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Gabriele und Klaus-Dieter Richter

Reichsstadt, Bauernkrieg und Bratwurst

Mühlhausen, eine historische und sehenswerte Stadt in Thüringen




Divi Blasii-Kirche in Mühlhausen

Divi Blasii-Kirche in Mühlhausen

Vor dem Mittelalter wurde die Region Mühlhausen durch verschiedene kulturelle und historische Einflüsse geprägt. Obwohl detaillierte schriftliche Quellen rar sind, geben archäologische Funde wertvolle Einblicke in die frühe Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung. Von der jungsteinzeitlichen Besiedlung über die germanischen Stämme bis hin zur fränkischen Eroberung und Christianisierung erlebte das Gebiet eine kontinuierliche Entwicklung. Mühlhausen lag im Schnittpunkt von Handelsrouten und im Einflussbereich verschiedener Völker, was seine Bedeutung als Siedlungsort unterstreicht.


Mühlhausen erhielt den Status einer Reichsstadt im Jahr 1256. Dies bedeutete, sie war direkt dem Kaiser unterstellt, bekam eine eigene Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Dieser Status verlieh eine gewisse Unabhängigkeit und machte sie zu einem wichtigen Zentrum im Heiligen Römischen Reich. Im 12. und 13. Jahrhundert wurde die Stadt stark befestigt, erhielt eine mächtige Stadtmauer mit mehreren Türmen und Toren, von denen Teile noch heute erhalten sind.

Geschichte von Mühlhausen als Wandgemälde

Geschichte von Mühlhausen als Wandgemälde

Thomas Müntzer, 1489 in Stolberg im Harz geboren, spielte eine bedeutende Rolle während der Reformation und des Deutschen Bauernkriegs. Er war ein radikaler Theologe und Anführer der Bauernaufstände, aber auch eine der umstrittensten Figuren dieser Bewegung. Er lebte und predigte in Mühlhausen. Vor allem wurde er bekannt für seine revolutionären religiösen und sozialen Ideen, die ihn sowohl in Opposition zu den etablierten kirchlichen Autoritäten als auch zu Martin Luther brachten. 1525 wurde er gefangen genommen und am 27. Mai 1525 in der Stadt hingerichtet.

Im Bauernkriegsmuseum am Kornmarkt, wird über die Geschichte der Bauernaufstände berichtet und über das Leben von Thomas Müntzer informiert.

Ein ausführlicher Beitrag zum Thema Bauernkrieg und zum Jubiläumsjahr 2025 findet man über diesen Link: https://www.keusch-reisezeiten.de/post/2024-06-de-th-bauernkrieg

 

Nach den Bauernkriegen und infolge des Dreißigjährigen Krieges verlor Mühlhausen zunehmend an Bedeutung. 1802 im Zuge der Säkularisation endete der Reichsstadt-Status als Mühlhausen an das Königreich Preußen fiel.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Mühlhausen zu einem wichtigen Standort der Textilindustrie. Die industrielle Entwicklung brachte der Stadt einen erneuten Aufschwung, der sich im 20. Jahrhundert und nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR fortsetzte. 1990 wurde Mühlhausen Teil des wiedergegründeten Bundeslandes Thüringen. Seitdem hat sich die Stadt modernisiert und viele historische Gebäude konnten restauriert werden.

Geprägt wird Mühlhausen durch seine gut erhaltene Altstadt mit zahlreichen Fachwerkhäusern und Kirchen. Allein elf der dreizehn Kirchen der Stadt stammen aus dem Mittelalter.


Wender-Schuke-Orgel der Divi-Blasii-Kirche Bach-Denkmal Ratsstraße


Eine von ihnen ist die Divi-Blasii-Kirche. Sie ist bekannt für ihre Orgel, die vom Mühlhausener Orgelbaumeister Johann Friedrich Wender gebaut wurde. Wender arbeitete dabei eng mit Johann Sebastian Bach zusammen – der junge Bach war 1707/1708 Organist an dieser Kirche. Die Orgel samt Prospekt wurde 1959 von der renommierten Potsdamer Orgelbauwerkstatt Alexander Schuke nach Plänen Albert Schweitzers rekonstruiert. Als Grundlage diente dabei eine von Johann Sebastian Bach speziell für diese Kirche entworfene Disposition. Sie gehört damit zu den wenigen Orgeln weltweit, die nach einer von Bach angefertigten Disposition erbaut wurden.

Das historische Rathaus von Mühlhausen aus dem 13. Jahrhundert hat eine beispielhafte Architektur. Es beherbergt heute das Stadtarchiv und eine Ausstellung zur Stadtgeschichte.


