden. Der Schachroboter besticht durch eine integrierte KI-Vision, einen beweglichen Roboter-Arm und – natürlich – durch Spielstärke.
Schach-Spielen in der Pause

Dabei ist er ein guter Schachpartner – man kann das angestrebte Schachlevel einstellen. Die eingebaute KI offeriert Spielstärken von ELO 200 bis ELO 2900. ELO ist ein international anerkanntes Bewertungssystem für Schachspieler. Dazu muss man wissen, dass das Level ELO 2700 für den Titel eines Super-Großmeisters im Schach qualifiziert – erst 40 Schachspieler haben das weltweit erreicht. Und der absolute Spitzenwert, den ein Schachspieler jemals erreicht hat, liegt bei 2909 Punkten – der ehemalige Schachweltmeister Magnus Carlsen schaffte diesen Wert im Juni 2025. Der Anbieter wirbt sogar mit Duellen auf dem Spiellevel ELO 3200 mit den Worten: „Genießen Sie den Nervenkitzel, gegen einen Gegner zu spielen, der stärker ist als jeder Mensch.“ Ob der norwegische Weltmeister den Schach-Roboter als Spielpartner akzeptiert?
Jedenfalls unterrichtet der Roboter auch im Schachspielen, analysiert Spiele und lehrt Strategie und Taktik des Schachspielens, für Anfänger wie für Fortgeschrittene. Und auf der Messe ist der Schach-Roboter ein gern genutzter Zeitvertreib für die Betreuer der Nachbarstände, wenn denn mal Besucherflaute ist.
Mobilität der Zukunft?
Neben der Robotik spielt auch das Thema Mobilität eine große Rolle auf der IFA, ob nun stylische E-Bikes oder E-Scooter oder autonome Fahrzeuge. Die Messe wirbt mit dem Slogan „Freiheit, Effizienz und ein neues Gefühl von Unterwegssein“ um neue Wege der Fortbewegung. Ein neues Highlight der IFA 2025 ist ein Mobility Test Track, wo Scooter, Bikes und anderes direkt vor Ort getestet werden können. Smarte Mobilität in Aktion.
IFA Mobility Test Track

So visionär diese smarte Mobilität auch sein mag, kann sie in Zukunft den überall knirschenden öffentlichen Nahverkehr entlasten? Kann sie das Fehlen von S-Bahn- und Bus-Fahrern kompensieren, die maroden Brücken und Straßen flicken, die vernachlässigte und hoffnungslos veraltete Verkehrs-Infrastruktur des Landes erneuern? An jedem der vier Tage, an dem ich die Messe besucht habe, gab es Störungen des normalen S-Bahn-Verkehrs, von den planmäßigen Baustellen und Verkehrseinschränkungen gar nicht zu reden. Das hatte Auswirkungen auf Aussteller und Besucher und steht im krassen Gegensatz zu den hohen Ambitionen der Branche. Es wurde mal wieder deutlich: All die gezeigten Innovationen können nur dann Effekte erzielen, wenn sie auf soliden funktionierenden Strukturen von Staat und Gesellschaft aufsetzen.
Fotos: Ronald Keusch (13), IFA Management GmbH (1)
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