Torturm des Inneren Frauentores Stadtmauer hinter der Jakobikirche


Die Stadtmauer von Mühlhausen soll die am besten erhaltene Befestigung in Deutschland sein. Bei einem Rundgang lassen sich Mauern, Türme und Tore erkunden, zum Beispiel das Frauentor und der Rabenturm.

Die Kornmarktkirche ist eine ehemalige Klosterkirche, in welcher heute das Kulturhistorische Museum untergebracht ist. Die Ausstellung konzentriert sich auf die Geschichte der Stadt, den Bauernkrieg und die Region.


Markante Kirchenbauten in Mühlhausen: Kornmarktkirche (li.) und Jakobikirche (re.), heute Gedenkstätte für den Bauernkrieg und Stadtbibliothek


Eines der markanten Wahrzeichen von Mühlhausen ist die Marienkirche. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und beeindruckt durch gotische Architektur und reiche Verzierungen. Sie spielte eine zentrale Rolle während der Reformation, da Thomas Müntzer hier predigte.

Das Museum am Lindenbühl bietet eine umfassende Ausstellung zur Geschichte und Kultur Mühlhausens. Es befindet sich in einem historischen Gebäude am Lindenbühl, einem malerischen Teil der Altstadt von Mühlhausen. Das Gebäude selbst ist ein historisches Baudenkmal und trägt zur besonderen Atmosphäre des Museums bei.


Fachwerkhäuser in der Jakobistraße und am Untermarkt


Das Popperöder Brunnenhaus ist eine Wasserversorgungseinrichtung aus dem Mittelalter, die in den Jahrhunderten Mühlhausen mit Wasser versorgte. Es ist ein einzigartiges technisches Denkmal.

Die im Jahr 1841 erbaute Synagoge ist ein Beispiel für die jüdischen Geschichte der Stadt. Heute ist sie Gedenkstätte für kulturelle Veranstaltungen.

Das Schloss Mühlhausen aus dem 17. Jahrhundert wurde ursprünglich als mittelalterliche Wasserburg errichtet und ist heute vor allem für seine architektonische Bedeutung sowie seiner Nutzung als Kulturzentrum und kultureller Veranstaltungsort beliebt.


Blick auf Mühlhausen mit Jakobikirche (li.) und Marienkirche (re.)

Blick auf Mühlhausen mit Jakobikirche (li.) und Marienkirche (re.)

Wer eine Besichtigungspause einlegen möchte, um sich bei Kaffee und Kuchen zu stärken, für den ist das Café Schikore eine gute Wahl. Es befindet sich in der Erfurter Straße, unweit von der Divi-Blasii-Kirche, und bietet eine beeindruckende Auswahl an Torten und Kuchen. Dazu gehören unter anderem Mühlhäuser Pflaumenkuchen, Eierlikörtorte, Pralinen- und Marzipantorten und Baumkuchen, Frankfurter Kranz, und als Spezialität der Unstrutschlamm, eine Pralinenmischung aus Marzipan, Nougat und Krokant.


Im Café Schikore in Mühlhausen


Das Gebäude hat eine lange Geschichte. Es wurde im Mittelalter auf tonnengewölbten Travertinkellern mit gotischen Spitzbögen errichtet. Im 19. Jahrhundert zog hier ein Metzgerbetrieb ein, später wurde es ein Gasthof, dann ein Hotel und Restaurant und seit 1939 wird im Haus ein Café mit eigener Konditorei betrieben. 1956 übernahm die Familie Schikore die Konditorei, und heute leitet Bäckermeister Torsten Schikore das Café in der sechsten Generation.


Bratwurstkanone im 1. Deutschen Bratwurstmuseum

Bratwurstkanone im 1. Deutschen Bratwurstmuseum

Thüringen bietet eine einzigartige Mischung aus Natur, Geschichte und Kultur. Zusätzlich hat eine weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte kulinarische Spezialität hier ihren Ursprung, die Thüringer Bratwurst! Sie steht für lange Tradition und ihren besonderen Geschmack. Der erste Bratwurst-Export nach Amerika kam aus Mühlhausen und ist somit Grund genug für ein Museum. Am 16. August 2023 eröffnete das 1. Deutsche Bratwurstmuseum in Mühlhausen.

Weitere interessante Informationen zum Bratwurstmuseum findet man über diesen Link:

 

Im kleinen Dorf Niederdorla, nur 10 km entfernt von Mühlhausen, befindet sich der geografische Mittelpunkt Deutschlands. Er wurde im Jahr 1990 nach der Wiedervereinigung Deutschlands als neuer Mittelpunkt des wiedervereinigten Deutschlands berechnet. Ein Findling mit einer Metallplatte markiert den Platz. Auf der Platte, ist zu sehen, wie die geografischen Koordinaten errechnet wurden: Niederorla liegt im Schnittpunkt der entferntesten Punkte Deutschlands in Nord-Süd-Richtung und in Ost-West-Richtung.


Klaus-Dieter Richter am Mittelpunkt Deutschlands in Niederorla

Klaus-Dieter Richter am Mittelpunkt Deutschlands in Niederorla

Gleich gegenüber liegt ein kleiner See, der „Sühnesee“, um den sich einige Legenden ranken. Er ist Teil des Archäologischen Parks Niederdorla und wurde angelegt, um den ursprünglichen Zustand des Opfermoors als heilige Wasser- und Moorlandschaft zu rekonstruieren. Bei archäologischen Ausgrabungen wurden Überreste einer germanischen Kultstätte entdeckt. Diese zeigen, dass die Gegend schon seit der Antike bewohnt war. Der „Sühnesee“ steht in direktem Zusammenhang mit Opferhandlungen, die in der prähistorischen Zeit an diesem Ort stattfanden, und dient als symbolisches Element, das die Verbindung zu den damaligen Ritualen und spirituellen Praktiken unterstreicht.


Historisches Rathaus auf dem Hauptmarkt von Gotha

Historisches Rathaus auf dem Hauptmarkt von Gotha

Nur 40 Kilometer entfernt von Mühlhausen befindet sich Gotha, eine Stadt mit faszinierender Geschichte, welche von ihrer Rolle als Handelsstadt im Mittelalter über die Bedeutung als Residenzstadt im Barock bis hin zur Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert reicht.

Schloss Friedenstein in Gotha

Schloss Friedenstein in Gotha

Das Schloss Friedenstein ist heute ein wichtiges historisches und kulturelles Zentrum. Untergebracht sind im Schloss Kunstsammlungen mit Werken alter Meister wie Lucas Cranach, Peter Paul Rubens und Rembrandt. Gotha lässt sich bei einem Tagesausflug aus Mühlhausen kommend entdecken, aber lädt auch zu einem längeren Aufenthalt ein.

Weitere interessante Informationen zu Gotha findet man über diesen Link:

 


Café und Spezialitäten-Restaurant "Hainich Haus" Stachelbeertorte auf der Terrasse mit Ausblick genießen


Auf halbem Weg zwischen Gotha und Mühlhausen sollte man bei Rast im Waldgasthof Hainich Haus machen, direkt im Thüringer Nationalpark Hainich, einem der größten zusammenhängenden Laubwaldgebiete Deutschlands. Von seinem Panorama-Wintergarten kann man bei Kaffee und Kuchen oder bei Thüringer Spezialitäten eine 70 Kilometer Aussicht über das Thüringer Becken genießen. Das familiengeführte Waldhaus ist Ausgangspunkt für Wanderungen, Radtouren und ruhesuchende Übernachtungsgäste.


Hotel Brauhaus zum Löwen Tellersülze - eine der Spezialitäten im Brauhaus


Ein Übernachtungstipp für Mühlhausen ist das Hotel Brauhaus zum Löwen. Es befindet sich in einem historischen Fachwerkhaus in zentraler Lage am Kornmarkt, gleich neben der Kornmarktkirche und dem hier untergebrachten Bauerkriegsmuseum. Das Hotel verfügt über 103 Zimmer, sowie einer eigenen Brauerei mit Gastronomie und Tagungsräumen. Eine Auswahl an Thüringer Spezialitäten wie unter anderem die Thüringer Rostwurst oder Rinderroulade mit Kloß, welche in Thüringen als Beilage nicht fehlen darf, werden hier angeboten.

 

Die thüringische Stadt Mühlhausen ist ein wichtiger historischer und kultureller Ort in der Region. Eine facettenreiche Geschichte, viele Sehenswürdigkeiten und die liebevoll restaurierte Altstadt ziehen Besucher magisch an. Die Kombination aus Flair und Geschichte macht die Stadt zu einem interessanten und erlebenswerten Reiseziel.



 

 

Anreise nach Mühlhausen in Thüringen


Mit dem Auto:

Die Stadt liegt in der Nähe der Autobahnen A4 (südlich, Richtung Gotha oder Eisenach) und der A38 (nördlich, Richtung Göttingen). Von dort gelangt man über Bundesstraßen wie die B247 oder B249 nach Mühlhausen.


Mit dem Zug:

Mühlhausen hat einen Bahnhof, der von der Deutschen Bahn bedient wird. Es gibt Direktverbindungen von Erfurt und Göttingen.


Mit dem Bus:

Regionalbusse und Fernbusse fahren von oder über Erfurt und Göttingen, allerdings seltener als Zugverbindungen.


Mit dem Flugzeug:

Der nächstgelegene größere Flughafen ist der Flughafen Erfurt-Weimar.

 

Touristeninformation Mühlhausen

Ratsstraße 2099974 Mühlhausen

Tel.: +49 3601 404770Mail: service@touristinfo-muehlhausen.de

 

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